Ex-BundestrainerJoachim Löw und die Zeit nach der Nationalmannschaft

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Löw Joachim IMAGO

Joachim Löw auf der Tribüne.

Berlin – Joachim Löw hat fertig als Bundestrainer. Den Job ist er los – und damit auch all den Druck, die belastende Erwartungshaltung. Wer an vorderster Front arbeitet, bekommt den Wind der Widerstände mit voller Wucht ab. Die 15 Amtsjahre sind in Löws Gesicht abzulesen.

Die Flut der Gedanken wird in den nächsten Tagen über den 61-Jährigen hereinbrechen, ein innerer Sturm der Gefühle zieht auf. „All die Emotionen muss ich jetzt einordnen und verarbeiten“, meinte Löw am Mittwoch, dem Tag nach dem 0:2 im EM-Achtelfinale gegen England. Um „diese schwere Last der Verantwortung“ abzustreifen, sei „eine emotionale Pause wichtig“ für ihn. Er müsse jetzt „die Enttäuschung und die Leere auch zulassen“. Seine Hoffnung: „Dann wird auch wieder neue Energie kommen.“

Joachim Löw kann endlich loslassen

Nach all seinen Turnieren ab der EM 2008 hat er sich, im Erfolg wie im Misserfolg, erst einmal zurückgezogen, gegrübelt und gehadert. Jogi, der Einsiedler, verstummte so lange, bis einige Medien ihn zur Fahndung ausschrieben. Jedes Mal straffte sich Löw, kam zurück. Nun kann er loslassen. Den Status, beim „Verlassen der Haustür ein Objekt der Öffentlichkeit“ zu sein, wie er einmal sagte, ist er bald los. Auch die Aufmerksamkeit der Medien wird nachlassen.

„Jogi Löw hat Überragendes geleistet, ist mit dem Gewinn des WM-Titels in die Geschichte eingegangen“, sagte der ehemalige Bayern- und Dortmund-Trainer Ottmar Hitzfeld dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) über Löws Lebenswerk und ergänzte: „Sich über 15 Jahre so lange zu halten kann man nicht hoch genug einschätzen.“ An Nachfolger und Freund Hansi Flick übergebe er mit Stolz, so Löw und versicherte: „Mein Herz schlägt weiter schwarz-rot-gold.“ Als Fan auf der heimischen Couch? Oder startet er eines Tages – für diesen Sommer hat er dies ausgeschlossen – doch noch einmal als Trainer durch, übernimmt eine Vereinsmannschaft?

Joachim Löw will noch nicht in den Ruhestand

„Vom Ruhestand habe ich nie gesprochen“, betonte Löw. „Ich weiß nicht, ob er gut beraten wäre, sich den Stress noch einmal anzutun mit rund 60 Spielen im Jahr, das ist eine hohe Belastung“, findet Hitzfeld. Also ein neuer Job als Nationaltrainer? Doch bei welchem Verband?

Die Sprachbarriere ist sicher ein Hindernis. „Spanien, Italien, England, Frankreich – das passt eigentlich nicht“, sagte Hitzfeld, der von 2008 bis 2014 die Schweizer Nationalelf coachte und nun sein „Leben als Rentner genießt“. Die Schweiz – könnte das eine Anlaufstelle für den Schwarzwälder Löw sein, der in Freiburg lebt? Oder als österreichischer Bundestrainer? Für Hitzfeld wäre die „Fallhöhe zu hoch“. Sein Rat an Löw: „TV-Experte ist der beste Job, dazu kann ich ihm nur raten.“

Löw, der zuletzt die Biografien von Willy Brandt und Barack Obama gelesen hat, schmiedet privat einige Pläne. „Ich finde Entspannung in Aktivität, bin gern in der Natur unterwegs. Ich möchte irgendwann in meinem Leben gern noch in die Anden gehen, Chile oder Peru, das reizt mich. Vielleicht nicht mehr ganz so hoch wie 2003 mit dem Kilimandscharo, denn das war eine Tortur.

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Aber so in 4000, 5000 Metern Höhe – das finde ich spannend oder durch Patagonien“, sagte er. Eine geografisch näherliegende Alternative: „Mit ein paar Freunden auf dem Mountainbike die Alpen überqueren.“ 

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