Gefahr eines SteinschlagsTHW sprengt tonnenschweren Felsen in Siegburg

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Um 13:17 Uhr am Samstag wurde der vom Absturz bedrohte Felsen gesprengt.

Siegburg – Um 13:17 Uhr hallt ein lauter Knall durch das Gelände vor dem Wolsberg am Nachtigallenweg. Noch bevor das Signal zur Entwarnung ertönt, wagen sich Guido Müller und Ralf Beyer vor, um einen hoffnungsvollen Blick in Richtung des großen Felsens zu werfen, der zuvor noch oben auf dem steinigen Hügel thronte. Die erste Sprengung war missglückt, doch der zweite Versuch liefert das, was der THW-Zugführer und der Leiter des städtischen Grünflächenamts sehen wollen: Der Großteil des rund zehn Tonnen schweren Brockens liegt am Boden, ein Stein ist sogar bis an den gegenüberliegenden Wegesrand gerollt.

Guido Müller, Sprengberechtigter des Technischen Hilfswerks ist zufrieden: „Mehr geht mit Sprengstoff nicht, den Rest müssen wir jetzt mit Brechstangen runter holen“, sagt er. Die Gefahr eines Steinschlags ist damit beseitigt – sie hatte Ralf Beyer einige arbeitsreiche Tage beschert. Regelmäßig begutachtet er den Zustand des Gesteins rund um den Wolsberg. Am Mittwoch war ihm eine mehr als 20 Zentimeter breite Spalte hinter einem großen Felsen oberhalb des Hangs aufgefallen. Er zog einen Geologen hinzu. Der beschied: Der Stein muss weg.

Felsen neigte sich immer weiter nach vorne – das Gestein ist brüchig

Die Feuerwehr baute zum Schutz vor herabrollenden Steinen einen mobilen Hochwasserschutzdamm auf und befüllte ihn mit Wasser. Die Straße blieb für Autos gesperrt, nur noch Fußgänger durften sie passieren. Am Freitag fuhren Kräfte des THW-Ortsverbands Siegburg zum Nachtigallenweg, um die Sprenglöcher vorzubereiten. Mit Seilen gesichert zogen sie einen Presslufthammer am Hügel empor, um vier gut ein Meter tiefe Öffnungen in den Stein zu bohren – zwei davon als Ersatz, was sich noch als weise Entscheidung herausstellen sollte.

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Ein Teleradlader hievt mehrere Rollen Geotextil und Gummimatten nach oben.

„Der Felsen hat sich in der Zwischenzeit noch weiter nach vorne geneigt – er muss dringend beseitigt werden“, schätzt Beyer die Lage am Samstag ein. Andere Möglichkeiten als eine Sprengung seien zu gefährlich oder ein zu großer Eingriff in die Natur. Das Gestein ist brüchig: Einzelne Stücke lassen sich mit bloßen Händen abbrechen. Wenn der Felsen endlich einmal unten ist, soll er zerteilt und als Teil des Biotops in die dornigen Brombeersträucher gelegt werden.

Stoff und Gummimatten sollen vor herumfliegenden Steinen schützen

Schon früh am Morgen hat die Feuerwehr die sogenannten Beaver-Dämme zusammen gepackt, sodass das THW ungehindert seine Arbeit verrichten kann. Unter den Augen von Guido Müller, der dem Ortsverband Düsseldorf angehört, verlegen die Männer und Frauen nun ein Sprengkabel bis auf den Parkplatz des Hotels „Siegblick“, wo auch die Feuerwehr ihre Einsatzzentrale aufgebaut hat.

Ein Teleradlader hievt mehrere Rollen Geotextil und Gummimatten nach oben. Der Stoff ist luftdurchlässig und soll herumfliegende Steine abfangen. Um ihn zu befestigen, legt Müller wenig später selbst Hand an. Den Sprengstoff haben er und sein Kollege da schon in den Bohrlöchern platziert.

Zahlreiche Zuschauer müssen den Bereich verlassen

Währenddessen versammeln sich immer mehr Menschen auf dem Radweg an der Wahnbachtalstraße. An die 50 Zuschauer wollen sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Doch Sicherheit geht vor: Im Umkreis von 300 Metern darf sich niemand aufhalten. Zwar verläuft die A3 in diesem Radius, dieses Risiko gehen Müller und Beyer aber ein. Freundlich bitten sie die Zuschauer, bis unter die Autobahnbrücke zu gehen. Die Polizei sperrt den Bereich zwischen dieser und dem Ruderhaus, als Müllers Kollege um 11:55 Uhr an einer kleinen Kurbel drückt und den roten Knopf drückt.

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Ein elektrischer Impuls schießt durch das Kupferkabel, ein dumpfer, kaum hörbarer Knall ertönt. Doch der Felsen ist nicht wie erwartet herunter gepurzelt. „Wir haben das absolute Minimum an Sprengstoff verwendet, da kann es schon mal passieren, dass man zu wenig verwendet“, sagt Müller. Im zweiten Durchgang ändern er und sein Kollege das Sprengverfahren: Statt eines Zünders im Sprengstoff verlegen sie jetzt Sprengschnüre um diesen herum, die auch aus den beiden Ersatz-Bohrlöchern herausreichen – daher auch der laute Knall bei der zweiten Zündung.

Zweite Sprengung glückt – der Felsen ist zerlegt

Ralf Beyer bleibt gelassen: „Es ist eben ein Eingriff in die Natur, die wir zu beherrschen versuchen. Und sie folgt anderen mathematischen Gesetzen, als wir annehmen“, kommentiert er. Als Leiter des Amts für Grünflächenunterhaltung hat er schon viele Sprengungen in den vulkanischen Hügeln in Wolsdorf und Umgebung begleitet.

Wieder sperrt die Polizei die Polizei die Wahnbachtalstraße, erneut kündigt das langgezogene Warnsignal die unmittelbar bevorstehende Sprengung an. Ein kurzer Knopfdruck und inmitten einer weißen Rauchwolke jagen die Felsfragmente den Hang hinunter.

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