„CSU ist mir zu rückwärtsgewandt“Horst Seehofers Tochter kandidiert für die FDP

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Susanne Seehofer, Tochter des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und FDP-Direktkandidatin, lächelt bei der Vorstellung der Direktkandidaten der FDP München-Mitte für die Landtagswahl in Bayern 2023 im Paulaner Bräuhaus in München.

Susanne Seehofer, Tochter des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer und FDP-Direktkandidatin

Bei der bayerischen Landtagswahl kandidiert Susanne Seehofer für die FDP. Sie ist die Tochter des früheren CSU-Chefs und Ministerpräsidenten Horst Seehofer.

Susanne Seehofer sagt, ihr Nachname sei für sie keine große Sache: „Ich trage den Namen ja schon mein ganzes Leben.“ Sie sei „eine eigenständige Person, mit eigenständigen programmatischen Ansichten“. 31 Jahre alt, bei BMW zuständig für nachhaltige Mobilität, Mutter eines kleinen Mädchens – und jetzt eben Landtagskandidatin in Bayern, für die FDP.

Aber sie ist eben auch die Tochter des ehemaligen CSU-Chefs und Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Über Jahre ist er auch Bundesminister gewesen, für Gesundheit, für Landwirtschaft, zuletzt für Inneres. Er hat sich einen Kampf mit Markus Söder geliefert, seinem Nachfolger in Parteizentrale und Staatskanzlei – und mehrere mit Angela Merkel, die ihm erst zu wenig sozial war, in der Gesundheitspolitik – und dann zu sozial, in der Flüchtlingspolitik.

Mit der Bundestagswahl 2021 hat sich Seehofer, der Vater, aus der Politik zurückgezogen. Kurz vorher war Susanne Seehofer der FDP beigetreten, mittlerweile ist sie Vizechefin des Münchner Stadtverbands.

Seehofer: „Die CSU ist mir zu rückwärtsgewandt“

Auch von der CSU habe es „die eine oder andere Anfrage“ gegeben, erzählt sie. Aber sie sei schon lange „Verfechterin der liberalen Sache“ gewesen. Und das Urteil über die Partei ihres Vaters fällt deutlich aus: „Die CSU ist mir zu rückwärtsgewandt, zu nostalgisch, zu sehr im Gestern verhaftet. Das widerstrebt mir total.“ Ähnliche Generationendifferenzen hat es auch bei anderen CSU-Spitzenpolitikern zu geben: Claudia Stamm, die Tochter der mittlerweile verstorbenen Vizeparteichefin Barbara Stamm, saß eine Weile für die Grünen im bayerischen Landtag. Der Fraktionschef der Freien Wähler, Florian Streibl, ist der Sohn des früheren Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU).

Im Hause Seehofer bedeuten unterschiedliche Parteibücher offenbar nicht, dass man lieber nur noch übers Wetter redet. „Es macht Spaß, mit ihm über Politik zu diskutieren“, sagt Susanne Seehofer über ihren Vater.

Sie interessiert sich für Wirtschafts- und Bildungspolitik, beides liegt im bayerischen Kabinett in der Hand der Freien Wähler. Susanne Seehofer findet, da liegt es schlecht. „Bayern-zurück-Koalition“, so nennt sie die aktuelle Landesregierung. Die FDP würde die Freien Wähler gern ablösen als Koalitionspartner der CSU – es wäre dann eine Söder-Seehofer-Kombination der anderen Art.

Kritik an Freien Wählern

Sie findet, Erzieherinnen und Erzieher besser bezahlt werden müssen und dass Auslands-Abschlüsse in diesem Mangel-Bereich leichter anerkannt werden sollten. Und für die Wirtschaft könne es auch besser laufen: „Wir hören immer, dass die CSU in Bayern für die Berge, den blauen Himmel und eine brummende Wirtschaft verantwortlich sei“, sagt Susanne Seehofer. Aber viele Unternehmen wanderten wegen zu viel Bürokratie ins Ausland ab. Und auf den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit sei zwar die Wirtschaft gut vorbereitet, „aber die Politik hinkt hinterher“.

Am Wochenende ist Susanne Seehofer nach Berlin gefahren, zum FDP-Bundesparteitag. Auf dem Presseabend holt sie dort der bayerische Spitzenkandidat Martin Hagen auf die Bühne, er zitiert einen Spruch vom Vater Seehofer. „Können Sie alles senden“, hat der mal in einem Interview gesagt. Susanne Seehofer stehe voll in dieser Tradition der Offenheit, sagt Hagen und strahlt. Die FDP hat den Einzug in den Landtag schon öfter mal verpasst. Alles, was Aufmerksamkeit verschafft, ist für die Partei also schon eine Sache. Auch ein Name.

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