Ehemaliger FischteichTrerichsweiher in Siegburg ist ein hilfsbedürftiges Paradies

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Die Inseln im Trerichsweiher sind als Rastplätze bei Kormoranen beliebt. 

Die Inseln im Trerichsweiher sind als Rastplätze bei Kormoranen beliebt. 

Siegburg – Ein sonniger Aprilnachmittag am Trerichsweiher, zwei Schwäne gründeln in der Nähe des Ufers, lassen sich von zwei halbstarken Nutriajungen, die sich im Wasser balgen, nicht aus der Ruhe bringen, in den Bäumen  der beiden Inseln sitzen die Kormorane dicht an dicht.

Für Siegburger kommt der ehemalige Fischteich in der Beliebtheit kurz nach dem Michaelsberg, die Idylle lässt sogar den permanenten Autolärm von der nahe gelegenen B 56 vergessen.

Wels erstickte fast im Schlick

Ralf Beyer allerdings, Leiter der städtischen Grünflächenamt, weiß aus Erfahrung, dass das Bild ganz anders aussehen kann, wenn die Temperaturen steigen und das Gewässer zu kippen droht. Fische trieben an der Oberfläche, tote Wasservögel und Nutrias wurden im vergangenen Jahr gefunden.  Spaziergänger schickten Beyer ein Foto von einem armlangen Wels, der im Uferschlick fast erstickt wäre.

„Letztes Jahr war es schon im Mai wieder soweit“, erinnert sich Beyer. Mit speziellen Lüftern, die kleinen Schaufelraddampfern ähnelten, brachte er  zusätzlichen Sauerstoff ins Wasser. Dabei profitierte  er von einem Stromkasten, der eigens am Ufer installiert worden war.

„Wir konnten so gerade einen Totalausfall verhindern“, schildert Beyer, der in den Jahren zuvor auch schon mit riesigen Pumpen und Schläuchen frisches Wasser aus der Agger in den Weiher brachte. Auf Dauer funktioniere das aber nicht.

Den Sauerstoffgehalt des Wassers haben Ralf Beyer, Leiter der städtischen Grünflächenabteilung, und der Fischwirtschaftsmeister und Sachverständige Andreas Pilgram (von links) stets im Blick.

Den Sauerstoffgehalt des Wassers haben Ralf Beyer, Leiter der städtischen Grünflächenabteilung, und der Fischwirtschaftsmeister und Sachverständige Andreas Pilgram (von links) stets im Blick.

„Im  Moment fühlt es sich an, als könnten wir ein wasserreiches Jahr haben“, schätzt er, aber verlassen will er sich darauf nicht: Mit regelmäßigen Beprobungen wird die Wasserqualität kontrolliert, und im Notfall würde der Lohmarer Fischwirtschaftsmeister  und Fischereisachverständige Andreas Pilgram Gebläse auf Schwimmplattformen einsetzen, um ein Umkippen zu verhindern. „Davon haben wir 60 Stück im Einsatz und damit gute Erfahrungen gemacht.“ 

Klein und leise seien die Aggregate, die nicht verstopfen könnten und die Luft zu Auslässen am Teichgrund bliesen, von wo aus sie nach oben steige. „Je feiner die Blasen, desto besser mischt sich das ein“, schildert Pilgram. Wichtig sei ein „engmaschiges Monitoring“. Den Ablauf könne man so ändern, dass auch Wasser aus tieferen Schichten ablaufen könne. 

Mit der Situation hat sich Pilgram eingehend in einem  Gutachten  für die Stadt beschäftigt, der Umweltausschuss stimmte dem darin vorgeschlagenen Vorgehen zu. „Nichts tun ist keine Option“, hatte Pilgram darin ausdrücklich geschrieben. 

Das Gutachten schildert schlechten Zustand

Andreas Pilgram hat in seinem Gutachten geschildert, wie der vergangene Sommer dem Trerichsweiher zugesetzt hat. Fische, tierisches Plankton und andere Kleinlebewesen verendeten.  Zudem wurden giftige Blaualgen nachgewiesen; in verendeten Fischen bildeten sich Botulismuskeime, an denen Graureiher, Enten und Kormorane starben. 

Anhand von Sauerstoffprofilen stellte Pilgram fest, dass ab einer bestimmten Wassertiefe kein Sauerstoff mehr vorhanden war. Abbauprozesse im Boden waren blockiert. Ziel müsse es sein, vor allem im Sommer die Tiefwasserschicht zu belüften und im Boden lebende Bakterien für Abbauprozesse zu aktivieren. Der Weiher ist bis zu 2,70 Meter tief. (ah)

Weniger geeignet ist  nach seiner Darstellung eine Bewirtschaftung des Teichs mit Karpfen und  Trockenlegungen zum Abfischen von Karpfen.  Das sei zwar optimal für den Schlammabbau,  werfe aber die Frage auf, wie schnell der Teich anschließend wieder mit Wasser befüllt werden könne und ob dazu zusätzliche Quellen generiert werden müssten. 

Brutstätte der Kormorane

Pilgram wirft aber auch die Frage auf, ob die Wasservögel die beiden Inseln noch als Brutkolonie nutzten, wenn sie nicht mehr von tieferem Wasser umspült würden. Immerhin sei der  Weiher die zweitgrößte Brutstätte für Kormorane in Nordrhein-Westfalen.   

Eigentlich komme das Ökosystem gut klar:  „Man muss ihm nur helfen.“  Wenn man sich gar nicht um den Weiher kümmere, würde er nach und nach verlanden. Beyer und Pilgram betonen,  alle Maßnahmen würden mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Rhein-Sieg-Kreis und dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz abgestimmt. 

Ralf Beyer  sieht den Trerichsweiher und das Naturschutzgebiet trotz der Probleme bei Trockenheit und hohen Temperaturen auf einem guten Weg: „Das hat sich trotz des hohen Drucks durch Erholungssuchende super entwickelt.“  

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