Die Bonner Nordbrücke wird voraussichtlich Mitte Januar für den Schwerlastverkehr gesperrt. In der Region wachsen die Sorgen vor den Folgen.
Sperrung der NordbrückeDem Busverkehr in Bonn und Rhein-Sieg drohen erhebliche Einschränkungen

Voraussichtlich ab Mitte Januar dürfen Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht nicht mehr über die Bonner Nordbrücke der A565 fahren.
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Die Entscheidung der Autobahn GmbH, die Bonner Nordbrücke voraussichtlich ab Mitte Januar für den Schwerlastverkehr zu sperren, dürfte auch für die Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs erhebliche Folgen haben. Denn über die Brücke fahren auch vier Buslinien: der Flughafenexpress SB 60 der Bonner Stadtwerke (SWB), die RSVG-Linie 550 (Köln-Wahn – Niederkassel – Bonn Hbf) sowie die ebenfalls von der RSVG betriebenen Linien zur Anbindung der Ursulinenschule in Hersel und des Collegium Josephinum im Bonner Norden an den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis.
„Wir beraten gerade, welche Auswirkungen die Sperrung der Nordbrücke auf unsere Linien hat“, heißt es bei der Pressestelle der RSVG auf Anfrage dieser Zeitung. Auch beim Verkehrsunternehmen hat man nur durch eine Pressemitteilung der Autobahn GmbH von der drohenden Brückensperrung erfahren. Denkbar sei, die drei RSVG-Linien über Bonn-Beuel und die Kennedybrücke umzuleiten. Dass dies für Fahrgäste längere Fahrzeiten bedeute, sei jetzt schon klar, allein durch den Umweg, den die Busse nehmen müssten. Denkbar sei, so die RSVG, dass das Verkehrsunternehmen bei der Autobahn GmbH eine Ausnahmegenehmigung beantragen könnte, um trotz der Sperrung für Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht mit Linienbussen über die Brücke fahren zu dürfen.
RSVG hofft auf weitere Informationen noch in dieser Woche
Hinzu komme aber, dass die Brückensperrung im gesamten Bonner Stadtgebiet zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und Staus führen dürfte, was die Pünktlichkeit der Busverbindungen erheblich beeinträchtigen dürfte. „Genaueres zu Umleitungen und Fahrzeiten können wir erst sagen, wenn fest steht, wie genau der Schwerlastverkehr, der normalerweise über die Nordbrücke fährt, nach der Sperrung umgeleitet wird“, heißt es bei der Pressestelle der RSVG. In der RSVG-Zentrale in Troisdorf hofft man, am Ende dieser Woche mehr Klarheit für die Fahrgäste zu haben.
Unterdessen wachsen auch bei der Politik in der Region die Sorgen vor möglichen Folgen einer Teilsperrung der Bonner Nordbrücke. „Diese Maßnahme trifft Niederkassel in besonderem Maße, da zahlreiche Unternehmen tagtäglich auf funktionierende Rheinquerungen angewiesen sind – sowohl für Lkw, die aus Niederkassel heraus Güter transportieren, als auch für Lkw, die nach Niederkassel hinein Waren und Materialien liefern“, sagt Dano Himmelrath, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Niederkasseler Stadtrat. Das drohende Szenario sei nicht weniger als eine „verkehrliche Katastrophe für Niederkassel“.
Die Menschen in Niederkassel haben ein Recht darauf zu erfahren, wie die nächsten Monate aussehen werden
Die Christdemokraten wollen schnellstmöglich im zuständigen Niederkasseler Ratsausschuss mit Vertretern der Autobahn GmbH über das Thema diskutieren. Wichtig sei eine Darstellung der „Gesamtsituation“ zu der auch die Pläne für die geplante „Rheinspange“ und die Autobahnbrücke in Köln-Rodenkirchen gehörten. „Die Menschen in Niederkassel haben ein Recht darauf zu erfahren, wie es zu dieser Situation kommen konnte und wie die nächsten Monate aussehen werden“, so Himmelrath.
Die FDP im Kreistag Rhein-Sieg sieht Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis durch die Teilsperrung der Nordbrücke vor einem Verkehrsinfarkt. „Die anstehende Sperrung ist ein schwerer Schlag für unsere gesamte Region“, sagt Friedrich-Wilhelm Kuhlmann, der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion. „Der Rhein wird für den Lkw- und Busverkehr zwischen der linken und rechten Seite faktisch zur Barriere, die nur noch mit großen Mühen und weiten Umwegen überwunden werden kann.“
Die Freien Demokraten befürchten durch die Verdrängung des Schwerlastverkehrs eine Überlastung der verbleibenden Rheinquerungen. Die Folge seien massive Staus auf den Umleitungsstrecken und ein zunehmender Schleichverkehr durch die Anrainerkommunen. Man erwarte bei der FDP angesichts dieses Szenarios „einen zügigen Neubau der Nordbrücke in ausreichender Größe“. Das Ziel müsse sein, die Phase der Sperrung so kurz wie irgendwie möglich zu halten. „Die Infrastruktur-Milliarden des Bundes müssen jetzt schnell und unbürokratisch zum Einsatz kommen, um den Neubau in Rekordzeit zu realisieren. Andernfalls droht der Region ein jahrelanger Verkehrskollaps mit sinkender Lebensqualität und erheblichen Einbußen bei der Wirtschaftskraft“, sagt Kuhlmann.
Bonner Nordbrücke wurde 1967 gebaut
Die Bonner Nordbrücke, auch Friedrich-Ebert-Brücke genannt, wurde 1967 gebaut. Sie besteht aus der linksrheinischen Vorlandbrücke (ca. 660 m), der Strombrücke (ca. 520 m) und der rechtsrheinischen Vorlandbrücke (ca. 110 m). Auf dem Bauwerk befinden sich zwei durchgehende Fahrspuren je Fahrtrichtung und je eine Abbiegespur.
Täglich fahren mehr als 100.000 Fahrzeuge über die Brücke. Der Anteil des Schwerverkehrs liegt nach Angaben der Autobahn GmbH bei rund fünf Prozent. Da die Nordbrücke ursprünglich für eine geringere Verkehrsbelastung geplant wurde, wird sie die Brücke den gestiegenen Anforderungen durch den heutigen und zukünftigen Verkehr, insbesondere durch Lkw, nicht mehr gerecht. (pf)

