Netflix und Paramount überbieten sich im Wettstreit um das Hollywood-Urgestein Warner Brothers. Kein Wunder, hinter dem Haus-Streamingdienst HBO Max stecken inhaltliche Schwergewichte.
Wettstreit um Harry PotterDas steckt hinter der Bieterschlacht um Warner Brothers

Der Warner Bros. Wasserturm ist in den Warner Bros. Studios in Burbank (USA): Der Streaming-Riese Netflix setzt zur Übernahme des Hollywood-Urgesteins Warner Brothers an.
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Bieterschlacht um Hollywood-Urgestein Warner Brothers und seinen Streamingdienst HBO Max: Nachdem sich Netflix vergangene Woche auf eine knapp 83 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Studio- und Streaming-Geschäfts von Warner geeinigt hatte, will Paramount den Streamer nun überbieten und wendet sich mit einem Angebot direkt an die Aktionäre.
Paramount bietet für den heutigen Gesamtkonzern Warner Bros. Discovery 108,4 Milliarden Dollar. Unter den Geldgebern ist auch die Investmentfirma Affinity Partners von Jared Kushner, dem Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump.
Paramount selbst wurde vor wenigen Monaten von der Familie des als Trump-Unterstützer bekannten Milliardärs Larry Ellison übernommen und ging Berichten zufolge davon aus, sich angesichts der guten Beziehungen zum Weißen Haus auch bei Warner durchsetzen zu können - doch es kam zunächst anders.
Paramount würde mit Übernahme an Größe gewinnen
Wann die Entscheidung fällt, steht nicht ganz fest. Paramounts Angebot an die Anteilseigner von Warner Bros. Discovery läuft zunächst bis zum 8. Januar, könnte aber verlängert werden.

Eine Luftaufnahme zeigt die Warner Bros. Studios. Paramount würde mit der Übernahme von Warner Bros. Discovery stark an Größe gewinnen.
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Paramount würde mit der Übernahme von Warner Bros. Discovery stark an Größe gewinnen. Der Konzern ist aktuell mit seinem Streamingdienst Paramount+ (79 Millionen Abonnenten und Abonnentinnen) einer der kleineren Player im Markt. Netflix hat unterdessen mehr als 300 Millionen Kundenhaushalte und Warners HBO Max nach jüngsten Angaben 128 Millionen Abo-Kunden.
Diese großen Formate stecken hinter HBO Max
Auch inhaltlich hat HBO viel zu bieten. Auf der Website des Streamingdienstes, der ab dem 13. Januar auch in Deutschland verfügbar sein wird, blickt man als allererstes ins Auge eines Drachen. Das kommt nicht von ungefähr: Die wohl erfolgreichste Serie von HBO war „Game of Thrones“, die das Genre Fantasy auf ein völlig neues erzählerisches Niveau hob.
Zwar endete die Serie 2019 nach acht Staffeln, ist aber inzwischen zum Franchise gewachsen. Im Sommer 2026 soll bei HBO Max die dritte Staffel der Prequel-Serie „House of the Dragon“ veröffentlicht werden, eine vierte ist in Planung. Schon am 19. Januar soll mit „A Knight of Seven Kingdoms“ eine weitere „Game of Thrones“-Serie starten.
Neue „Harry Potter“-Serie gehört zu HBO Max
Zu HBO Max gehört auch die geplante „Harry Potter“-Serie, die schon in aller Munde ist, obwohl mit dem Start erst 2027 gerechnet wird. Ebenfalls bei dem Streamingdienst ansässig ist das DC-Universum um Superman und Batman - also die Konkurrenz zu den Marvel-Helden bei Disney+. Nicht zu vergessen „Dune“, das Science-Fiction-Franchise um Sandwurm-Reiter Paul Atreides (Timothée Chalamet).
Bislang waren viele HBO-Formate in Deutschland beim Privatsender Sky respektive seinem Streamingdienst Wow zu sehen. Dass HBO Max bald auch in Deutschland verfügbar sein wird, bedeutet aber nicht, dass die bislang auf Sky/Wow laufenden HBO-Formate sofort abgezogen werden, teilte ein Sky-Deutschland-Sprecher dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) auf Anfrage mit. „Relevante Inhalte von Warner Bros. Discovery bleiben weiterhin Bestandteil unseres Portfolios“, betonte er.
Kurzfristig jedenfalls. Fragt man Birgit Ehmann, PR-Managerin Streaming bei HBO-Max im deutschsprachigen Raum, erklärt sie dem RND, dass neue HBO- und HBO-Max-Originals wie etwa die „Harry Potter“-Serie „in Deutschland künftig ausschließlich oder zuerst bei HBO Max zu sehen sein“ werden, „während einige laufende Hits vorübergehend noch parallel bei anderen Anbietern verfügbar bleiben“.
Deutsche Originalserien auf HBO Max geplant
Künftig soll es auf HBO Max dann auch deutsche Originalserien geben - etwa „4 Blocks Zero”, ein Prequel zur Gangsterserie „4 Blocks“ mit Kida Khodr Ramadan, oder eine „Struwwelpeter“-Serie von den „Dark”-Machern.
Mit HBO und der hierzulande nicht so bekannten Gefängnisserie „Oz“ begann im Grunde 1997 die Goldene Ära der Qualitätsserien. Der Katalog an Erfolgsproduktionen, die folgten, ist groß und reicht von der Mafiaserie „Die Sopranos“ über das Cop-Drama „The Wire“ bis hin zur sarkastischen Komödienserie „Girls“.
HBO bringt inhaltliche Schwergewichte mit
Es gibt also genug Gründe für Paramount und Netflix, für diese Schwergewichte in den Ring zu steigen. Kein Wunder, dass beide Seiten nicht nur finanziell die Krallen ausfahren: David Ellison verspricht nicht weniger als die Rettung von Hollywood, sollte Paramount den Deal machen.
In Hollywood war der Netflix-Deal auf Negativreaktionen gestoßen wegen der Befürchtung, dass der Streaming-Riese Filme nach dem Kinostart schneller als sonst ins Streaming bringen werde - was die Filmtheater Geld kosten könnte.
Die Netflix-Co-Chefs Ted Sarandos und Greg Peters wiederum zeigten sich bei einem Auftritt auf einer Investorenkonferenz wenige Stunden nach dem Paramount-Angebot überzeugt, dass sie den Deal am Ende über die Ziellinie bringen. Netflix sagte Warner außerdem eine Vertragsstrafe von 5,8 Milliarden Dollar für den Fall zu, dass die Übernahme an Bedenken der Wettbewerbshüter scheitern sollte. Es bleibt also spannend.
