Der 1. FC Köln spielt nicht schön, aber jetzt erfolgreich. Am Samstag verloren mit Düsseldorf und Hannover zwei Konkurrenten, zudem patzte der HSV.
Die Konkurrenz patzt, der FC lachtKölner Minimalisten blicken wieder nach vorn
Die Zweitliga-Saison ist noch nicht einmal zur Hälfte absolviert, 13 Spieltage sind erst rum, dennoch geht der Blick des 1. FC Köln und vor allem der seiner Fans immer mehr in Richtung Tabelle. Zum einen, weil er mittlerweile auch angenehmer und die Zuversicht gewachsen ist, wie Kölns Abräumer Eric Martel nach dem 1:0-Sieg am Freitagabend im bitterkalten Münster befand. Zum anderen interessiert natürlich jeden, der es mit dem FC hält, auch zunehmend, wie die Konkurrenz sich schlägt. Und die ließ am Samstagmittag erneut wieder Federn.
Es waren gleich einige Paarungen auch aus Kölner Sicht von Relevanz: Mit Fortuna Düsseldorf im vermeintlichen Topspiel gegen den für einige immer noch überraschend starken SV Elversberg, Hannover 96, dem Karlsruher SC, Hertha BSC und dem Hamburger SV waren allesamt Teams im Einsatz, die viele im Aufstiegsrennen der ausgeglichen Liga ebenfalls auf der Rechnung haben.
1. FC Köln fällt auf Platz fünf und ist dennoch ein Spieltags-Gewinner
Bereits kurz vor 15 Uhr stand dann zwar fest, dass der FC mit 21 Punkten – wie noch am Freitagabend – nicht mehr Tabellendritter, sondern jetzt Fünfter ist, doch dem sollte man nicht viel beimessen. Denn die Ergebnisse der Konkurrenz fielen aus Kölner Sicht nicht schlecht aus: Düsseldorf verlor daheim gegen Elversberg (0:2), holte aus den vergangenen vier Partien nur einen Punkt und ist mindestens in eine Ergebnis-Krise gerutscht. Auch Hannover musste sich gegen Absteiger Darmstadt mit 1:2 geschlagen geben, der wiederum unter Trainer Florian Kohfeldt mittlerweile einen Lauf hat. Hertha BSC kam gegen Aufsteiger Ulm nicht über ein 2:2 hinaus. Am Abend verspielte zudem noch der Hamburger SV eine 2:0-Führung gegen den tief gefallenen FC Schalke 04. Einen Tag nach dem 2:2 entließ der HSV dann den ehemaligen FC-Trainer Steffen Baumgart. Nur der KSC gewann wie die Kölner ebenfalls (3:2 in Fürth) und ist nun mit 23 Punkten Tabellenzweiter hinter Paderborn (24).
Struber-Team gelingt Vereinsrekord
Die Kölner hatten ihre Hausaufgaben schon am Abend zuvor erledigt. In einem über weiten Strecken niveauarmen Spiel bei widrigen Bedingungen gewann die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber durch einen Treffer seines neuen Torjägers Tim Lemperle (51.), der per Kopf zum sechsten Mal in dieser Spielzeit traf, beim Aufsteiger im Preußenstadion mit 1:0. Es war ein klassischer Arbeitssieg und der dritte 1:0-Erfolg in der Liga in Folge. Mit diesen neun Punkten konnte sich der FC immer weiter an die Spitze der Liga heranrobben, in der es wahrlich keine Ausnahmeteams gibt. Spielte der Bundesliga-Absteiger zu Beginn der Saison oft furios, machte daraus aber wenig, läuft es nun mit scheinbar unspektakulärem Fußball weitaus besser. FC-Torhüter Marvin Schwäbe, der den jungen Jonas Urbig abgelöst hat, blieb nach seiner Rückkehr zwischen die Pfosten im bereits vierten Pflichtspiel in Folge ohne Gegentreffer. Vier Siege in Serie ohne Gegentreffer – das gab es seit der Bundesliga-Gründung 1963 beim 1. FC Köln noch nie und ist somit ein Vereinsrekord.
