Karnevalisten hatten schon in der Nachwendezeit erste Kontakte zwischen Rheinland und Brandenburg geknüpft.
Neue StädtepartnerschaftWerder an der Havel und Siegburg machen Ernst

Bürgermeisterin Manuela Saß und Bürgermeister Stefan Rosemann unterzeichnen den Partnerschaftsvertrag zwischen Werder an der Havel und Siegburg
Copyright: Stadt Siegburg
Dass der Kontrollturm der früheren Grenzübergangsstelle Marienborn heute zu Erinnerungszwecken gebraucht wird, ist nach wie vor ein Grund zum Feiern – und die Gedenkstätte gab jetzt den würdigen Rahmen für ein Ereignis ganz im Sinne der Wiedervereinigung: Die Verwaltungsspitzen von Werder an der Havel und Siegburg kamen sich an der A 2 entgegen, um ihre lange angebahnte Städtepartnerschaft amtlich zu machen:
Bürgermeisterin Manuela Saß und Bürgermeister besiegelten mit ihren Unterschriften „eine neue Phase der jahrzehntelangen Beziehung zwischen ihren Städten“, wie es seitens der Siegburger Pressestelle heißt. Vorarbeit leisteten damals Karnevalisten: „Die Husaren Schwarz-Weiß aus Siegburg und der Karnevalsclub Werder trafen sich im Rahmen eines deutsch-deutschen Wiedervereinigungsprototyps schon zu DDR-Zeiten. Die Verbrüderung im Karneval nahm unsere heutige Verschwisterung vorweg“, so Rosemann.
Kontakte schon kurz nach der Wende
In der Nachwendezeit sei auch in der rheinischen Kreisstadt Verwaltungshilfe angefragt worden, wobei die schon bestehenden Kontakte der Jecken geholfen hätten. Obwohl vom Eisernen Vorhang getrennt und nach verschiedenen Weltanschauungen sozialisiert, hätten „Wessis und Ossis“ schnell eine Arbeitsebene gefunden und alles für den Aufbau getan. Rosemann: „Dass Menschen bei aller Unterschiedlichkeit Aufgaben zusammen anpacken und dabei entdecken, dass die Unterschiede gar nicht so groß sind, das beeindruckt.“

Bürgermeister Stefan Rosemann hatte eine Humperdinck-Plastik für Kollegin Manuela Saß als Geschenk im Gepäck.
Copyright: Stadt Siegburg
„Da war ein Aufbruch, da waren aber auch sehr große Herausforderungen und Unsicherheiten. In dieser Situation zahlten sich die Siegburger Ratschläge aus – Geschenke, von denen wir bis heute profitieren“, sagte Manuela Saß vor allem in Richtung des damaligen Stadtdirektors Konrad Machens, der als Teil der Delegation mit vor Ort war. Die Siegburger hatten für ihre neue Partnerstadt eine der unlängst aufgelegten Engelbert von Humperdinck-Plastiken als Geschenk im Gepäck
Die Gedenkstätte hatte zum Tag der Deutschen Einheit ein besonderes Programm aufgeboten, mit einem ökumenischen Gottesdienst, einem A-Capella-Konzert, einer Talkrunde, in der es um Perspektiven der Nachwendegeneration ging, und einer Sonderführung durch den Bestand historischer Fahrzeuge der DDR-Grenztruppen.
„Wie bei einer Trauung sagten die Partner tatsächlich Ja zueinander. 35 Jahre der Prüfung, ob man sich mit dem Richtigen ewig bindet, sollten genügen“, stellte die Pressestelle fest. Neben Werder sind das französische Nogent-sur-Marne (seit 1964), das portugiesische Guarda (seit 1985), das polnische Boleslawiec ( seit 1992), das türkische Selcuk (Türkei, 1993) und das griechische Orestiada (seit 1994) Partnerstädte Siegburgs.
Staatliche anerkannter Erholungsort
Der staatlich anerkannte Erholungsort Werder (Havel) hat 27.000 Einwohner und liegt in Brandenberg unweit von Potsdam und Berlin. Sehenswürdigkeiten sind unter anderem die historische Altstadt auf einer Insel, die Havellandschaft, Obst- und Weinanbau sowie Wassersport in einem weitverzweigten Gewässernetz. Der Europa-Radweg 1 und der Havelradweg führen durch die Stadt, ein Obstpanoramaweg durch Plantagen.
Ebenso wie die Städte Siegburg und Boleslawiec sind auch der Rhein-Sieg-Kreis und der Kreis Boleslawiec eine Partnerschaft eingegangen. Polnische Berufsschüler/innen der Zespol Szkol Elektronicznych besuchten jetzt mit ihren Lehrerinnen Kamilla Dudek und Olga Markiewicz Hennef, wo eine gemeinsame technische Projektarbeit mit dem Carl-Reuther-Berufskolleg anstand, das einen Fachbereich Elektro-/ Informationstechnik hat.
Träger des Berufskollegs ist der Rhein-Sieg-Kreis. „Dieses Projekt ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie europäische Bildungskooperationen junge Menschen fördern und gleichzeitig den interkulturellen Dialog stärken kann“, betonte Schulleiter Thomas Heußner. Die Aktion fand im Zuge des EU-Förderprogramms Erasmus+ statt.