NachgerechnetWie teuer wird Weihnachten in diesem Jahr?

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Ein Stern steht am Heiligen Abend vor dem Kölner Dom. Wegen der Coronamaßnahmen konnten damals nicht so viele Menschen am Weihnachtsgottesdienst teilnehmen.

Ein Stern steht am Heiligen Abend vor dem Kölner Dom. (Archivbild)

Die Preise für Energie und Lebensmittel sind extrem gestiegen. Es ist davon auszugehen, dass Weihnachten 2022 also teurer wird. Doch wie viel? Wir haben beispielhaft nachgerechnet.

Wer Weihnachten ausgiebig feiert, gibt für gewöhnlich auch viel Geld aus. Ein großer Teil davon sind natürlich die Geschenke. Aber oft fallen auch für das Weihnachtsmenü und die Beleuchtung Kosten an, die sich schnell summieren. Wir haben beispielhaft bei Energie, Weihnachtsessen und Spielzeug nachgerechnet.

Wie viel teurer wird die Beleuchtung?

Eine schöne Beleuchtung gehört zu Weihnachten dazu, das ist klar. Und trotzdem: Viele Städte reduzieren ihre Weihnachtsbeleuchtung – und das mit gutem Grund. Die Kosten für Beleuchtung können ganz schön ins Geld gehen.

Der Strompreis ist seit vergangenem Jahr deutlich gestiegen. Aktuell liegt er laut dem Vergleichsportal Verivox im Schnitt bei 45,63 Cent pro Kilowattstunde (Stand: 15. November 2022). Bei der Weihnachtsbeleuchtung spielt allerdings nicht nur der Strompreis eine Rolle. Auch die Art der Lichterkette ist relevant: Wer auf LED-Lichterketten setzt, spart im Vergleich zu Lichterketten mit Glühlampen. Denn LED-Lichterketten verbrauchen laut Verbraucherzentrale nur etwa ein Zehntel des Stromes, den eine konventionelle Lichterkette mit Glühlampen benötigen würde.

Ein Rechenbeispiel: Eine Glühlampen-Lichterkette (Leistungsaufnahme von durchschnittlich 50 Watt) verbrauchte im vergangenen Jahr in der Weihnachtszeit (24 Lämpchen leuchten an 28 Tagen je 8 Stunden, also insgesamt 224 Stunden) bei einem damaligen Strompreis von 32,63 Cent pro Kilowattstunde etwa Strom für 3,65 Euro. Eine LED-Lichterkette (Leistungsaufnahme von durchschnittlich nur 5 Watt) verbrauchte in der gleichen Zeit etwa Strom für 36,5 Cent.

Natürlich verwendet jede Familie unterschiedlich viele Lichterketten. Wenn man aber Beleuchtung im Fenster und am Tannenbaum mit einrechnet, kommen schnell fünf Lichterketten zusammen. Das sind im vergangenen Jahr eine Stromrechnung von 18,27 Euro für die Beleuchtung mit Glühbirnenlichterketten und 1,83 Euro für die Beleuchtung mit LED-Lichterketten.

Und wie sieht das in diesem Jahr aus? Die gleiche Glühlampen-Lichterkette verbraucht in diesem Jahr (bei einem aktuellen Strompreis von 45,63 Cent pro Kilowattstunde) etwa Strom für 5,11 Euro. Die LED-Lichterkette verbraucht in der gleichen Zeit Strom für etwa 51 Cent. Das sind in diesem Jahr bei fünf Lichterketten 25,55 Euro für Glühbirnenlichterketten und 2,55 Euro für LED-Lichterketten.

Die Kosten für Lichterketten mit Glühbirnen haben sich in diesem Jahr also um 7,28 Euro und bei LED-Lichterketten um 0,72 Euro erhöht. Tipp: Langfristig besser auf LED-Lichterketten umsteigen.

Wie teuer wird das Weihnachtsmenü?

Energiekosten für den Braten:

Nicht nur die festliche Beleuchtung sorgt für Weihnachtsstimmung. Auch das Festtagsessen darf nicht fehlen. Ein ordentlicher Gänsebraten brutzelt da schon einmal fünf Stunden oder länger im Ofen – Beilagen nicht mit eingerechnet. Laut der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft CO2online gilt als Richtwert, dass ein Backofen pro Stunde etwa 1000 bis 2000 Watt verbraucht.