Struber hofft neben neuer Stabilität wieder auf „sehenswerteren Fußball“
„Wir machen derzeit aus wenig viel und haben eine bessere Balance. Die Mannschaft ist stabil. Es war ein schwieriges Spiel, aber von unserer Strategie und Herangehensweise her ein verdienter Sieg, weil wir in der zweiten Halbzeit die Führung sehr schlau und clever über die Bühne gebracht haben“, freute sich Struber. In Zukunft, so hofft der Österreicher, soll der Minimalismus dann durch sehenswerteren Fußball ergänzt werden. „Wir haben uns seit einigen Wochen entschieden, das Ganze in einer sehr ausbalancierten Richtung anzugehen. Das bringt uns Punkte und ein gewisses Selbstverständnis. Gleichzeitig wollen wir aber auch wieder attraktiver werden.“
Martel, der nach dem frühen Ausfall von Timo Hübers nicht nur vom defensiven Mittelfeld ins Zentrum der Dreierabwehrkette gerückt war, sondern auch dessen Kapitänsamt übernommen hatte, sprach sogar von einem „ekelhaften Spiel“, mit dem man bereits im Vorfeld gerechnet habe. „Wir wussten, was auf uns zukommt: die Wetterbedingungen, die Platzverhältnisse. Dennoch haben wir den Kampf echt gut angenommen. Das Wichtigste ist, dass wir drei Punkte holen, und das haben wir gemacht. Manchmal gibt es Situationen, in denen man strauchelt. Dann musst du schauen, dass du als Mannschaft da rauskommst. Das haben wir geschafft, deswegen ein Riesenkompliment an die Mannschaft“, sagte Martel und erinnerte an die Krise des FC, die nicht einmal einen Monat her ist. Denn nach den Niederlagen in Darmstadt (1:5) und gegen Paderborn (1:2) lag nicht nur gefühlt die Kölner Welt in Trümmern und nahezu alles wurde hinterfragt.
FC-Testspiel am Dienstag gegen Aachen für Spieler aus zweiter Reihe
Doch Struber und seine Mannschaft erwiesen sich als lernfähig, die Abwehr vom Hurra-Stil und die Umstellung auf eine Dreierabwehrkette brachten Sicherheit. „Ergebnisse geben Punkte, das gibt uns recht. Nur so können wir nach oben wandern. Ich werde mal ein bisschen öfter auf die Tabelle schauen. In den letzten Wochen konnte ich das nicht so“, sagte Martel, der die Kapitänsbinde bereits in der U21-Nationalmannschaft trägt. Auch wenn bei den Kölner Minimalisten spielerisches vieles Stückwerk blieb und derzeit der Zweck die Mittel heiligt, so geht bei ihnen die Blick wieder klar nach oben – erst recht, weil auch die Konkurrenz schwächelt.
Trainer Struber will nun die Zeit zwischen dem Spiel in Münster und dem kommenden Heimspiel am Samstag (13 Uhr, Sky) gegen Hannover nutzen, um den zahlreichen Spielern aus der zweiten Reihe Spielzeit zu geben und mehrere Spieler nach ihren Verletzungen wieder näher heranführen. Dafür hat der FC nach dem Duell in der Länderspielpause gegen Groningen (1:1) erneut ein Testspiel vereinbart. Am Dienstag empfängt der FC um 14 Uhr, erneut unter Ausschluss von Fans, den Drittligisten Alemannia Aachen.
Mark Uths Liga-Comeback muss noch (etwas) auf sich warten
Hübers kann nach seinem Zusammenprall sicherlich nicht mitwirken, der Kapitän zog sich nach Angaben von Struber eine Gehirnerschütterung zu. Dem 28-Jährigen soll es aber bereits besser gehen, er musste auch nicht ins Krankenhaus. Dafür dürfte aber zum Beispiel Mark Uth zum Einsatz kommen, der in Münster unmittelbar vor seinem Liga-Comeback und in der 86. Minute bereits zur Einwechslung bereitstand, nach einer kurzen Besprechung mit dem Coach aber doch wieder zurück zur Bank trottete und nicht mehr in die Partie kam. Denn der ebenfalls eingewechselte Florian Kainz war in der 85. Minute liegengeblieben und musste anschließend behandelt werden. Kurz sah es so aus, als ob es für ihn nicht weitergehen würde, doch dann hielt Kainz noch durch. „Es war nicht klar mit Kainzi. Das war unser letztes Wechsel-Fenster. Deswegen habe ich den Mark nochmal zu mir gebeten. Aber dann ist es nur noch der geplante Wechsel geworden“, erklärte Struber. Für Lemperle kam mit Damion Downs ebenfalls ein Stürmer ins Spiel.
Am Samstag kommt es dann zu einem Topspiel in Müngersdorf, wenn der Fünfte Köln den Vierten Hannover empfängt. „Jetzt wollen wir da weitermachen, wo wir heute aufgehört haben. Nächste Woche kommt Hannover, die sind Tabellenerster – da müssen wir wieder Vollgas geben“, sagte Lemperle. Doch das hatte der formstarke FC-Stürmer am Freitagabend von sich gegeben. Bereits am Samstagmittag hatte sich die 2. Bundesliga in der Tabelle wieder anders sortiert und Hannover das zweite Mal in Folge verloren. Und das zeigt bereits, wie eng es derzeit im deutschen Unterhaus zugeht.