„Eiszeit“ in KaldauenEismann aus Siegburg ist Dozent an der Eis-Universität

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24 Sorten bieten Günter Single und Ursula Gröger in ihrem Salon an.

24 Sorten bieten Günter Single und Ursula Gröger in ihrem Salon an.

  • Günter Single ist Dozent für Gelatieri an der Eis-Universität in Bologna. In Kaldauen hat er seinen Salon „Eiszeit“.
  • 24 Sorten bietet das kleine Lokal an, neben den Klassikern gern auch Experimentelles. Erdbeer-Basilikum, Erdnuss-Karamell, Kiwi-Ananas-Limette. Schoko, fast schwarz und ohne Milch.
  • Wir haben die kreativen Eissorten des Eisprofessors probiert und uns mit ihm über seine Leidenschaft zum Eis machen unterhalten.

Siegburg – Die Italiener machen das beste Gelato? Günter Single lächelt milde über das hartnäckige Klischee. Der Konditor aus Kaldauen bringt an der Eis-Universität von Bologna auch Südländern das Knowhow für die kalte Köstlichkeit bei. Daheim übt sich der Dozent allerdings im Understatement. Sein Salon, den er mit Partnerin Ursula Gröger betreibt, liegt nicht in der Siegburger City, sondern abseits der Kundenströme an der Hauptstraße in Kaldauen.

Ein Geheimtipp. 24 Sorten bietet das kleine Lokal mit dem schnörkellosen Namen „Eiszeit“ an, neben den Klassikern gern auch Experimentelles. Erdbeer-Basilikum, Erdnuss-Karamell, Kiwi-Ananas-Limette. Schoko, fast schwarz und ohne Milch. Und Smoothie mit Banane, Mandarine und Gemüse.

Die „Eiszeit“ bietet Heu-Eis an

Spinat gibt die knallgrüne Farbe und ein gutes Gefühl von Gesundheitsgenuss, ist aber wohl nur für feine Gaumen rauszuschmecken. Der Duft nach getrocknetem Gras hingegen dominiert beim Heu-Eis: „Für manche gibt’s nichts Schöneres“, schwärmt Gröger, wie ihr Partner vom Zuckerbäcker-Fach.

Ihren Salon „Eiszeit“ führen Ursula Gröger und Günter Single seit 2004.

Ihren Salon „Eiszeit“ führen Ursula Gröger und Günter Single seit 2004.

„Die Idee und der Geschmack entstehen im Kopf“, erklärt Single, dessen Name nicht englisch, sondern schwäbisch ausgesprochen wird. Seit 1982 lebt der 56-Jährige im Rheinland, seit 21 Jahren ist er selbstständig als Berater in Sachen Eis unterwegs. Ursula Gröger, 51, stammt aus Wesseling.

Angebot der Eisdiele ist wetterabhängig

Die Speiseeisherstellung gehörte zur Konditorenausbildung, Torten und Teilchen sind aber Vergangenheit. Seit 2004 dreht sich im eigenen Salon alles um die cremigen Kristalle. Was zu Bällchen geformt im Hörnchen oder im Becher landet, das ist auch wetterabhängig.

Die Lehrgänge

Günter Single ist Dozent der ersten Stunde an der  Eis-Universität im italienischen Bologna. Der Siegburger  arbeitet seit 1998 als Berater für den Eismaschinenhersteller Carpigiani, der  die Uni, eine weltweit einzigartige Institution, 2003 gründete.  Pro Jahr besuchen rund  9000 Studenten aus der ganzen Welt den Unterricht.  Für lange Zeit war Single  der einzige Dozent, der den starken deutschen Markt betreut und Seminare im deutschsprachigen Raum anbietet. Im vergangenen Jahr stieß Adriano  Colle hinzu. Bei den Grundkursen, an denen auch Laien teilnehmen,  geht es um   die Basis der Eisherstellung: „Das Produkt muss ja einige Tage bei minus 14 Grad Celsius die gleiche, cremige Konsistenz  haben“, erläutert  Single. Die Aufbaukurse drehen sich um eigene Rezepturen und deren Umsetzung. Diese Gelatieri-Lehrgänge werden von  erfahrenen Eismachern belegt. (coh)

In der kühleren Jahreszeit gehen die Milchsorten besser, im Sommer das Fruchtige. Und der Renner in extremer Hitze ist Buttermilch-Limette. Bei der derzeitigen Gluthitze sei der Run aufs Gelato nicht so groß, sagt Gröger: „Die Leute sind alle im Schwimmbad.“

Ihren Salon „Eiszeit“ führen Ursula Gröger und Günter Single seit 2004.

Ihren Salon „Eiszeit“ führen Ursula Gröger und Günter Single seit 2004.

Mittags halten vor allem die Handwerker an und gönnen sich eine Erfrischungspause. Ideal seien 24, 25 Grad Celsius, so die Experten für zart Schmelzendes. Auch der Nachwuchs packt mit an: „Unsere Tochter zupft gerade Kräuter in der Küche.“ Für Mochito, Limette-Minze und für die Knaller-Kreation Avocado-Orange-Minze, die schrittweise entwickelt wurde.

Eisprofessor startet bei Eismacher-Weltmeisterschaft

„Wir hatten zuerst ein reines Avocado-Eis, das war aber zu schwer, die Frucht ist ja sehr fetthaltig“, so die Chefin. Ab und zu geht ein Experiment auch schief, liegen die fünf Liter Creme wie Blei im Edelstahlbehälter. Acai zum Beispiel, die hippe Super-Beere, traf mit ihrem Schokoaroma nicht den Geschmack der Kundschaft.

Jeden Tag Eis, das haben die Profi-Schleckermäuler längst nicht satt, auch auswärts wird probiert. Einem hochkarätigen Gaumen-Wettstreit stellt sich Günter Single bald im Mutterland des Gelato. Der Kaldauer nimmt in Rimini als Kopf eines Viererteams an der Eismacher-Weltmeisterschaft teil.

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