Kommentar zur GrundstückspolitikMan wundert sich über Troisdorfer Entscheidungen

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Eine zugewucherte Baugrube mit Bäumen und Buschwerk.

Längst ist die Baugrube für das Hotel wieder zugewachsen. An der Hauswand des Bürogebäudes ist die Kontur des geplanten Hotels zu erkennen.

Während die Stadt für ein Grundstück in ein hohes finanzielles Risiko geht, gibt sie ein anderes Filetstück leichtfertig aus der Hand.

Mit dem Wort „miramur“ begannen Päpste im Mittelalter gerne ihre Kritik an gekrönten Häuptern. „Wir wundern uns“. Aber auch im Jahr 2023 und auch, wenn man nicht Oberhaupt der katholischen Kirche ist, wundert man sich manchmal. Zum Beispiel angesichts der Entscheidungen, die in kaum mehr als 12 Stunden im Umgang mit zwei Grundstücken in Troisdorf gefallen sind.

Risiko bleibt über Jahrzehnte bestehen

Da hat am Dienstagabend eine Mehrheit des Stadtrats – dagegen hatten sich nur die SPD und die FDP ausgesprochen – die Aufstellung eines Bebauungsplans und eine Vorkaufssatzung für das alte DN-Gelände beschlossen. Eine Vorkaufssatzung lehnte auch Leo Müller für die Fraktion ab.

Die angestrebte Planungshoheit führten die Befürworter an; keineswegs wolle man die dort ansässigen Firmen vergraulen. Zudem sei ja das Vorhaben langfristig angelegt. Ein unkalkulierbares finanzielles Risiko bleibt dieses Engagement aber auch dann, sollte es erst in Jahrzehnten zum Tragen kommen.

Linker Affront gegen Beschäftigte

Mit der Entscheidung hat man genau konterkariert, was die Diehl-Gruppe mit einem Kauf erreichen wollte: Raus aus der Ungewissheit, die ein Dasein als Mieter mit sich bringt. Dass ausgerechnet ein Vertreter der Linken den Beschäftigten zuruft, sie sollten sich keine Angst machen lassen, sie fänden in Zeiten des Fachkräftemangels schnell wieder Arbeit, lässt den Zuhörer sprachlos zurück.

Sprachlos macht auch die Zwangsversteigerung eines Filetgrundstücks gegenüber dem Rathaus. Während Bürgermeister Biber und seine Unterstützer zig Millionen in die Hand nehmen würden, um das eine Grundstück zu kaufen und vielleicht in Jahrzehnten zu entwickeln, haben sie das andere, wo sogar die Baugrube für ein Hotel schon ausgehoben war, leichtfertig aus der Hand gegeben: 5000 Euro mehr als das Mindestgebot von 1,39 Millionen Euro durfte Jens Hülstede für die Tropark GmbH anbieten. Einziger Gesellschafter der Tropark ist übrigens die Stadt Troisdorf.

Noch nicht einmal den 2018 erzielten Verkaufserlös hatte er offenbar als Budget zur Verfügung. Da gingen die Mitbieter locker drüber – und waren davon selbst überrascht.

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