Wenn man nun also einen Strompreis von 32,63 Cent aus dem vergangenen Jahr und einen aktuellen Strompreis von 45,63 Cent für die Berechnung hinzuzieht, ist auch bei der Zubereitung des Bratens eine deutliche Preiserhöhung bemerkbar. Die Energiekosten für die Zubereitung des Bratens hat somit im vergangenen Jahr Strom für etwa 3 Euro verbraucht. In diesem Jahr wären es etwa 4,50 Euro.

Die Differenz nur für die Energiekosten zur Zubereitung des Bratens beträgt im Vergleich zum vergangenen Jahr nach aktuellem Stand also 1,50 Euro – die Energiekosten für die Zubereitung der Beilagen sind hier nicht mit eingerechnet.

Lebensmittelpreise für Weihnachtsessen:

Laut Statistischem Bundesamt sind Lebensmittel zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022 um 20,3 Prozent teurer geworden. Aber was bedeutet das fürs Weihnachtsessen? Laut einer Umfrage des Forsa-Instituts für den Lebensmittelverband Deutschland haben die meisten Deutschen im Jahr 2020 an Heiligabend Bockwürstchen mit Kartoffelsalat (19 Prozent) und am ersten Weihnachtsfeiertag Weihnachtsgans (28 Prozent) gegessen.

Bockwürstchen mit Kartoffelsalat für eine vierköpfige Familie kosten heute etwa 8 Euro – 5 Euro für Kartoffelsalat und 3 Euro für Bockwürstchen. Wer den Kartoffelsalat selbst macht, kann hier natürlich sparen – wer Wert auf Markenprodukte legt, gibt dafür etwas mehr aus.

Wer es etwas weniger rustikal mag: Weihnachtsgänse sind deutlich teurer geworden. Der Grund: Es gibt weniger Tiere – etwa wegen Erkrankungen mit der Vogelgrippe. So erklärt Lorenz Eskildsen, Vorsitzender des Bundesverbandes Bäuerlicher Gänsehaltung, dass eine deutsche Weihnachtsgans in diesem Jahr 18,95 Euro pro Kilogramm kostet. Wer pro Kopf 500 Gramm Fleisch einplant, sollte für eine vierköpfige Familie mindestens zwei Kilogramm Gans zubereiten. Das sind Kosten in Höhe von 37,90 Euro.

Eine ausländische Gans würde in der gleichen Menge laut Eskildsen aktuell etwa 18 Euro kosten. Wer dann noch günstigen Rotkohl für etwa 2 Euro einkauft und sich mit Klößen aus der Packung für etwa 4 Euro zufriedengibt, liegt für das Essen am ersten Weihnachtsfeiertag bei etwa 43,90 Euro mit einer deutschen und 24 Euro mit einer ausländischen Weihnachtsgans.

Aber wie sah das 2021 aus? Die Preise für alle Lebensmittel genau zu beziffern, ist nicht möglich. Wenn man also behelfsmäßig von einer durchschnittlichen Inflation von 20 Prozent auf Nahrungsmittel ausgeht, hat das Kartoffelsalat-Menü an Heiligabend im vergangenen Jahr etwa 6,40 Euro gekostet. Zwei Kilogramm deutsche Weihnachtsgans haben im vergangenen Jahr laut Eskildsen 31,90 Euro gekostet - die ausländische neun Euro. Wenn man von den Kosten für die Beilagen erneut 20 Prozent Inflationsrate abzieht, lagen diese im letzten Jahr bei einem Preis von 4,80 Euro. Das Essen am ersten Weihnachtsfeiertag lag also etwa bei 36,70 Euro mit einer deutschen und 13,80 Euro mit einer ausländischen Weihnachtsgans.

Insgesamt hat eine vierköpfige Familie also im vergangenen Jahr für das Essen an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag mit einer deutschen Weihnachtsgans 43,10 Euro und 20,20 Euro mit einer ausländischen Weihnachtsgans ausgegeben. In diesem Jahr würde die vierköpfige Familie an beiden Feiertagen 51,90 Euro mit einer deutschen Weihnachtsgans und 32 Euro mit einer ausländischen ausgeben.

