Genossenschaft verbietet BeeteMieter in Siegburg sollen Stauden und Blumen rausreißen

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Die Hobbygärtner diskutieren mit den Nachbarn.

Siegburg – Mit schnellen Flugbewegungen umkreisen die Bienen die Stauden, lassen sich an den blauen Blüten nieder, um Nektar zu saugen und Pollen mitzunehmen. Am Ende der Häuserzeile lädt Zitronenmelisse dazu ein, sie zwischen den Fingern zu zerreiben.

Aus Sand ist eine Figur in den Rasen modelliert – ein Stück Gartenkunst. Die Mieter der Häuser an der Straße An der Schlade leben gern dort. Mit ihrem Vermieter, der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Siegburg (GBG), sind sie meist zufrieden. In vielen Punkten kommt er ihnen entgegen.

Doch jetzt spitzt sich ein Konflikt zu. Vor zwei Wochen flatterte ihnen ein Brief der Genossenschaft ins Haus, in dem sie zum Rückbau der gärtnerisch gestalteten Flächen auf den Rasen aufgefordert werden.

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Bienen saugen an den gepflanzten Stauden Nektar.

Als Termin war Freitag, 22. April, gesetzt. Bei einer Begehung, so in dem Brief, „wurde festgestellt, dass die Gestaltung der Vorgärten sowie der Grünflächen hinter den Häusern ein Übermaß erreicht hat“.

Unterschriften gesammelt

Genauso schreibt die Verwaltung aber auch, dass sie sich darüber freue, dass die Mieter die Allgemeinflächen pflegten und etwas gestalteten. Das irritiert die Angesprochenen. „Die Wortwahl »Beschädigung der Rasenflächen« ist angesichts der Liebe und des Aufwandes, insektenfreundliche Blumen und Sträucher zu pflanzen, ein wenig unglücklich“, antwortete Christina Schollbach auf das Schreiben.

Sie ist Imkerin und sei stets darum bemüht, Stauden zu pflanzen, um dem Bienensterben etwas entgegenzusetzen. „Wir wollen was für den Naturschutz tun“, erklärt Anja Heck bei einem Gespräch. Sie hat Unterschriften gesammelt, in den Häusern selbst und bei den gegenüber wohnenden Nachbarn.

Die Unterzeichner wünschen sich, dass die Blumenbeete bleiben dürfen. Gerade ist gemäht worden, doch bis zum nächsten Schnitt wird es dauern. „Das ist dann immer kurz vor Sense“, beschreibt Schollbach die Ansicht des hochgewachsenen Grases. Heck regelt es anders, sie schneidet selbst.

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Detlef Radel hat Gartenkunst auf dem Rasen geschaffen.

Detlef Radel ist der Gartenkünstler. Er vermutet, dass der Ärger sich an seinen mit Sand gestreuten Objekten entzündet hat. Zwar würde er der Genossenschaft seine Projektidee gern schmackhaft machen, sieht aber ein, dass er möglicherweise zu weit gegangen ist.

Natürlich wäre er zum Rückbau bereit, sucht aber den Dialog. „Mein Wunsch wäre es, den Zeitdruck herauszunehmen“, betont er. Dass die Gestaltungen die Gärtner stören, glauben die Mieter nicht.

Am Mittwoch war Jahresschnitt. „Die Mitarbeiter haben uns gesagt, dass es für sie überhaupt kein Problem sei“, sagt Schollbach. Sie ärgert sich, dass die Verwaltung Druck aufbaue und davon rede, entstehende Kosten auf die jeweilige Hausgemeinschaft umzulegen. Natürlich werde sie als Verursacherin gegebenenfalls zahlen.

In einer Antwort auf eine von ihr geschriebene E-Mail heißt es, dass die Gestaltung von genossenschaftlicher Grünfläche ausgeschlossen sei. Erneut wird auf die gesetzte Frist hingewiesen.

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Carolin Palm, zuständige Mitarbeiterin der GBG, sagte auf Anfrage, die Genehmigung einer individuellen Gartengestaltung sei bei rund 1200 Wohnungen nicht möglich. „Wir haben uns sehr gefreut, dass kleine Beete angelegt wurden“, erklärte sie.

An der Schlade allerdings sei es ausgeufert. Aus der Nachbarschaft habe sie E-Mails erhalten, dass der jetzige Zustand nicht gefalle. Einzelverträge, wie von den „Hobbygärtnern“ gewünscht, seien nicht möglich. „Dann hätte jeder Mieter Anspruch darauf.“

Das Argument, Kommunikation sei schwierig, lässt sie nicht gelten: „Wir haben mehrfach versucht anzurufen.“ Die Tür sei aber nicht zugeschlagen: „Es ist auch jetzt noch was möglich, es müsste aber stark zurückgebaut werden.“

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