BargeldGefahr durch Sprengungen – Zahl der Geldautomaten in Rhein-Sieg sinkt drastisch

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Eine Polizeiabsperrung vor einem gesprengten Bankautomaten.

Immer wieder werden Geldautomaten im Rhein-Sieg-Kreis gesprengt. (Archivbild)

Die Zahl der Geldautomaten im Rhein-Sieg-Kreis geht deutlich zurück. Als Grund nennen die Banken die Gefahr von Sprengungen.

Dreimal wurde der Geldautomat im Hit-Markt in Sieglar gesprengt, dann abgebaut. Etliche solcher Bargeldquellen verschwanden in den letzten Jahren im Rhein-Sieg-Kreis, häufig in kleinen Ortschaften, zuletzt in Lohmar-Donrath. Die Kreissparkasse Köln und die VR-Bank Rhein-Sieg nennen als Grund vor allem die Gefahr für die Nachbarschaft. „Laut Empfehlung der Polizei müssten wir noch mehr Standorte schließen“, sagt VR-Bank-Sprecherin Andrea Schrahe.     

Laut Empfehlung der Polizei müssten wir noch mehr Standorte schließen
Andrea Schrahe, Sprecherin der VR-Bank Rhein-Sieg

Die Fahnder haben dabei die möglichen Fluchtwege im Blick, unter anderem die Nähe von Autobahnauffahrten, informiert das Landeskriminalamt. Oft seien Automaten in die Wände von Wohnhäusern eingebaut, was eine besondere Gefahr für die Bewohner bedeute. Die Kreissparkasse hatte 2019 noch 122 Geldautomaten im Rhein-Sieg-Kreis, aktuell sind es rechs- und linksrheinisch 105, teilte Pressesprecher Christoph Hellmann mit. In diesem Jahr verschwand die Technik aus Troisdorf-Bergheim, Windeck-Schladen und Bornheim-Sechtem.  

Die VR-Bank betrieb vor Jahren 70 Ausgabestellen, nach Fusionen mit anderen Raiffeisenbanken, so in Much/Ruppichteroth und Bonn, lag die Zahl  Ende 2022  bei 71, nach der Fusion mit Rosbach Anfang 2023 gibt es derzeit noch 67 Standorte.

Banken in Rhein-Sieg haben in bessere Sicherheitstechnik investiert

Damit lägen die regionalen Institute indes immer noch weit vor den Großbanken wie Deutscher Bank/Postbank und Commerzbank, so Schrahe, die würden ihre Kunden nur in wenigen großen Geschäftsstellen im Rhein-Sieg-Kreis mit Bargeld versorgen. 

Der Parkplatz einer Bankfiliale.

Die Filiale in Lohmar-Donrath ist schon länger geschlossen, nun gilt das auch für das Foyer mit Geldautomat. Das ist kein Einzelfall.

Angesichts der steigenden Investitionen in die Sicherheit werde aber der Service zunehmend zum Kostenfaktor. Bessere Videokameras und mit einem Sicherheitsdienst gekoppelte Alarmanlagen wurden ebenso angeschafft wie Farbpatronen, die die Scheine im Fall des Falles unbrauchbar machen. Zudem sinke die Kundenfrequenz, Online-Banking und Kartenzahlung nehmen zu.

Gemeinsame Geldautomaten gibt es unter anderem in Troisdorf

80.000 bis 100.000 Euro kostet laut Schrahe ein Automat, der gewartet und -  nach Vorgaben der Versicherungen - häufiger als früher aufgefüllt werden müsse, damit die Kriminellen nicht so viel erbeuten.

Weniger Automaten bedeuten meist längere Wege für die Kunden, nach der Schließung in Lohmar-Donrath befinden sich die nächsten Automaten in Lohmar Ort und Wahlscheid 2,5 beziehungsweise 4,5 Kilometer entfernt. Vereinzelt kooperieren die Genossenschaftsbank und die öffentlich-rechtliche KSK schon mit der Konkurrenz und betreiben gemeinsam Geldautomaten, so in Friedrich-Wilhelms-Hütte oder kurzzeitig im Hit-Markt in Sieglar.

Zugleich gebe es neue Möglichkeiten, verweist Schrahe an den Auszahlungsservice an der Kasse; Einzelhändler, die die Scheine direkt wieder in Umlauf bringen, könnten sparen.

Das ist auch die Lösung im Hit, wo der Automat gleich dreimal, 2019, 2021 und Ende 2022 gesprengt wurde - der Schaden ging in die Hunderttausende. In fast allen Fällen der letzten Jahre im Rhein-Sieg-Kreis gelang den Tätern die Flucht - oft ohne Beute. Die Apparate wurden zwar beschädigt oder zerstört, bewahrten aber ihren wertvollen Inhalt.  


Überfälle und falscher Alarm

  • Oktober und September 2023: Falscher Alarm in Siegburg und Troisdorf durch Vernebelungsanlagen
  • Dezember 2022: Hit in Troisdorf-Sieglar (Sprengung)
  • Mai 2022: Bowlinghalle Spich (Täter nutzen Winkelschleifer)
  • November 2021: Autobahnraststätte Siegburg-Ost (Aufbruch)
  • August 2021: Hit Sieglar (Sprengung)
  • Dezember 2020: VR-Bank Sieglar (Sprengung, keine Beute, 50.000 Euro Schaden)
  • September 2020: Königswinter-Stieldorf (Sicherheitsfirma vernebelte nach Alarm das Foyer und vertreibt Sprenger)
  • August 2020: Kaufland Lohmar (Versuch, mit einem Kleinlaster den Automat aus der Wand zu reißen, misslang)
  • Juli 2020: Königswinter-Thomasberg (Sprengung am Supermarkt, 100.000 Euro Schaden)
  • Juli 2019: Kronenstraße Troisdorf (Täter nutzen Vorschlaghammer und Brecheisen, keine Beute)
  • April 2019: Hit Sieglar (Sprengung, Vorraum verrußt)
  • August 2018: Obi Siegburg-Zange (Täter nutzen Winkelschleifer)
  • August 2018: Supermarkt Gewerbegebiet Eitorf (Sprengung)
  • Juli 2018: Supermarkt Niederkassel-Rheidt (Geldautomat aus Verankerung gerissen, mehrere Zehntausend Schaden, keine Beute)
  • 2015: Niederkassel-Mondorf (keine Beute)
  • 2012: Hennef-Rott (Explosion, Schalterhalle zerstört, 100.000 Euro Beute)
  • Februar 2007: Lohmar-Birk (durch Sprengung mit Gas brach Feuer im Wohn- und Geschäftshaus aus, Mietwohnungen unbewohnbar, Geldkassetten hielten Stand)
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