DorfschänkeStadt Troisdorf kauft nach Tod von Wirt Traditionslokal – Wiedereröffnung zu Karneval

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Die Lichtreklame für eine Gaststätte „Die Dorfschänke beim Wast'l“ steht darauf.

In der Dorfschänke in Kriegsdorf gehen die Lichter wieder an und die Rolläden hoch.

Eineinhalb Jahre nach dem plötzlichen Tod des Wirts und Eigentümers öffnet die Kriegsdorfer Dorfschänke wieder.

Die Nachricht ging im Oktober 2022 wie ein Lauffeuer durchs Dorf: Reinhold Gasparics, über Jahrzehnte Gastwirt der „Dorfschänke“, war plötzlich gestorben. Vater und Ehemann für die einen, Betreiber der einzigen Gaststätte im Ort und Mittelpunkt des dörflichen Lebens für die anderen.

Nach dem Kriegsdorfer Karnevalszug wird hier gefeiert

„Auf unbestimmte Zeit“ sei das Lokal geschlossen, teilten Witwe Sabine und die drei Kinder damals mit. Doch jetzt gehen die Lichter wieder an in der Gaststätte an der Reichensteinstraße: Steffi Böckem wird das Lokal als neue Pächterin betreiben. 

Am 10. Februar werden Böckem und ihr Team die After-Zoch-Party . „Dann schlaf' ich noch mal aus“, kündigt sie lachend an. Am 1. März beginnt der reguläre Betrieb: Montag und Dienstag bleibt wie bisher auch geschlossen, Mittwoch bis Samstag öffnet sie das Lokal um 16.30 Uhr, am Sonntag schon um 11.30 Uhr.

Zwei Frauen und zwei Männer hinter einer Schanktheke. Vor dem Tresen steht ein Mann im dunklen Sakko und Hemd. Sie halten einen Schlüssel aus blauem Plexiglas.

Die Dorfschänke in Kriegsdorf hat nach dem Kauf durch die Stadt Troisdorf eine neue Pächterin: Steffi Böckem (ganz rechts) und, von links, Bürgermeister Alexander Biber sowie Sebastian Sabine und Florian Gasparics, die Witwe und Söhne des verstorbenen Wirts Reinhold Gasparics

Eigentümer der Immobilie in Kriegsdorf ist die Stadt: Nach dem jähen Tod des legendären „Wast'l“ Gasparics sprang die Kommune in die Bresche und kaufte das Haus: Um in Kriegsdorf die Gaststätte mit Saal als Versammlungsstätte für das Dorf zu erhalten. Dafür hatte sich zunächst der Ortsring starkgemacht; SPD und Grüne hatten den entsprechenden politischen Antrag gestellt.

Stadt Troisdorf besitzt noch weitere Gaststätten

Die Dorfschänke ist übrigens nicht die einzige Gaststätte im Besitz der Stadt Troisdorf: Seit vielen Jahren gilt das für die Sieglarer Küz, das Quattro Passi auf der Burg Wissem oder auch die Sängerstuben in Spich.

„Da können wir gut mit leben“, erinnert sich Bürgermeister Alexander Biber an die Reaktion der Familie Gasparics. „Und wir können es jetzt zu einem fairen Preis verpachten.“ Die Suche nach neuen Betreibern hatte die Stadtverwaltung in die Hände von Sabine Gasparics und ihren Söhnen gelegt.

Der Saal einer Gaststätte: An der Wand ein gemaltes Panorama der Stadt Köln, rechts aufeinander gestellte Tische.

Bis zu 400 Personen feiern hier Karneval: Der Saal der „Dorfschänke“ in Kriegsdorf

Mit drei Interessierten hätten sie gesprochen, erzählten die drei nun. „Die richtige haben wir ausgesucht“ sagte Sabine Gasparics über Steffi Böckem. Die lebt zwar in Spich, hat aber vor vielen Jahren selbst schon einmal in der Dorfschänke gearbeitet. Zuletzt arbeitete sie im Restaurant „Nineteen'th“, das ihr Ehemann Ralf am nahen West Golf-Golfplatz betreibt.

Die Geschenke waren noch nicht ganz ausgepackt.
Steffi Böckem über den Start der Renovierung an Weihnachten

„Seit dem ersten Weihnachtsfeiertag“ liefen die Renovierungsarbeiten,  sagt Steffi Böckem. „Die Geschenke waren noch nicht ganz ausgepackt.“ Funkelnagelneu sind unter anderem die Regale hinter der Theke, die Lampen und Gardinen. Auch die Technik werde erneuert, kündigte Ralf Böckem an.

Tische und Stühle indes werden die früheren Gäste wiedererkennen. Die Kegelbahn wird es ebenso noch geben wie den kleinen Nebenraum, das „Salönchen“.

Noch fehlt der Pächterin ein Koch

Auch beim gastronomischen Angebot werden sich die Kriegsdorfer und ihre Besucher nicht völlig umgewöhnen müssen: „Gutbürgerliche und ehrliche Küche“ kündigt die neue Pächterin an. „Allerdings fehlt mir noch der Koch.“ Der erste Monat sei aber schon abgedeckt, beruhigt Ehemann Ralf Böckem.

Aus dem Hahn wird wie bisher auch Gaffel Kölsch kommen; ebenfalls vom Fass gibt es Weihenstephaner Weizenbier – auch ohne Alkohol. Pilsfreunde finden Stauder Pils; „ich hab' gedacht, ich bin mal mutig“, kommentiert die Wirtin die Wahl. 

„Als „Dorfschänke bei Steffi“ wird Steffi Böckem das Lokal führen; der Zusatz „Beim Wast'l“ wird von der Reklametafel verschwinden.  „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ verfolge sie die Veränderungen, gab Sabine Gasparics am Montag zu. „Wir haben das ja aufgebaut und uns einen Namen gemacht.“ Und: „Es war unser Leben.“

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