Am 28. September können Siegburger Wählerinnen und Wähler entscheiden, wer Chef in der Stadtverwaltung wird.
Stichwahl in SiegburgEndrunde im Kampf um das Rathaus der Kreisstadt

Stefan Rosemann (SPD) und Harry Schulz (CDU) gehen am 28. September in die Stichwahl um das Siegburger Bürgermeisteramt.
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Dass es in der Kreisstadt angesichts von sechs Bürgermeisterkandidaten eine Stichwahl geben würde, dürfte den meisten Siegburgern klar gewesen sein. 46,9 Prozent holte Amtsinhaber Stefan Rosemann (SPD) am 14. September, Harry Schulz (CDU) 29,9 Prozent.
Wer mobilisiert am besten? Wer gibt einem Sozial- oder einem Christdemokraten seine Stimme, wenn er zuvor den Kandidaten von Grünen, SBU, FDP, Die Linke und AfD gewählt hat? Spannende Fragen, wenn am 28. September die 23 Wahllokale in Siegburg noch einmal öffnen.
Anspruchsvolle Aufgaben für den nächsten Bürgermeister
Einiges konnte in der zurückliegenden Ratsperiode abgearbeitet werden. Das sanierte Rathaus wird in diesen Tagen wieder bezogen, auch das runderneuerte VHS-Studienhaus ist wieder in Betrieb. Anspruchsvolle und konfliktträchtige Aufgaben kommen auf den Bürgermeister mit dem 120-Millionen-Euro-Projekt Bildungscampus Neuenhof und der Sanierung der Holzgasse zu.
Ein großes Fragezeichen steht nach wie vor noch hinter der Nutzung des Kaufhofgebäudes, auch wenn es dort seit kurzem einen Interessenten gibt. Auf der Habenseite steht das Merkur-Casino im Stadtteil Zange, das jährlich 4,8 Millionen Euro aus der Spielbankabgabe zum städtischen Budget beisteuern soll und ebenfalls kurz vor der Eröffnung steht.
Rosemann: „Die Leute müssen wissen, woran sie sind“
Stefan Rosemann sieht sich durch seinen bislang klaren Vorsprung gegenüber Harry Schulz in einer guten Ausgangsposition: „Wie hat er seinen Job gemacht, hat er uns als Bürgermeister gut vertreten?“, das hätten Siegburgerinnen und Siegburger mit dem Wahlergebnis wohl beurteilt. Sicherlich habe er dabei als Amtsinhaber einen Bonus. Aber eben auch den Nachteil, Dinge vertreten zu müssen, die nicht so gut gelaufen seien. Authentisch zu sein, das habe ihm sicherlich geholfen: „Verstellen kann ich mich nicht gut.“

Stichwahl in Siegburg: Stefan Rosemann (SPD) will Bürgermeister bleiben.
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Ehrlich zu sein sei ihm wichtig, „die Leute müssen wissen, woran sie sind“. Das werde, ebenso wie Kommunikation und Transparenz, auch wichtig im Umgang mit der AfD, die im neuen Rat fünf Sitze haben wird. Der AfD gegenüber reiche es nicht, ihr vorzuhalten, dass sie als rechtsextrem eingestuft wurde. „Wir müssen ein anderes Gesellschaftsmodell vorleben.“ Die AfD dürfe keine Gelegenheit bekommen, sich als Opfer darzustellen und werde von ihm behandelt wie die anderen Fraktionen auch, sollte er wiedergewählt werden.
Für eine Koalition aus SPD und CDU werde man ein dickes Brett bohren und einige Gräben zuschütten müssen. Ansonsten gehe es auch ohne feste Koalition im Rat. Letztlich habe er aber keine Funktion in seiner Partei, und über Kooperationen entschieden andere Gremien. Rosemann würde sich von der Politik mehr Vertrauen in die Verwaltung wünschen und ein „unaufgeregtes Miteinander“. Die Bürger interessiere am Ende ohnehin nur das Eine: „Dass wir zusammenarbeiten und das Beste für Siegburg machen.“
Schulz: „Für kommende Generationen muss etwas übrig bleiben.“
Harry Schulz will bis zum Wahlsonntag „alles geben“, elf bis zwölf Stunden investiere er derzeit täglich in den Wahlkampf. „3000 Stimmen, das ist nicht unmöglich“, so seine Überzeugung. Sein Antrieb: „Ich bis felsenfest überzeugt, dass wir an der Verwaltungsspitze einen Wechsel brauchen.“ Er sehe vielmehr Potenzial bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern; der Bürgermeister allerdings müsse mehr mitanpacken, auch wenn dann weniger Zeit für repräsentative Aufgaben bleibe. Wenn sich die Stadtverwaltung mehr als Dienstleisterin für die Bürgerschaft verstehe, könne sich das positiv auf die ganze Stadtgesellschaft auswirken.

Harry Schulz (CDU) will im Wahlkampf bis zur Stichwahl „alles geben“.
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Schulz warnt davor, reichlich sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen könnten dazu führen, dass überkommene Strukturen nicht angepackt werden. Das aber sei unausweichlich, angesichts teurer Millionenprojekte, künftig fälliger Abschreibungen und der Verschuldung der Kreisstadt. „Für die kommenden Generationen muss auch etwas übrig bleiben.“ Besonders wichtig sei ihm die Wirtschaftsförderung, die unter dem Dezernenten Martin Rosorius deutlich geworden sei, aber auch stärker Angelegenheit des Bürgermeisters sein solle.
Er fürchtet, dass mit der AfD Polemik und Populismus im Rat zunehmen: Dass die Partei bei Wahlveranstaltungen mit Podiumsdiskussionen weitgehend ausgeklammert wurde, hält er für falsch: „Auf der Bühne hätte die AfD entzaubert werden können.“ Eine schwarz-blaue Zusammenarbeit schließt er indes aus. Und ganz allgemein stellt er fest: „Unhaltbare Wahlversprechen und ewiges Taktieren von Politkern wollen die Bürger nicht mehr. Es muss um Ergebnisse gehen.“
Stefan Rosemann ist verheiratet, Vater zweier Söhne und lebt in Siegburg Kaldauen. Er wurde am 23. Juni 1971 in Siegburg geboren und studierte nach dem Abitur Sozialwissenschaften. Bei seiner Wahl zum Bürgermeister am 27. September setzte er sich mit 57,5 zu 42,5 Prozent der Stimmen gegen Ulla Thiel (CDU) durch. Zuvor arbeitete er im Kreisjugendamt.
Harry Schulz (44) durchlief nach dem Abitur am Anno-Gymnasium eine Ausbildung bei der Kreissparkasse, wechselte dort in die Immobilienabteilung und schloss ein Studium zum Diplom-Immobilienkaufmann an. 2016 machte er sich selbstständig. Mit seiner Ehefrau hat er vier Kinder und lebt in Siegburg Nord.
In Siegburg lag die Wahlbeteiligung am 14. September bei 57,27 Prozent. Von 33.086 Wahlberechtigten gaben 18.942 ihre Stimme ab, 18.773 Stimmen waren gültig. Im neuen Stadtrat die CDU 15 Sitze, die SPD 14, AfD und Grüne jeweils fünf Sitze, Die Linke zwei Sitze und FDP, SBU sowie Volksabstimmung jeweils einen Sitz.