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1. FC Köln vor FrankfurtKwasnioks ewiges Puzzle

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FC-Trainer Lukas Kwasniok über Said El Mala: „Er sieht den Ball – und die Augen gehen auf.“

FC-Trainer Lukas Kwasniok über Said El Mala: „Er sieht den Ball – und die Augen gehen auf.“

Der Trainer des 1. FC Köln ist außergewöhnlich wechselfreudig – Auch vor dem Duell mit Eintracht Frankfurt am Samstagabend in Müngersdorf brütet der 44-Jährige intensiv über der Aufstellung

Als einer von fünf Cheftrainern hat Lukas Kwasniok an den ersten zehn Spieltagen dieser Saison sämtliche seiner 50 Wechselmöglichkeiten genutzt. Ein Hinweis darauf, dass er nicht nur davon redet, beim 1. FC Köln der Saison 25/26 einen ausgewogenen Kader vorzufinden. Er vertraut seinen Spielern tatsächlich – und wechselt mutig durch. Auch von einem Spiel zum nächsten stellt Kwasniok gern um, was daran liegt, dass er sich nicht zu fein ist, sein Personal am jeweiligen Gegner auszurichten. Nicht einmal spielte er bislang zweimal in Folge mit derselben Startelf.

Das führt allerdings dazu, dass Kwasniok in seiner ersten Saison als Bundesligatrainer oft Schwierigkeiten hat, mit dem Denken aufzuhören. „Manchmal verfluche ich mich selbst, manchmal mache ich mir zu viele Gedanken“, beschreibt der Coach.

Vor der Partie am Samstag (18.30 Uhr, Sky) gegen Eintracht Frankfurt im Rhein-Energie-Stadion hat er sich schon wieder tüchtig den Kopf zerbrochen. Der Gegner ist zwar derzeit nur Tabellensiebter, liegt drei Punkte vor dem Neunten aus Köln. Doch das Potenzial der Hessen ist nach den jüngsten Erfolgsjahren ungleich größer – und könnte jederzeit zur Entfaltung kommen. Das macht die Planung noch problematischer.

Jakub Kaminski im Spiel des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach

Jakub Kaminski im Spiel des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach

Für den Trainer bedeutet das erheblichen Aufwand. „Es ist immer ein Puzzle. Aber mir macht das auch Spaß, und die Jungs gehen den Weg mit. Man darf sich aber nicht im Klein-Klein verlieren“, antwortete er etwa im Vorlauf des Spiels, als er zu Eric Martels Rolle befragt wurde. Der ehemalige Kapitän der deutschen U21-Nationalelf spielte zuletzt im Zentrum der Dreierkette, obwohl er mehrmals geäußert hat, er fühle sich im Mittelfeld wohler. Doch weil nach Rav van den Berg auch Timo Hübers langfristig ausfiel, fand sich Martel erneut in der letzten Verteidigungsreihe wieder.

Im Winter will man sich mit dem 23-Jährigen über eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags austauschen. Kwasniok glaubt jedoch nicht, dass Martels Verhältnis zum FC belastet ist, weil er auf der weniger geliebten Position spielen muss. Einer Position übrigens, auf der Martel bisweilen sogar mehr glänzt als im vermeintlich so prestigeträchtigen Zentrum.„Wegen der Verletzungen war es notgedrungen, darum akzeptiert er die Rolle total. Grundsätzlich spielt er lieber auf der Sechs, und dass er das kommuniziert, ist auch absolut in Ordnung“, sagt Kwasniok, der van den Bergs Genesung abwarten will. „Solange Rav nicht da ist, wo ich ihn haben will, wird Eric in der Dreierkette zentral eine Option sein“, stellt der Coach klar. Van den Berg gab in der vergangenen Woche in der niederländischen U21-Nationalmannschaft sein Comeback. Für einen Startelf-Einsatz in der Bundesliga, zumal gegen ein Kaliber wie Eintracht Frankfurt, ist es aber noch zu früh.

Dann denke ich im Nachhinein, der Kuba ist eigentlich auf der anderen Position noch einen Tick besser. Man bekommt es nicht immer ganz zusammen. Aber er macht auf jeder Position gute Spiele
FC-Trainer Lukas Kwasniok

Kopfzerbrechen bereitet Kwasniok auch die Positionierung seiner spannendsten Zugänge des vergangenen Sommers: Im Kölner 3-4-3-System sind Jakub Kaminski und Said El Mala eigentlich jeweils ideale Besetzungen für den linken Halbraum hinter der Spitze. Doch nur einer kann dort spielen, deswegen behalf sich Kwasniok zuletzt mehrmals damit, Kaminski auf der linken oder gar rechten Schiene einzusetzen. Das funktioniert zwar, nimmt Kaminski jedoch einen Teil seiner Stärken. „Dann denke ich im Nachhinein, der Kuba ist eigentlich auf der anderen Position noch einen Tick besser. Man bekommt es nicht immer ganz zusammen. Aber er macht auf jeder Position gute Spiele.“ Wenn El Mala wie in der ersten Saisonphase von der Bank kam, funktionierte das Zusammenspiel mit Kaminski gut. Doch wenn beide starteten, wurde es kompliziert. „Dadurch, dass Kuba für mich immer gesetzt ist, muss ich überlegen, wie ich ihn positioniere. De facto lasse ich ihn lieber vorn spielen als auf einer Schiene. Das ist aber nicht immer möglich“, erklärt Kwasniok.

El Mala dagegen spielt, wo und wann man ihn braucht. „Said ist ein Goldjunge, auch charakterlich“, sagte Kwasniok in dieser Woche. „Diese Freude am Fußball, die müssen wir ihm lassen. Er lässt sie sich auch nicht nehmen. Der will einfach nur kicken. Er sieht den Ball – und die Augen gehen auf.“

Dass Kaminski gegen die Frankfurter wie beim 1:3 in Mönchengladbach wieder auf der rechten Schiene beginnt, ist eher unwahrscheinlich. Sebastian Sebulonsen begann gegen den HSV (4:1) und in Mönchengladbach (1:3) auf der Bank, weil Kaminski die rechte Flanke bearbeitete. Nun könnte der Norweger in die Startelf zurückkehren. „Es war abzusehen, dass wir gegen Hamburg und Mönchengladbach verstärkt den Ball haben würden. Gegen so eine spielstarke Mannschaft wie Frankfurt ist Seb mit seiner körperlichen Wucht immer eine Option“, deutet Kwasniok an.

1. FC Köln: Schwäbe – Schmied, Martel, Özkacar – Sebulonsen, Johannesson, Huseinbasic, Lund – Thielmann, Kaminski – Ache; Frankfurt: Zetterer – Kristensen, R. Koch, Theate, Brown – Skhiri, Chaibi - Doan, M. Götze, Knauff – Burkardt; Schiedsrichter: Badstübner (Windsbach).