Wirt gestorbenTroisdorfer Vereine fordern Rettung ihrer Dorfkneipe

Lesezeit 3 Minuten
An dem Gebäude, in dem die Dorfschänke ist, sind die Fenster verschlossen.

Viele Jahre war die Dorfschänke Dreh- und Angelpunkt des dörflichen Lebens in Kriegsdorf.

Die Dorfschänke in Troisdorf-Kriegsdorf war lange Zeit Dreh- und Angelpunkt des dörflichen Lebens. Die Vereine fürchten nach dem Tod des Wirts nun jahrelangen Stillstand im Ort.

Dreh- und Angelpunkt des dörflichen Lebens in Kriegsdorf war in den vergangenen Jahrzehnten die Gaststätte Dorfschänke, die den Beinamen „Beim Wastl“ trug: Hier trafen sich die Vereine, feierten Familien, gab es Karnevalsveranstaltungen und Trauerkaffee. Nach dem plötzlichen Tod von Wirt Reinhold Gasparics (Wastl) am 18. Oktober ist das, so Joachim W. Bohn aus dem Ortsring, „alles weg“. „Auf unbestimmte Zeit“ sei das Lokal geschlossen, steht am Eingang.

Kriegsdorfer Vereine mahnen Eingreifen der Stadt an

Die Familie wolle Haus und Gaststätte verkaufen, heißt es im Ort. Mit einem eindringlichen Appell wendet sich der Zusammenschluss der Kriegsdorfer Vereine unter dem Vorsitz von Thomas Laudor daher an den Bürgermeister Alexander Biber und die Stadtratsfraktionen. „Sozialpolitische Fürsorge“ und „das steuernde Eingreifen der Stadt Troisdorf“ sehen die Ortsringmitglieder als erforderlich an.

Sollten die bisherigen Eigentümer keine Nachfolge als Gaststätte durch Verkauf oder Verpachtung verwirklichen, müsse die Stadt einspringen. Die solle das Haus kaufen und die Gastwirtschaft mit dem Saal verpachten. Für eine mehrmonatige Übergangszeit bis zur Wiederaufnahme des Gastronomiebetriebs könnte sich der Ortsring Interimslösungen wie einen eingeschränkten Thekenbetrieb im Sportheim des SV Rot-Weiß Kriegsdorf vorstellen.

Vereine fürchten Stillstand

Dann sei Zeit, in Ruhe über eine endgültige Lösung wie die Schaffung eines Stadtteilzentrums oder eine Begegnungsstätte nachzudenken, zum Beispiel in einem geplanten Neubaugebiet zwischen der Umgehung K 29 und der Offenbachstraße. Ohne ein schnelles Eingreifen bei der Gaststätte an der Reichensteinstraße aber fürchten die Ortsringmitglieder „über viele Jahre einen Stillstand, wahrscheinlich aber sogar das Ende des örtlichen und Vereinslebens“.

Dabei sei ja das finanzielle Risiko für die Stadt gering, wirbt Joachim W. Bohn für die Idee: „Es ist kein verlorenes Geld“, die Immobilie könne ja eines Tages auch wieder verkauft werden. Vorbilder könnten die Sieglarer „Küz“ und die Burg Wissem sein, wo die Stadt ebenfalls als Verpächter auftrete.

SPD und Grüne begrüßen Vorstoß

Die Fraktion werde das am kommenden Montag beraten, sagte auf Anfrage Thomas Möws, der Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen, im Stadtrat. „Ich denke, wir werden einen Weg finden für eine Übergangslösung.“ In der Vergangenheit hätten aber auch der damalige Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski und als CDU-Fraktionschef der heutige Verwaltungschef Alexander Biber wiederholt von Interessenten für eine Nachfolge Gasparics’ als Betreiber der Gaststätte gesprochen. „Es steht und fällt mit jemandem, der es macht“, so Möws.

Die Frage sei, „macht es die Stadt oder macht es jemand für die Stadt“. „Dass für Kriegsdorf etwas getan werden muss, ist für uns selbstverständlich“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Harald Schliekert. Dabei gebe es aber eine Reihe von Fragen, wie die nach einem Fortbestand oder Erlöschen der Betriebserlaubnis für die Gaststätte an der Reichensteinstraße.

Bürgermeister Biber schließt Kauf nicht aus

Gemeinsam mit den Grünen hat die SPD einen Bericht von Bürgermeister Biber im nichtöffentlichen Teil des Hauptausschusses am kommenden Dienstag beantragt. Auch für eine vorübergehende Lösung – das Sportlerheim des SV Rot-Weiß Kriegsdorf – seien rechtliche Fragen zu klären. Langfristig setzt die SPD auf eine Verbindung mit dem neu zu bauenden Feuerwehrgerätehaus für Kriegsdorf.

Ein integriertes Handlungskonzept für den rund 3300 Einwohner zählenden Ortsteil hat der Stadtentwicklungsausschuss in der vergangenen Woche verabschiedet. „Ich habe immer gesagt, wir werden da eine Lösung finden, wenn das notwendig wird“, erklärte Bürgermeister Alexander Biber (CDU). Er könne sich vorstellen, dass die Stadt einspringt, wenn eine Nachfolge an der Pachthöhe scheitern sollte. Das schließe auch einen Kauf nicht aus. Aber „man muss jemanden haben, der das macht“. Gelinge das zügig, werde auch die Betriebserlaubnis erhalten bleiben. Wenn die Betriebsunterbrechung aber zu lange werde, „dann hat man ein Problem“.

KStA abonnieren