Camp Altenrath in TroisdorfKaserne weicht der Heide-Natur
Troisdorf – Fast genau 50 Jahre nutzten die belgischen Streitkräfte die Kaserne Camp Altenrath in der Wahner Heide. 2004 verließen die letzten Soldaten die Stadt, bis zum Jahresende wird nichts mehr an die Kaserne erinnern. Fast nichts mehr, wie ein Besuch und Gespräch vor Ort zeigte.
„40 Hektar werden der Natur zurück gegeben“, freut sich Wolfgang Schuth aus dem Amt für Natur- und Landschaftsschutz bei der Kreisverwaltung über den vorläufigen Abschluss der Arbeiten. Verschwunden sind, so Gerhard Ponstein vom Landesbetrieb Straßen NRW, 117 militärisch genutzte Gebäude. 18 Hektar Betonfläche wurden aufgebrochen und entfernt, elf Hektar Kasernengelände in ökologisch wertvolle Flächen umgewandelt. „Locker 5,5 Millionen Euro werden wir bezahlt haben“, weiß Ponstein.
Der Landesbetrieb wird sich 70 bis 75 Prozent der Kosten vom Eigentümer, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), zurückholen. Und zudem eine ganze Menge auf sein „Ökokonto“ eingezahlt haben: Das Projekt ist Ausgleich für den Ausbau der Autobahn 3 zwischen Köln-Mülheim und Dellbrück. Und auch in Zukunft noch kann der Landesbetrieb das in Altenrath Geleistete mit Eingriffen in Natur und Landschaft verrechnen. Im Straßenbau ist auch eine ganze Menge des Betons aus der Kaserne gelandet.
Viele Herausforderungen standen vor den Beteiligten: „Wir hatten keine Pläne“, berichtet Ponstein; wiederholt stießen die Firmen auf Bauwerke, die sie nicht erwartet hatten. Ausgepumpt und verfüllt wurden bunkerartige Gebäude tief im Boden, anderswo hatten Pflanzen betonierte Flächen so dicht überwuchert, dass erst spät der wahre Zustand erkannt wurde. Vor allem aber die akute Einsturzgefahr nach langem Leerstand machte den Beteiligten zu schaffen; 60 Prozent der Gebäude wurden zusammengeschoben, der Schutt erst danach sortiert.
„Trotz der Hürden ist es sehr gut gelaufen“, bilanziert auch Achim Urmes, Leiter der Abteilung Naturschutz im Bundesforst Rhein-Weser der BIMA. Schließlich durfte mit Rücksicht auf die Zeiten, in der Tiere ihre Jungen bekommen oder brüten, immer nur von September bis Februar gearbeitet werden. Fachingenieure begleiteten den Abriss; Fledermauskolonien mussten bisweilen andere Quartiere schmackhaft gemacht werden. Und gefiederte Gäste wie der Steinschmätzer, die neue Schutthalden besiedelten, setzten zumindest Diskussionen in Gang, ob die nicht bleiben sollten.
Mit dem Abzug der Bagger sind die menschlichen Eingriffe aber nicht vorbei. „Wenn wir nichts tun, wird das schnell wieder Wald“, erklärte gestern Achim Urmes. Weidende Tiere – gedacht ist an Schafe, Ziegen, Pferde und eventuell auch Rinder – sowie der Einsatz von Maschinen sollen dafür sorgen, dass es Offenlandflächen bleiben. „Eine spannende Geschichte“, erwartet Urmes, denn die nun beginnenden Prozesse lassen sich nur bedingt planen. Sicher ist, dass ein Zaun um das Gelände gezogen wird. Damit die Weidetiere drinnen und die Menschen draußenbleiben. Und das nicht nur wegen Flora und Fauna. „Wir haben nur an der Zauntrasse eine Kampfmittelräumung gemacht“, warnt Gerhard Ponstein, noch vor drei Wochen wurde auf dem Gelände ein Blindgänger gefunden.