1:1 in der Analyse1. FC Köln liefert Abstiegskampf pur – doch für die Rettung wohl zu wenig

Lesezeit 5 Minuten
Kölns Florian Kainz (r) erzielt den überlebenswichtigen Elfmetertreffer zum 1:1 gegen Mainz.

Kölns Florian Kainz (r) erzielt den überlebenswichtigen Elfmetertreffer zum 1:1 gegen Mainz.

Sollte sich der siebte Abstieg nicht mehr vermeiden lassen, war das Spiel in Mainz nicht der Grund dafür.

Als der Abpfiff ertönte, plumpsten die Spieler des 1. FC Köln zu Boden. Den vorzeitigen K.o. im Abstiegskampf hatten sie zwar vermieden, doch das 1:1 im ultimativen Keller-Duell beim FSV Mainz 05 dürfte trotz eines Last-Minute-Treffers von Florian Kainz für die Rettung wohl zu wenig sein. Die Mainzer auf dem Relegationsplatz 16 bleiben drei Spieltage vor dem Saisonende fünf Punkte vor dem FC, der VfL Bochum auf Rang 15 ist nach seinem Sieg über Hoffenheim auf sieben Punkte davongezogen.

Die Partie in Mainz war Abstiegskampf pur mit einem verschossenen Elfmeter von Luca Waldschmidt, Kainz' verwandeltem und am Ende viel Hektik und auch noch einer Roten Karte für den Mainzer Philipp Mwene. Die Moral der Gäste stimmte, sie zeigten Leidenschaft. Sollte sich der siebte Abstieg nicht mehr vermeiden lassen, war das Spiel am Sonntag in Mainz nicht der Grund dafür.

„Wenn wir von Anfang an so spielen, kommen auch die Ergebnisse. Und dann kann man auch in den Spiegel schauen“, sagte Sportchef Christian Keller. Mark Uth, der nach seiner Einwechslung noch einmal alles versucht hatte, verbreitete Hoffnung: „Wir leben, wir sind noch da.“ Dennoch blieb die Enttäuschung: „Der Punkt ist zu wenig – weil wir heute die bessere Mannschaft waren. Es ist noch nicht vorbei“, befand Trainer Timo Schultz: „Wir glauben an uns.“

Köln startete in Mainz in veränderter Formation

20 Minuten vor dem Anpfiff hatte die Kölner Mannschaft die Nähe der rund 4000 mitgereisten FC-Fans gesucht und sich mit ihnen auf die Partie noch einmal eingeschworen. Diese Mannschaft hatte Trainer Timo Schultz im Vergleich zum 0:2-Debakel gegen Schlusslicht Darmstadt auf drei Positionen verändert. Benno Schmitz, Denis Huseinbasic und Steffen Tigges erhielten den Vorzug vor Jacob Christensen, dem formschwachen Kapitän Florian Kainz und dem zuletzt wieder enttäuschenden Sargis Adamyan. Stürmer Tigges stand dabei erstmals seit dem Hinspiel gegen Mainz (0:0) am 10. Dezember in der Startelf und somit auch zum ersten Mal unter dem Trainer Schultz. Die Hereinnahme von Rechtsverteidiger Schmitz hatte zur Folge, dass Jan Thielmann wieder nach vorn rückte.

Vor allem durch den Bochumer Sieg am Freitagabend gegen Hoffenheim, mit dem der VfL in der Tabelle auf 30 Punkte kommt, hatte sich die Kölner Lage im Abstiegskampf noch einmal zugespitzt. Zudem holte sich am Sonntagnachmittag auch noch Union Berlin ebenfalls einen wichtigen Zähler beim 0:0 in Mönchengladbach und stellte so ebenfalls auf 30 Punkte.

1. FC Köln und FSV Mainz liefern sich intensives, hektisches Spiel

Dass es für beide Mannschaften um ungemein viel ging, zeigte sich gleich zu Spielbeginn. Es entwickelte sich ein sehr intensives Spiel, es wurde um jeden Meter gekämpft. Doch auch die Nerven sollten eine Rolle spielen. Der FC musste etwas tun und versteckte sich nicht. Huseinbasic probierte es zweimal aus der Distanz, doch seine Schüsse gingen klar über das Tor. Die beste Chance hatte Mainz nach knapp 20 Minuten, doch Marvin Schwäbe parierte einen abgefälschten Schuss von van den Berg.

Die Gastgeber übernahmen nun zunehmend das Zepter und machten ordentlich Druck. Und belohnten sich schon in der 29. Minute mit der Führung. Und die darf aus Kölner Sicht so niemals fallen. Denn nach einem schlampigen Freistoß von Luca Waldschmidt schalteten die Rheinhessen blitzschnell um. Der Ex-Leverkusener Nadiem Amiri spielte einen Pass in den Lauf von Karim Onisiwo. Obwohl die Kölner in klarer Überzahl waren, konnten sie den Österreicher nicht daran hindern, in den Strafraum zu dringen.

Der Mainzer Leandro Barreiro (M) erzielt den Treffer zum 1:0 gegen Kölns Eric Martel (r).

Der Mainzer Leandro Barreiro (M) erzielt den Treffer zum 1:0 gegen Kölns Eric Martel (r).

Onisiwo zog ab, Schwäbe parierte zwar, allerdings genau vor die Füße von Leandro Barreiro, der zum 1:0 abstaubte. Ein Schreckmoment für den FC, der kurz darauf nach einem Mainzer Konter fast noch das zweite Gegentor kassiert hätte, doch Jonathan Burkardt grätschte den Ball über das Tor. Danach beruhigte sich die Partie etwas. Der FC probierte zwar etwas nach vorne, doch fehlten die Mittel.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs brannten die Kölner Fans massenhaft Pyrotechnik ab. Und es ging auch auf dem Rasen mit einem Knalleffekt los. Faride Alidou lief zwar aus dem Strafraum heraus, wurde aber vom Mainzer Anthony Caci klar am Fuß getroffen – Elfmeter. Waldschmidt schnappte sich den Ball, guckte sich Torwart Zentner aus, aber er schoss den Strafstoß am Tor vorbei (48.). „Der Elfmeter tut sehr weh, aber das gehört dazu. Ich würde den nächsten wieder nehmen“, sagte der Regisseur.

Zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig für den 1. FC Köln

Schultz nahm nach 62 Minuten einen Dreifachwechsel vor, brachte Mark Uth, Damion Downs und Linton Maina für Waldschmidt, Tigges und Thielmann. In der 73. Minute kam der FC zur Doppel-Chance: Erst scheiterte Schmitz an Zentner, dann kam Alidou fünf Meter vor dem Tor nicht an den Ball.

Die Kölner kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, waren überlegen. In der 85. Minute hatte Uth die große Chance zum Ausgleich, doch er scheiterte aus kurzer Distanz an Zentner. Der Mainzer Keeper räumte dann in der 90. Minute Adamyan im Strafraum ab. Ein klarer Strafstoß. Florian Kainz trat an und verwandelte sicher zum verdienten 1:1. Es wurde in der achtminütigen Nachspielzeit noch mal turbulent, hart, aber es blieb beim Remis, das zum Sterben zu viel und zum Leben wohl zu wenig ist.

KStA abonnieren