Lambrecht-AffäreEx-Entwicklungsminister Müller nahm Frau bei 13 Dienstreisen mit

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Gerd Müller Dienstreisen

Der frühere Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU). 

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) steht in der Kritik, weil sie bei einer Dienstreise ihren Sohn mitnahm. Tatsächlich ist es nicht der erste Fall dieser Art. Der einstige Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) lud zu Auslandsreisen regelmäßig seine Frau ein.

Die zuletzt in die Kritik geratene Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) ist nicht die erste Ministerin, die von der Möglichkeit, bei Dienstreisen Familienangehörige mitzunehmen, Gebraucht gemacht hat. Der damalige Bundesentwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) nahm in der letzten Legislaturperiode bei insgesamt 13 Auslandsdienstreisen mit dem Flugzeug seine Frau mit. Das sagte ein Sprecher des Ministeriums dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) nach einer Ministeriums-internen Auswertung.

Im Jahr 2018 war es demnach eine Reise mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr, 2019 waren es sechs Reisen, zweimal mit der Flugbereitschaft, viermal mit Linienflügen, 2020 vier Reisen, zweimal mit der Flugbereitschaft und zweimal mit Linienflügen, 2021 schließlich zwei Reisen mit Linienflügen. „Sämtliche Reisen erfolgten im Rahmen der Ausübung von dienstlichen Tätigkeiten von Bundesminister a.D. Dr. Gerd Müller“, sagte der Sprecher dem RND. „Sämtliche Rechnungen wurden privat beglichen. Die anteilige Kostenübernahme bei der Flugbereitschaft betrug immer 100 Prozent. Die Linienflüge wurden jeweils privat gebucht und bezahlt.“ Die gegenwärtige Bundesentwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD) wurde nach Angaben des Sprechers bei Dienstreisen bisher nicht von Familienmitgliedern begleitet.

Abgeordnete gingen leer aus

Vor knapp zwei Jahren hatten sich Bundestagsabgeordnete bereits beklagt, weil sie von Müller keinerlei Einladungen zur Begleitung bei Auslandsreisen erhalten hatten - mutmaßlich auch, weil zuweilen ein Platz von Müllers Frau belegt war. In einem Fall bekam der entwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfaktion, Sascha Raabe, für eine Afrikareise Müllers zwar eine Einladung. Kurz darauf wurde seine Teilnahme aber wieder abgesagt, weil die genutzte Maschine der Flugbereitschaft kleiner gewesen sei als zunächst geplant, wie es hieß. Einen der knappen Sitzplätze bekam Ehefrau Gertie Müller-Hoorens.

Der Minister wies Klagen seinerzeit vehement zurück. Etwaige Vorwürfe seien „völlig absurd“, sagte er und fügte erklärend hinzu, seine Frau sei ihm in Entwicklungsländern bei Gesprächen mit Frauen „über Themen wie Beschneidung, Geburtenkontrolle oder Vergewaltigung eine Unterstützung“. Tatsächlich ist die Begleitung von Ministerinnen und Ministern durch Familienmitglieder eher eine Ausnahme.

Kosten wurden stets übernommen

Derzeit muss sich Verteidigungsministerin Lambrecht rechtfertigen, weil sie kurz vor Ostern ihren Sohn in einer Maschine der Flugbereitschaft mitgenommen hatte. Als Lambrecht noch Justizministerin war, flog der heute 21-Jährige sieben Mal mit. Die aktuelle Kritik entzündet sich unter anderem daran, dass sich an den Truppenbesuch in Nordfriesland, der das Ziel der Reise war, ein Urlaub auf der nahe gelegenen Nordseeinsel Sylt anschloss. Auch die SPD-Politikerin übernimmt nach Angaben des Ministeriums allerdings die Kosten.

Sie bat nach diversen Unmutsäußerungen auch in der eigenen Partei mittlerweile um Verständnis und begründete die Begleitung damit, dass sie als Ministerin wenig Zeit habe und den Kontakt zu ihrem Sohn halten wolle.

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