Stadt will Hersteller verklagenWuppertaler Schwebebahn steht schon wieder still

Lesezeit 3 Minuten
wuppertal_schwebebahn

Die Schwebebahn fährt bald nur noch an Wochenenden.

  • Der Stadtwerke-Aufsichtsrat prüft eine Klage gegen den Hersteller.
  • Es gibt viele Probleme mit neuen Fahrzeugen.
  • Man habe keine Geduld mehr, das Vertrauen sei erschüttert.

Wuppertal – Mehr als 200 Mängel an den neuen Zügen, Schienenbrüche am Gerüst, ein hoher Verschleiß an den Rädern – die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) ziehen vier Jahre nach der Lieferung der neuen Schwebebahnen die Notbremse und unterbrechen den Verkehr für ein Jahr. Ab 12. August wird die Bahn, die an Wochentagen von 80.000 Menschen genutzt wird, nur noch an den Wochenenden fahren.

Es habe seit Einführung der neuen Züge des Herstellers Kiepe Electric aus Düsseldorf vor vier Jahren immer wieder Probleme gegeben, so WSW-Geschäftsführer Ulrich Jaeger am Freitag. Kiepe schaffe es nicht, funktionsfähige Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen.

Der Stadtwerke-Aufsichtsrat prüft eine Klage gegen den Hersteller. Die Fahrzeuge, von denen das letzte 50 Monate nach der Bestellung noch nicht ausgeliefert ist, haben 121 Millionen Euro gekostet. Man habe keine Geduld mehr, das Vertrauen zu Kiepe Electric sei erschüttert.

Im April seien neue Schwierigkeiten aufgetaucht. Obwohl die Züge während der Corona-Krise nur zu zehn Prozent ausgelastet waren, kam es im April erneut zu einem Bruch der Fahrschiene. „Das war noch kein Thema, das uns beunruhigt hat“, sagte Geschäftsführer Jaeger. Im Mai habe man dann aber „deutliche Gebrauchsspuren an Rädern und Schädigungen an der Schiene festgestellt, die im Juni sprunghaft angestiegen sind“. Die Stadtwerke vermuten, dass der Verschleiß mit dem geringen Gewicht der spärlich besetzten Züge zusammenhängt, die dadurch schräger an der Schiene hängen. Man komme mit den Reparaturen nicht nach, weil Ersatzteile fehlen. Der Schaden gehe in die Millionen.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Von 29 Fahrzeugen werden nach der Sommerpause nur noch zehn betriebsbereit sein. Ein regulärer Betrieb hätte nicht aufrechterhalten werden können“, sagte WSW-Aufsichtsrat Dieter Bell. „Der Klageweg ist nicht risikolos, aber wir haben eine Verantwortung für Wuppertal.“ Das Wahrzeichen der Stadt dürfe nicht wegen technischer Probleme mit Tempo 40 durchs Tal schleichen. Bei der Schadensersatzforderung gehe es um Einnahmeverluste, um erhöhten Aufwand für Reparaturen, Umbauten und Ersatzteile, Kosten für Gutachten und Materialuntersuchungen und Folgekosten durch Schäden am Gerüst.

Ersatzräder sind Mangelware

Kiepe Electric betonte, dass der Betrieb von den Aufsichtsbehörden zugelassen worden sei. Es sei zu klären, ob der Verschleiß der Räder innerhalb des zu erwartenden Maßes liegt oder abweicht und was die Ursachen dafür sein könnten. Aus fahrzeugtechnischer Sicht bestehe kein Grund, den Betrieb einzuschränken, hieß es. Dies sei nur der mangelnden Verfügbarkeit von Ersatzrädern geschuldet. Die rechtzeitige Beschaffung sei Sache des Betreibers. Kiepe Electric habe großes Interesse an der Aufklärung – auch, weil sich früher erhobene Vorwürfe nach gutachterlicher Prüfung als nicht haltbar herausgestellt hätten.

KStA abonnieren