Nach 40 JahrenSiegburger Friseurmeisterin schließt ihren Salon „La Coiffure“

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Friseurmeisterin Petra Engels schließt ihren Salon La Coiffure am Siegburger Markt

Friseurmeisterin Petra Engels schließt ihren Salon La Coiffure am Siegburger Markt

Ganz aufhören kann Petra Engels jedoch nicht. Dreimal die Woche wird sie noch in ihrem Salon auf der Frankfurter Straße mitarbeiten.

Es ist wirklich eine Belle Etage, von der Petra Engels jetzt schweren Herzens Abschied nimmt: 40 Jahre lang führte die Friseurmeisterin ihren Salon „La Coiffure“ hoch über dem Siegburger Markt. Im ersten Stock des Hauses Markt 10 war sie, soweit sie wisse, die einzige ihrer Zunft, die ihr Geschäft nicht im Erdgeschoss hatte.

„Meine Kundschaft mochte das“, stellt sie fest, die habe sich da mit den Lockenwicklern im Haar nicht so „auf dem Präsentierteller“ gefühlt. Am Samstag aber geht die Zeit in der Innenstadt zu Ende, ab dann will sich die 65-Jährige auf den kleineren Salon an der Frankfurter Straße 78 beschränken, den sie mit zwei Mitarbeiterinnen und einem Mitarbeiter weiterführt.

„La Coiffure“ seit 1983

„Vokuhila“, vorn kurz, hinten lang, habe die Devise geheißen, als sie sich 1983 mit ihrer Schwester Christiane selbstständig machte – die beiden jungen Frauen kannten das Handwerk bestens aus dem Salon ihrer Eltern Fritz und Doris Eischeid an der Frankfurter Straße. „Wir hatten alle den gleichen Kopf“, erinnert sie sich an luftgetrocknete Dauerwellen, schmunzelnd, ohne große Wehmut: Die individuelle Persönlichkeit sei mit den Jahren wichtiger geworden als der aktuelle Modetrend.

Und das kam ihr entgegen: Typberatung sei ihr immer wichtig gewesen, wobei sie teils „brutal ehrlich“ gewesen sei – aber die eigene Arbeit habe sie auch sich selbst gegenüber vertreten müssen. Offenbar zahlte sich das aus: Viele Kundinnen hätten ihr seit vier Jahrzehnten die Treue gehalten.

Ross Anthony bei Wiedereröffnung

Spezialisiert habe sie sich auf Strähnchen und das Färben mit Pflanzenfarben, die gesünder und haltbarer seien: „Die glänzenden Töne haben mich immer begeistert.“ Respekt hat sie aber auch vor der Entscheidung, wenn Frauen zu ihrem grau melierten Haar stehen. Dann brauche es allerdings einen „pfiffigen Kurzhaarschnitt“.

Der Salon mit der schönen Lichtstimmung war Anfang der 80er Jahre in einem leichten Türkiston gestrichen, 2011 wurden die beherrschenden Farben Violett und Grün: Den Anstoß habe ein prominenter Freund gegeben, Sänger Ross Antony, der auch bei der Wiedereröffnungsparty mitfeierte.

2018 wurde aufwendig renoviert, heute geben elegantes Grau und Weißtöne den Ton an. Schwer seien die kurz darauf folgenden Coronajahre gewesen, über Wochen habe sie nicht arbeiten können und auch Beschäftigte verloren. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mit meinem Unternehmen einmal Kurzarbeit anmelden würde.“

Petra Engels möchte kürzer treten

Einen großen Verlust bedeutete der Tod ihres Ehemanns Ralph im Juli 2022, zumal er ihr bei der Verwaltung und der Buchhaltung geholfen hatte. Ihre Schwester Christiane hatte 2006 aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden müssen. Schließlich rang sie sich dazu durch, kürzer zu treten. Aber: „Die Jahre hier waren wunderschön.“ Es sei kaum zu fassen, wie schnell die Zeit vorübergegangen sei.

Drei Tage in der Woche will sie noch an der Frankfurter Straße mitarbeiten, ansonsten hat sie sich einiges vorgenommen. Für lange Wochenenden oder drei Wochen Urlaub sei nie Zeit gewesen, jetzt will sie sich die großen Museen in Europa und in New York die Metropolitan Opera und den Broadway ansehen – und ein Online-Kunststudium beginnen.

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