Kommentar zu Corona-MaßnahmenDer Lockdown hat viele Nebenwirkungen

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Schülerin

Vor allem Kinder leiden im Lockdown.

Manche Menschen haben es satt. Sie wollen ihr Leben wiederhaben. Sie wollen von Corona nichts mehr hören. Sie möchten Freunde sehen, essen gehen, shoppen, reisen. Sie wollen: Normalität. Doch so mancher Politiker hat sich bequem eingerichtet in einem angeblichen Allheilmittel, das da heißt: Lockdown. Da muss man sich nicht den Kopf zerbrechen über geeignete Impf- oder Teststrategien, muss nicht auf die Tube drücken. Schließlich erkauft man sich mit den Beschränkungen Zeit.

Ja, der Lockdown hat in den vergangenen Monaten Tausende Menschen vor schweren Erkrankungen und dem Tod gerettet. Doch es ist wie bei jeder Therapie: Die erwünschte Wirkung und die unerwünschten Nebenwirkungen müssen stets in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. Es ist kein Zufall, dass immer wieder auch manche Vertreter der Ärzteschaft vor den Folgen der Einschränkungen warnen: Für sie ist dieser schwierige Abwägungsprozess Alltag. Nicht selten raten sie zum Beispiel von einer Krebstherapie ab, die das Leben zwar um einige Wochen verlängert, jedoch mit massiven Schmerzen verbunden ist.

Vereinsamung, Gewalt, Bildungslücken

Die Nebenwirkungen des Lockdowns sind bekannt: Kinder und Jugendliche wachsen mit eklatanten Bildungslücken auf, die nur schwer wieder zu schließen sind. Sie sind vermehrt Opfer häuslicher Gewalt, leiden unter Vereinsamung, Depressionen, Bewegungsmangel. Nicht anders ergeht es vielen Erwachsenen. Und in der Wirtschaft droht eine Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes.

Gleichzeitig entfällt zunehmend der Hauptzweck des Lockdowns, nämlich der Schutz der besonders verletzlichen Personengruppen. Denn anders als noch im vergangenen Jahr stehen jetzt immer mehr Impfungen und bald auch massenhaft Schnelltests zur Verfügung.

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Die Strategie muss jetzt heißen: mehr impfen, intelligent testen, Öffnungsschritte. Beim Impfen muss durch eine Lockerung der Rangfolge dafür gesorgt werden, dass so viele Menschen so schnell wie möglich zumindest die erste Dosis bekommen. Das Testen muss so alltäglich werden wie die Desinfektion der Hände, um in allen Lebensbereichen wieder zur Normalität zurückkehren zu können.

Erst Kinder, dann der Rest

Ganz oben auf der Öffnungsliste müssen alle Kitas und Schulen stehen – mit festen Gruppen, Wechselunterricht und einem Impfangebot für jeden Lehrer. Einzelhandel, Gastronomie, Freizeiteinrichtungen, Museen und Theater sollten schrittweise folgen – verbunden mit wirkungsvollen Testkonzepten und Tools zur Kontaktnachverfolgung wie der Luca-App. Der Zielwert von 35 Infektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche mag für ein Land sinnvoll sein, das dem Virus schutzlos ausgeliefert ist. Deutschland ist trotz aller Probleme davon aber inzwischen weit entfernt.

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