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Ehrenamtliches AngebotDas Siegburger Café T.o.d. kann auch Weihnachten

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Weihnachtsfeier für Alleinstehende des Café T.o.d. in der Trauerhalle des Siegburger Nordfriedhofs, Vorsitzende Uschi Stenz mit Stammgast Christoph Merz

Weihnachtsfeier für Alleinstehende des Café T.o.d. in der Trauerhalle des Siegburger Nordfriedhofs, Vorsitzende Uschi Stenz mit Stammgast Christoph Merz.

Die Trauerhalle am Nordfriedhof öffnete an Heiligabend zu einer Feier für Alleinstehende.

An Heiligabend zu Hause sitzen und Trübsal blasen, das ist so gar nicht das Ding von Christoph Merz, und es ist auch nicht nötig: Zum dritten Mal kam er jetzt zur Weihnachtsfeier für Alleinstehende des Café T.o.d. am Siegburger Nordfriedhof, wo das ehrenamtliche Team einen ungewöhnlichen Ort gewählt hatte, um Würstchen, Kartoffelsalat und leckeren Kuchen aufzutischen: die Trauerhalle, die dem Anlass entsprechend weihnachtlich geschmückt war, unter anderem mit einem ganzen Trupp stattlicher Nussknacker unter dem großen Kreuz.

Merz wurde schon als Stammgast begrüßt, und nach der Feier sollte es für ihn noch weitergehen, erst nach Bonn-Friesdorf, zu einer Feier für alleinstehende Männer, dann nach Aegidienberg zur Christmette. „Der Pastor ist eine Bekannter“, so Merz, der nach eigenem Bekunden nicht mit dem Bundeskanzler verwandt oder verschwägert ist. Allerdings sei auch er Westfale, wenn auch nicht aus dem Sauer-, sondern aus dem Siegerland.

Abenteuer Weihnachtsbaum in der Eifel

Der Region fühle er sich nach wie vor verbunden, da er bis zu einer Pensionierung lange Jahre bei der Kreissparkasse Köln in Siegburg gearbeitet habe. An der Feier im Café T.o.d. gefalle ihm, dass jeder dort etwas vortragen könne. „Auch wenn das nicht mein Ding ist, ich bin eher schüchtern.“

Ganz anders als Karin Tondar aus Kaldauen, der die Lacher sicher waren, als sie die ziemlich abenteuerliche Geschichte „Der Weihnachtsbaum“ in Gedichtform vortrug: Diese handelt von einem Ehepaar, das sich mutig in die Eifel aufmacht, um eigenhändig eine prächtige Tanne zu schlagen, mit zwei Landkarten – einer für die Hin-, einer für die Rückfahrt – sowie mit Säge, Axt und Verbandkasten.

Weihnachtsfeier für Alleinstehende des Café T.o.d. in der Trauerhalle des Siegburger Nordfriedhofs

Wer Lust hat, darf gerne vortragen: Weihnachtsgeschichten stehen beim Café T.o.d. hoch im Kurs.

Statt der erwarteten Wildnis finden die beiden einen riesigen Parkplatz und Vollverpflegung mit Glühweinständen und „Fressbuden“ vor. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach Bäumen, sodass die beiden nur noch in „metertiefem Eifelschlamm einen krummen Tannenstamm“ finden. Zu Hause wird Bilanz gezogen: Beule im Auto, die Stoßstange verbogen, für 50 Euro getankt, Kartoffelsalat gegessen, sterbenskrank geworden, und doch: „Es war einfach herrlich, einfach ein Traum, unser schöner Eifeler Weihnachtsbaum.“

Der Abend ist die schlimmste Zeit

Für die Vorsitzende des Cafés T.o.d. Uschi Stenz hatte der Mittag mit gemischten Gefühlen begonnen. Eingeladen hatte der Verein eigentlich für 12 Uhr, doch dann ließen die Gäste auf sich warten, außer Christoph Merz waren gerade einmal zwei pünktlich. „Eigentlich hatten wir 30 Anmeldungen“, wunderte sie sich, atmete aber auf, als sich der Raum dann gegen 14 Uhr doch noch füllte.     

Der Abend, so ihre Erfahrung, sei für Alleinstehende am 24. Dezember die schlimmste Zeit, tagsüber hätten ja wenigstens noch Geschäfte auf. „Das ist wie an Sonntagen, an denen wir das Café bewusst öffnen.“ Sie selbst sei seit dem Tod ihrer Mutter 2013 Mitglied des zwölfköpfigen Teams. Damals wurde sie auf das Schild des Café T.o.d. aufmerksam und gleich als Ehrenamtlerin „verhaftet“.

Früher machten manche Besucher noch einen Bogen um das Café

Wenn damals bei schönem Wetter Gäste an Tischen vor der Tür saßen, sei die Akzeptanz noch nicht so groß gewesen wie heute. „Viele Besucher haben einen Bogen um uns gemacht und den Kopf geschüttelt.“ Groß sei stets die Unterstützung durch die Stadt gewesen.

Auch in anderer Hinsicht wurden Konventionen gebrochen. „Wir haben es fertiggebracht, dass Hunde auf den Friedhof dürfen.“ Für viele Seniorinnen und Senioren sei das sehr wichtig. Der Tod gehöre nun einmal zu Leben, befindet die Vorsitzende. „Auf dem Friedhof darf nicht Kaffee getrunken und gelacht werden? Doch.“