Die Differenz für das Weihnachtsessen beträgt im Vergleich zum letzten Jahr also 8,80 Euro mit einer deutschen Weihnachtsgans und 11,80 Euro mit einer ausländischen Weihnachtsgans, da die Erhöhungen vor allem an den Preisen für den Braten liegen. Tipp: Es gibt auch vegetarische Rezepte für das Weihnachtsmenü.

Wie teuer wird Spielzeug?

Viele Menschen wollen in diesem Jahr weniger Geld für Geschenke ausgeben. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge wollen mehr als die Hälfte der befragten Verbraucherinnen und Verbraucher weniger für Präsente ausgeben – oder kündigten sogar an, ganz auf Geschenke verzichten zu wollen. Und trotzdem: Die Geschenke bleiben wohl immer noch die größte Ausgabe zu den Feiertagen. Die aktuelle „Weihnachtsstudie 2022″ der FOM Hochschule für Oekonomie & Management zeigt, dass die Deutschen im letzten Jahr 522,10 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgegeben haben. In diesem Jahr soll sich der Betrag wegen gestiegener Verbraucherpreise auf 520,40 Euro verringern. Allzu groß ist die Differenz zum letzten Jahr schlussendlich also wohl nicht.

Aber gibt es für das Geld in diesem Jahr weniger Geschenke? Noch Anfang des Jahres hatten Fachleute Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent etwa beim Spielzeug prognostiziert – wegen der Inflation, Lieferengpässen und Personalmangel. Ganz so schlimm sieht es jetzt, kurz vor Weihnachten, aber dann doch nicht aus. Der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels spricht in einer Pressemitteilung von einer Preissteigerung von etwa 3,8 Prozent beim Spielzeug – was deutlich unter der Entwicklung anderer Bereiche liegt.

Und auch Steffen Kahnt, Geschäftsführer des Bundesverbands Technik des Einzelhandels, gibt Entwarnung: „Die Preise sind zwar gestiegen – aber es ist nicht so, dass ein bestimmtes Spielzeug plötzlich unbezahlbar geworden ist.“ Kahnt erklärt, dass die Preise sich gerade in der Unterhaltungselektronik auch schwer vergleichen ließen, da es dort beinahe jedes Jahr etwas Neues gebe. Kahnt ist sich sicher: „Die Preissteigerung dürfte den meisten Familien nicht einmal auffallen.“

Die Differenz der Ausgaben bei Geschenken und vor allem beim Spielzeug ist also kaum messbar. Tipp: Wer sowieso schon bei Geschenken sparen möchte, könnte einen Adventskalender basteln und selbst befüllen.

„Noch“ Entwarnung für Tannenbäume

Wer sich nun Gedanken um den Weihnachtsbaum macht, kann durchatmen. Auch bei den Tannenbäumen müssen Verbraucherinnen und Verbraucher nicht tiefer in die Tasche greifen. Benjamin Schneebecke, Erster Vorsitzender des Verbandes natürlicher Weihnachtsbaum mit Sitz im niedersächsischen Moisburg, erklärt, dass die Bäume sich in diesem Jahr noch auf dem Niveau des Vorjahres bewegen. Schneebecke zufolge kostet eine Nordmanntanne pro laufenden Meter etwa 20 bis 27 Euro. Aber: Die Weihnachtsbaumbranche hat Nachwuchsprobleme und klagt – wie andere Branchen auch – über Mitarbeitermangel. Für die kommenden Jahre sei daher mit einem Anstieg der Preise zu rechnen.

An Weihnachten beisammen sein

Wer in diesem Jahr Weihnachten feiern will wie in jedem Jahr, wird also durchaus einen Unterschied im Portemonnaie bemerken. Vor allem Menschen, die noch auf Lichterketten mit Glühbirnen setzen, merken die Preiserhöhung beim Strom. Beim Weihnachtsessen macht sich vor allem der Preis für die Weihnachtsgans bemerkbar.

Gerade beim Spielzeug und Tannenbäumen gibt es aber Entwarnung. Und sowieso: An Weihnachten geht es ums Beisammensein. Und ist das nicht auch schön bei Kerzenlicht, einfachem Essen und mit Geschenken, die zwar wohlüberlegt sind, aber einen nicht gleich in den Ruin treiben? (Heidi Becker)

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