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„Ich habe immer meinen Hund dabei“Zustellgesellschaft ehrt Zeitungsausträger im Rhein-Sieg-Kreis

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Die RZZ ehrte vier Zustellerinnen und Zusteller persönlich: Wilhelm Heller (1.v.l.) aus Neunkirchen, Heidelore Roloff-Vleer (3.v.l.) aus Oberlar, Hans Süß (4.v.l.) aus Braschoß und Jorde Mileski (5.v.l.) aus Sieglar.

Die RZZ ehrte vier Zustellerinnen und Zusteller persönlich: Wilhelm Heller (1.v.l.) aus Neunkirchen, Heidelore Roloff-Vleer (3.v.l.) aus Oberlar, Hans Süß (4.v.l.) aus Braschoß und Jorde Mileski (5.v.l.) aus Sieglar.

Bis zu 35 Jahre sind einige der Jubilare schon dabei und bringen Zeitungen bei Wind und Wetter frühmorgens zu den Leserinnen und Lesern.

Man sieht sie selten, aber merkt doch, wenn sie fehlen: die Zeitungsausträgerinnen und -austräger, die die Tageszeitung morgens in den Briefkasten stecken. Die Rheinische Zeitungszustellgesellschaft (RZZ), bei der die Zustellenden angestellt sind, ehrte in Siegburg Mitarbeitende zum Jubiläum.

Zwei von ihnen sind Heidelore Roloff-Vleer – Einsatzgebiet: Troisdorf-Oberlar – und Hans Süß, der in Siegburg-Braschoß alle Straßen kennt. Die beiden 73-Jährigen stecken seit 25 Jahren Zeitungen in Briefkästen, Zeitungsrollen und Postboxen – über sie selbst wurde aber noch nie berichtet. Sechsmal in der Woche stehen sie frühmorgens auf, um ihre Runde zu drehen, bei jedem Wetter.

„Meine Mutter hat das auch über 20 Jahre gemacht, es liegt mir quasi im Blut“
Hans Süß, Austräger in Siegburg-Braschoß

„Meine Mutter hat das auch über 20 Jahre gemacht, es liegt mir quasi im Blut“, sagt Hans Süß. Bei Roloff-Vleer war es ein ehemaliger Arbeitskollege, der sie zum Nebenjob brachte. „Ich bin in der Gastronomie groß geworden, habe bis zur Rente in einem Altenheim gearbeitet, Zeitungen habe ich nebenbei austragen. Es macht mir auch weiterhin Spaß – wenn ich mal krank bin und nicht kann, bin ich traurig“, sagt sie.

Ihr Wecker klingele um 2.30 Uhr. Dann brauche sie etwa anderthalb Stunden für ihre Runde. Die Zeitungen würden zu einer Sammellagerstelle geliefert, denn Roloff-Vleer trägt auch Zeitungen anderer Verlage aus. „Ich genieße es, viel an der frischen Luft zu sein, ich habe immer meinen Hund Louis dabei.“ Mit den Leckerli in der Tasche könne sie auch mal einen fremden Hund zähmen. „Die sind aber meistens drinnen.“ Druckerschwärze an den Fingern oder der Kleidung gehöre dazu.

Wenige Menschen in den frühen Morgenstunden, dafür aber manchmal Rehe

Früher, da habe sie noch rund 125 Zeitungen ausgetragen, heute seien es weniger. „Viele sind gestorben, weggezogen oder leben im Altenheim. Dafür ist oft Reklame dabei, dann sind die Zeitungen dicker. Samstags kriege ich sie kaum in die Briefkästen, weil dann schon andere Prospekte drin stecken.“ Menschen sehe Süß wenige um diese frühe Uhrzeit, dafür schon mal Rehe. Auf Weihnachten freuen sich Roloff-Vleer und Süß: Da bedankten sich die Leute immer mit kleinen Geschenken, sagen sie. Wenn irgendwo ein Schlüssel in der Haustür stecke, dann klingelten sie schon mal und machten darauf aufmerksam.

13 Jubilare im Zustellgebiet Rhein-Sieg geehrt

Insgesamt ehrte die RZZ im Zustellgebiet Rhein-Sieg 13 Jubilare: Sieben sind zehn Jahre dabei, zwei 20 Jahre, drei 25 Jahre und einer 35 Jahre. „Im Bereich Erft gibt es jemanden, der das sogar schon seit 60 Jahren macht“, sagt Sabine Feckle, stellvertretende Geschäftsführerin der RZZ. Sie sei früher selbst Zustellerin gewesen, hat zahlreiche Geschichten erlebt.

„Man gehörte zur Familie: Es gab einen, der hat mir regelmäßig einen Schnaps oder Spinat und Spiegelei angeboten – morgens um 5 Uhr. Einmal sah ich nur im Schlafzimmer Licht und wusste, dass was nicht stimmen kann. Da habe ich den Rettungswagen gerufen“, berichtet sie. Viele Zeitungsverlage hätten einen früheren Redaktionsschluss, Nachrichten vom Abend schafften es nicht mehr in die gedruckte Ausgabe. „Uns als Zustellern kommt das gelegen, denn wir haben so mehr Zeit und können Vollzeitstellen ausschreiben“, sagt Feckle.

Für die Zustellerinnen und Zusteller gab es zum Jubiläum ein kleines Präsent: eine Stirnlampe und einen scharfen Öffner, um die Bänder um die Zeitungsstapel aufzureißen.