SiegburgTrotz erfolgreichem Test muss der Kubana Live Club wieder schließen

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Rebel Monster spielten im Kubana Siegburg unter Einhaltung von besonderen Abstands- und Hygieneregeln

Rebel Monster spielten im Kubana Siegburg unter Einhaltung von besonderen Abstands- und Hygieneregeln

Siegburg – Es wäre etwas fürs Kuriositätenbuch, wenn es nicht so traurig wäre. Für den Kubana Live Club war der Auftritt der Tributeband Rebel Monster das erste Konzert seit Beginn des ersten Lockdowns und zugleich das letzte vor dem neuen Lockdown. „Wir waren Anfang März auch die ersten, die zugemacht haben“, ergänzt Eigentümer Jürgen Hoffmann die traurige Chronik. Als Versuchskonzert unter Corona-Bedingungen sei der Wiederanfang gedacht gewesen. „Haarklein nach den Abstandsregeln“ richtete er den bei Bands und Fans gleichermaßen beliebten Clubraum im Untergeschoss her.

Es gab einige Stehtische und sogenannte Biergarnituren, bei denen an jedem Tisch fünf Personen Platz nehmen durften. Zwischen den Tischen wurde in alle Richtungen ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten. Stehplätze gab es nicht, Mund- und Nasenschutz musste während des gesamten Konzerts getragen werden. 80 Gäste durfte er unter diesen Vorgaben in seinen Club lassen, 70 waren dem Ruf gefolgt.

Wirtschaftliches Desaster

Es mache eigentlich keinen Sinn mit einer solchen Sitzordnung Rock- und Metalkonzerte anzubieten, sagt der 66-Jährige: „Das geht bei Jazzkonzerten und Chansonabenden.“ Bei Rock, dem wichtigsten Genre im Kubana, möchten sich die Leute frei bewegen, körperlich mitgehen und nicht auf einen bestimmten Platz festgelegt werden. „Rockmusik lebt von Freiheit, man will nicht im Käfig sitzen.“ Weitaus schlimmer als der „atmosphärische“ Aspekt treffe Hoffmann, der selbst bekennender Metalfan ist, das wirtschaftliche „Desaster“: „Ein Konzert mit 80 Gästen trägt sich einfach nicht.“

Zwei befreundete Paare aus Much genossen die Live-Musik.

Zwei befreundete Paare aus Much genossen die Live-Musik.

Der Selfmade-Mann hat Verständnis für die vielen Maßnahmen, sagt er, nicht aber dafür, dass man es nicht geschafft habe, in den vergangenen acht Monaten eine Strategie zu entwickeln, die der Branche und den Clubbetreibern ebenso dient wie den Konzertbesuchern. „Die Kulturlandschaft ist jetzt schon um einiges ärmer und wird lange Zeit brauchen, sich zu erholen“, ist sich Hoffmann sicher. Was auch daran liege, dass die normalen Club-Gäste „jetzt Angst und viel Respekt“ hätten. „Das Vertrauen, dass nichts passieren wird, ist bei den Leuten mittlerweile weg“, sagt der 66-Jährige. Wobei er die feierwütige Partyszene in den Ballungszentren, „die so tut, als gäbe es keinen Virus“, herausnimmt aus seiner Bewertung.

Gäste genießen vorerst letzes Konzert

Die Gäste genossen die glasklaren Riffs, treibenden Bässe und das furiose Schlagzeug der hessischen Band, die sich verblüffend authentisch der dänischen Gruppe Volbeat verschrieben hat. Für Rebel Monster war es erst der dritte Auftritt nach dem Lockdown.

Wobei Siegburg hinsichtlich Organisation und Stimmung herausstach, wie Oliver Noerdlinger unterstrich, der mit eindringlicher Stimme ebenso überzeugte wie mit flinken Fingern und schreiend-hymnischem Spiel auf der Sologitarre: „Wir haben uns wohlgefühlt.“ Die Fans fanden sich mit den Beschränkungen ab und zeigten, dass sich auch sitzend, vom Biertisch aus mit Headbanging die Songs feiern lassen.

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Etwas ruhiger, doch nicht minder begeistert, freute sich das Quartett Markus, Ute, Celina und Peter, zwei befreundete Paare aus Much, über das Livekonzert: „Wenn du Musik so erleben willst, musst du Kompromisse eingehen. Da muss man mit den Maßnahmen leben und sie akzeptieren.“

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