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AfD-ChefBaut sich Chrupalla eine Ausweichmöglichkeit auf?

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Tino Chrupalla (M), Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion

Tino Chrupalla (M), Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion: Längst wird in Berlin gemunkelt, er bereite eine Ausweichmöglichkeit nach Brüssel vor, sollte sein sächsischer Landesverband ihn nicht als Spitzenkandidaten für die spätestens 2029 anstehende Landtagswahl nominieren.

Wenn der AfD-Chef im Ausland unterwegs ist, postet er meistens auf Social Media. Über seinen Besuch auf dem Oktoberfest in Bangkok schwieg Tino Chrupalla. Aber die Brandmauer zwischen AfD und Wirtschaft bröckelt auch in Südostasien.

AfD-Chef Tino Chrupalla reist gern. Im Januar flog er nach Washington zur Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump, traf dort eine Reihe republikanischer Nachwuchskräfte und deutsche Unternehmer. Im Mai besuchte der Sachse Indien, Fotos zeigen ihn, wie er in AfD-blauen Socken einen Kranz an der Märtyrersäule Mahatma Gandhis niederlegt.

Im Bundestag redet Chrupalla gern über Außen- und Handelspolitik. Und längst hat er sich ein eigenes internationales Netzwerk aufgebaut, bei dem er wenig wählerisch vorgeht: Beim Wahlkampfabschluss für die Bundestagswahl in Sachsen im Februar traten die putinfreundliche und minderheitenfeindliche serbische Familienministerin Milica Ðurdevic Stamenkovski und Kostadin Kostadinov, Chef der rechtsextrem bulgarischen Partei „Wiedergeburt“, auf.

Bereitet Chrupalla eine Ausweichmöglichkeit nach Brüssel vor?

Längst wird in Berlin gemunkelt, Chrupalla bereite eine Ausweichmöglichkeit nach Brüssel vor, sollte sein sächsischer Landesverband ihn nicht als Spitzenkandidaten für die spätestens 2029 anstehende Landtagswahl nominieren.

Chrupallas aktuelle Auslandsreise passt in dieses Bild. Vom 16. bis 21. Oktober war er auf Kosten der Bundestagsfraktion in Thailand unterwegs, wie die Fraktionspressestelle dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) auf Anfrage bestätigte. Sein Hauptinteresse neben Terminen im thailändischen Parlament: Treffen mit „Inhabern mittelständischer Unternehmen, die in Thailand, Europa und Deutschland tätig sind“.

Brandmauer zwischen Wirtschaft und AfD beginnt zu bröckeln

Während Chrupalla sonst fleißig auf Social Media postet, wussten diesmal selbst in der AfD-Spitze nur wenige von dieser Reise. Gesehen wurde er auf dem Oktoberfest der deutsch-thailändischen Handelskammer im Ballsaal eines Luxushotels in Bangkok. Dort feierten Chrupalla und seine Begleitung bei Bier, Brezeln und Leberkäse zu zünftiger Blasmusik. Die Handelskammer hat Hunderte Fotos des Events auf Facebook gepostet, darunter Bilder von Vertretern mehrerer großer deutscher Firmen in Thailand - aber kein einziges von Chrupalla.

Konzerne wie Schaeffler und Ergo, Bayer, BASF und Munich Re sind Sponsoren des Festes. Der deutsche Botschafter und seine Stellvertreterin kamen. Und Chrupalla, der laut Fraktionspressestelle von Handelskammerpräsident Alexander Donau persönlich eingeladen wurde. Geschäftsführer Roland Wein teilte dem RND mit, es habe keine Einladung durch die Handelskammer oder durch ihn gegeben. Die AfD-Fraktion habe die Karten (umgerechnet 130 Euro inklusive Freibier) selbst bezahlt.

Fest steht nach diesem Abend dennoch eines: Die Brandmauer zwischen Wirtschaft und AfD beginnt zu bröckeln - auch in Bangkok.