Schülerinnen und Schüler der Gertrud-Koch-Gesamtschule wurden vom Kölner Künstler angeleitet.
Workshop in TroisdorfThomas Baumgärtel zeigt, wie man seine berühmte Banane sprüht

An der Troisdorfer Gertrud-Koch-Gesamtschule lernen Jugendliche Sprayen mit dem Kölner 'Bananensprayer' Thomas Baumgärtel.
Copyright: Lilian von Storch
Als Thomas Baumgärtel auf dem Schulhof der Gertrud-Koch-Gesamtschule mit der Spraydose ansetzt, kommen dutzende Schülerinnen und Schüler aus allen Himmelsrichtungen angerannt. Nur wenige Minuten später ziert seine nicht nur in Köln berühmte Banane eine weiß gestrichene Wand, ein gelb leuchtender Fleck auf dem grauweißen Schulhof.
Schülerinnen und Schüler dürfen sich mit Mangos, Melonen und Äpfeln auf dem Schulhof verewigen
Im Laufe des Nachmittags bekommt das Kunstwerk Gesellschaft: Schülerinnen und Schüler sprayen selbst gestaltete Melonen, Äpfel, Beeren und andere Früchte um das kultige Motiv von Baumgärtel. Der als „Bananensprayer“ bekannte Kölner Künstler erklärt 20 14- bis 16-Jährigen Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule heute den Umgang mit der Spraydose.

Thomas Baumgärtel zeigt den Jugendlichen, wie er seine bekannte Banane mit zwei Schablonen sprayt.
Copyright: Lilian von Storch
Von den Jugendlichen hat bisher kaum jemand Erfahrung mit Graffiti gemacht. „Ich hatte nur einmal bei einer Konfi-Fahrt ne Spraydose in der Hand“, sagt Lilly (16). „Ich finde es sehr cool, wie man künstlerisch damit umgehen kann, und es sieht einfach echt schön aus“.
„Ich finds auch toll, wenn man eine eigene Message an die Wand sprayen und damit etwas aussagen kann“, sagt ihre Mitschülerin Lena (15). Die Zehntklässlerinnen freuen sich, durch ihre Kunstwerke auch etwas Persönliches an ihrer Schule hinterlassen zu können, die sie bald verlassen werden.

Die Schülerinnen und Schüler zeichnen verschiedene Fruchtmotive für ihre Schablonen vor.
Copyright: Lilian von Storch
Baumgärtel zeigt ihnen heute die Schablonentechnik, mit der er vor allem arbeitet. Bei seiner bekannten Banane sprüht er erst eine gelbe Schicht in einer einfachen Form. Sobald die etwas angetrocknet ist, holt er eine etwas komplexere Schablone heraus, und die Banane bekommt durch die schwarzen Konturen ihren Wiedererkennungswert.
Ich finde es toll, dass man seine Meinung durch das Sprayen ausdrücken kann.
Die Schülerinnen und Schüler können jetzt selbst eine oder mehrere Schablonen zu der von ihnen gewählten Frucht ausschneiden. Dann geht es ans Sprayen. Eine Version ihres Kunstwerks können sie auf einer Pappe mit nach Hause nehmen, durch eine andere verewigen sie sich an der ausgewählten Wand.
Jannick (14) und Lea (14) sprayen gemeinsam eine Himbeere. Jason (15) hat sich eine etwas aufwändigere Mango vorgenommen. Die grünen, gelben und roten Farben der Frucht lässt er gekonnt ineinander übergehen. „Ich mag es, dass man durch das Sprayen viele verschiedene Farbverläufe machen kann – so ist man von der Gestaltung her sehr frei“, sagt der Schüler.

20 Schülerinnen und Schüler der Gertrud-Koch-Gesamtschule dürfen sich mit ihren eigenen Motiven an eine Wand auf dem Schulhof verewigen.
Copyright: Lilian von Storch
„Ich finde es toll, dass man seine Meinung durch das Sprayen ausdrücken kann“, sagt Adam. Pro Klasse konnten nur etwa vier bis fünf Schülerinnen und Schüler an dem Workshop teilnehmen, sagt der 16-Jährige, das Interesse war sehr groß.
Es ist das erste Projekt, bei dem Schülerinnen und Schüler sich im Sprayen ausprobieren können, sagt Erika Dallo, Abteilungsleiterin an der Gesamtschule. „Ich finds total cool – ich sehe ja, wie begeistert die Schülerinnen und Schüler dabei sind. Von daher – top!“
Troisdorfer Familienzentrum Rathausstraße ermöglicht die Finanzierung
Das Familienzentrum Rathausstraße hatte das Projekt komplett finanziert, die Schule selbst hätte die Honorar- und Materialkosten nicht stemmen können, sagt Dallo. Wenn es finanziell möglich wäre, würde man so etwas gerne auch in Zukunft wieder anbieten. „Ich glaube, dass Sprayen die Aufmerksamkeit von Schülerinnen und Schülern noch viel stärker berührt als andere Kunststile“, sagt Dallo.

Eine Version ihrer eigenen Motive nehmen die Jugendlichen mit nach Hause.
Copyright: Lilian von Storch
Mit dem Spray-Workshop wollte das Familienzentrum eine besondere Aktion speziell für Jugendliche anbieten, sagt die Leiterin Stefanie Kirsten: „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass wir bei unseren Angeboten Kinder und Jugendliche jeden Alters berücksichtigen“.
Die Idee zur Zusammenarbeit mit Baumgärtel kam aus einem anderen Projekt. An die Kita des Familienzentrums hatte der Bananensprayer ein Graffito von Pipi Langstrumpf gesprüht, um auf Personalengpässe aufmerksam zu machen.
Das ist, glaube ich, das Beste, was man Jugendlichen vermitteln kann: Mach deine Arbeit gerne.
„Mir selbst war Sprayen als Medium immer wichtig, über das ich mich äußern kann, wenn mir etwas nicht passt“, sagt Baumgärtel. Er selbst genieße vor allem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: „Ich habe auch immer Praktikanten bei mir im Atelier – junge Leute bringen frischen Wind rein, egal wo. Unsere Jugend ist immer cooler drauf als eingefahrene Erwachsene“, sagt der Künstler.
Er freue sich, dass sich auch immer mehr Mädchen und Frauen für das Sprayen interessieren, die in diesem Umfeld früher noch weniger sichtbar waren. Er selbst fing erst mit Mitte zwanzig mit der Straßenkunst an, in Paris war er damals von Schablonengraffitis inspiriert worden.
Bei einem Workshop wie heute freue ihn vor allem, etwas weiter geben zu können, was ihm selbst schon sein Leben lang Freude bereitet. „Das ist, glaube ich, das Beste, was man Jugendlichen vermitteln kann: Mach deine Arbeit gerne“, so Baumgärtel, „und da gehört Graffiti in meinem Fall nun mal dazu.“