Wie konnte es dazu kommen?Buch von Massenmörder Breivik bei Hugendubel erhältlich

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Andres Breivik

Anders Breivik hat seinen Namen in Fjotolf Hansen geändert.

Oslo – Der Norweger Anders Behring Breivik ermordete 2011 bei einem rechtsterroristischen Anschlag 77 Menschen. 69 von ihnen waren Jugendliche, Teilnehmer eines Sommer-Zeltlagers des sozialdemokratischen Jugendverbandes. Vor seiner Tat verschickte der Neonazi ein “Manifest“ mit 1500 Seiten an mehr als 1000 Empfänger. Und dieses Pamphlet war jetzt kurzzeitig im deutschen Online-Buchhandel zu finden. Wie konnte es dazu kommen?

Breiviks Pamphlet ist bei einem britischen Anbieter für Selbstverlage und Print-on-Demand erschienen. Auf diesem Weg ist es automatisiert ins Online-Angebot mehrerer Buchhändler eingestellt worden. Eine Hugendubel-Sprecherin erklärt auf RND-Anfrage: “Bei hugendubel.de sind in der Regel alle aktuell verfügbaren Bücher zu finden“ - zirka 10 Millionen Titel. Diese würden über die Kataloge von nationalen und internationalen Buchgroßhändlern, über Verlage und über das Verzeichnis lieferbarer Bücher “automatisch gemeldet und bezogen“.

Breiviks Buch sei im November 2018 erstmals im System gemeldet und seitdem zwei Mal bestellt worden. “Selbstverständlich haben wir den Titel nun aus dem Sortiment gestrichen“, sagt die Sprecherin.

Immer wieder versuchen Verlage, Breiviks Texte mit einer ISBN-Bestellnummer versehen in den Buchhandel einzuspeisen - mit Erfolg. Zurzeit ist das Terroristen-“Manifest“ bei mehreren ausländischen Großhändlern bestellbar.

Im Internet ist es auf einschlägigen Seiten und in Foren ohnehin zu finden - und entfaltet immer wieder mörderische Wirkung.

Am fünften Jahrestag der Anschläge, dem 22. Juli 2016, tötete ein 18-Jährigerim Münchner Olympia-Einkaufszentrum insgesamt neun Menschen. Er hatte in Chats seine Verehrung für Breivik bezeugt. Auch der Christchurch-Attentäter bezog sich in seinem eigenen Manifest positiv auf Breivik. Dieser sei ein “Freiheitskämpfer“, der sich gegen “ethnischen und kulturellen Genozid“ eingesetzt habe. Der Attentäter von Halle wiederum nannte den Christchurch-Anschlag seine Inspiration und bezog sich ebenfalls auf Breivik.

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