Einziger Spezialpreis für IllustratorenTroisdorfer Bilderbuchpreis für einen Tiger im Rucksack

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Eine blonde Frau hält das blaue Bilderbuch. Neben ihr hängen zwei Illustrationen aus ihrem Buch, die den katzenähnlichen Tiger mit Kindern zeigen.

In Troisdorf wurde der Bilderbuchpreis an die Illustratorin Sabine Kranz für ihr Erfolgsbuch „In meinem Rucksack wohnt ein Tiger“ verliehen.

Sabine Kranz bekam den  Spezialpreis für künstlerische Bilderbuchgestaltung im deutschsprachigen Raum.

Die heimliche Hauptfigur fehlte bei der Verleihung des Troisdorfer Bilderbuchpreis in der Buch Wissem und das war auch gut so. Schließlich lassen Illustratorin Sabine Kranz und Autor Uwe-Michael Gutzschhahn in ihrem preisgekrönten Buch „In meinem Rucksack wohnt ein Tiger“ (Sauerländer bei Fischer KJB) bewusst offen, ob es die titelgebende Hauptfigur tatsächlich oder nur in den Köpfen der jungen Leser gibt. 

„Wir waren uns schnell einig, dass dieses Buch den diesjährigen Bilderbuchpreis bekommt“, sagte die Leiterin des Bilderbuchmuseum Troisdorf, Pauline Liesen, die mit den Expertinnen Ines Dettmann und Mirijam Steinhauser die Jury bildete.

Troisdorfer Bilderbuchpreis wurde in diesem Jahr zum 24. Mal verliehen

Auf einem rot-weiß gestreiften Tiger spielen Kinder.

Im preisgekrönten Buch von Sabine Kranz muss der Tiger einiges einstecken.

Das ausgezeichnete Buch ist nicht nur ganz nah dran an der Lebenswirklichkeit der jungen Leser, denen imaginäre Freunde ja oft nicht fremd sind. Mit wenigen, immer wiederkehrenden Farben und kolorierten Umrisszeichnungen erschafft Sabine Kranz einen Tiger mit eher katzenähnlichem Äußeren, der angeblich in Bens Rucksack wohnt und der im Umfeld des Jungen für mächtig Furore sorgt.

Der Troisdorfer Bilderbuchpreis wurde in diesem Jahr zum 24. Mal verliehen. „Er ist der einzige Spezialpreis für künstlerische Bilderbuchgestaltung im deutschsprachigen Raum, der damit die Leistungen der Illustratoren in den Mittelpunkt stellt“, erläuterte Liesen.

Aus etwa hundert Einsendungen schaffte es Susanne Straßer mit „Wenn Gott ein Kaninchen wäre“ (Herder Verlag) auf den zweiten Platz; ein Buch, das Kinder in einem Alter abholt, in dem sie ebenso geradeaus wie um die Ecke denken können. Straßer präsentiert die durchaus theologische Botschaft mit Augenzwinkern statt mit erhobenem Zeigefinger.

Auch in Kinderbüchern ist längst keine heile Welt mehr gefordert

Auf Tiefgang setzt auch der Drittplatzierte Bernd Mölck-Tassel mit seinem Buch „Wir Menschen“ (Jacoby & Stuart), der zeigt, dass auch in Bilderbüchern längst keine heile Welt mehr gefordert ist. Formal facettenreich und mit reduziertem Text skizziert der Künstler verschiedene Lebensräume, in denen Menschen sich bewegen.

Drei Kinder stehen in einem schneebedeckten Wald, der hauptsächlich aus Baumstümpfen steht. Zwei halten Stöcke in der Hand, vor ihnen läuft ein Igel. Im Bild steht: „Wir können grausam sein.“

Auch im Bilderbuch muss es keine heile Welt mehr geben, findet Bernd Mölck-Tassel.

Hier begeisterte sich die Jury über den Umstand, dass die Gestaltung dazu anregt, miteinander ins Gespräch zu kommen und über den eigenen Platz in der Welt nachzudenken.

Sie finden, die Preisträgerin muss mindestens ordentlich zeichnen können.
Museumspädagogin Jennifer Walther-Hammel über die Kriterien der Kinderjury

Die wohl strengste Jury konnte Alexandra Prischedko mit ihrem Buch „Was macht ihr denn da?“ (Edition Bracklo) überzeugen. Der Preis der Kinderjury wurde von elf Troisdorfer Drittklässlern verliehen, die vorab klare Erwartungen artikulierte: „Sie finden, die Preisträgerin muss mindestens ordentlich zeichnen können“, sagte Museumspädagogin Jennifer Walther-Hammel.

Erstmals wurde ein Förderpreis für noch nicht veröffentlichte Arbeiten vergeben

Prischedko erzählt die Geschichte von Sophie, die in den Zoo will. Schon auf dem Weg dorthin wird der Zoo lebendig, mit Zebras am Zebrastreifen und Fischen, die im Brunnen schwimmen.

Erstmals seit einigen Jahren konnte auch ein Förderpreis für noch nicht veröffentlichte Arbeiten vergeben werden. Er ging an Nina Maria Drangmeister, die über das Gedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke den Bezug zu einem Kind herstellt, das sich in Corona-Zeiten genauso eingesperrt fühlt wie einst Rilkes Panther im Zoo.


Eine Auswahl der eingereichten Illustrationen wird noch bis zum 29. Oktober im Bilderbuchmuseum in der Burg Wissem gezeigt. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag 11:00 - 17:00 Uhr, Samstag und Sonntag 10:00 - 18:00 Uhr.

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