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FC vor FrankfurtKwasniok fordert volle Konzentration im Jahres-Endspurt

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1. FC Köln, Pressekonferenz zum Heimspiel gegen Frankfurt,  Lukas Kwasniok (1. FC Köln). 20.11.2025, Bild: Herbert Bucco

1. FC Köln, Pressekonferenz zum Heimspiel gegen Frankfurt, Lukas Kwasniok (1. FC Köln). 20.11.2025, Bild: Herbert Bucco

Nach viel Freizeit stimmt der Trainer des 1. FC Köln seine Mannschaft auf die letzten fünf Spiele bis Weihnachten ein. 

Als Lukas Kwasniok am Dienstag Marius Bülter am Geißbockheim traf, erschrak er: Anders als viele seiner Kollegen hatte Bülter die Länderspielpause nicht auf Reisen verbracht, sondern daheim mit einem Magen-Darm-Infekt. Als Kwasniok den Stürmer dann erstmals nach der Erkrankung wiedersah, „habe ich mich echt erschrocken“, berichtete der Trainer des 1. FC Köln – und weiter: „Der junge Mann hatte stark abgenommen. Der war nicht weiß im Gesicht, der war glasig. Da konnte man durchschauen. Wirklich besorgniserregend.“

Seitdem habe sich Bülter zwar stabilisiert, doch ein Einsatz am Samstag (18.30 Uhr, Sky) in Müngersdorf gegen Eintracht Frankfurt sei ungewiss. „Wir müssen abwarten, ob er uns zur Verfügung stehen kann“, sagte Kwasniok – und schob schon wieder recht heiter nach: „Also – mir hätte diese Magen-Darm-Erkrankung gutgetan. Ihm nicht.“

Seine anderen Spieler haben den Coach beim Wiedersehen weniger in Angst versetzt, im Gegenteil wirkte Kwasniok am Donnerstagmittag hochzufrieden mit dem Zustand seines Kaders. Abgesehen von den Langzeitverletzten erleben die Kölner bislang einen Herbst ohne Ausfälle. „Es ist nicht normal, Ende November alle Spieler zur Verfügung zu haben. Das spricht für die Mannschaft und die medizinische Abteilung“, sagt Kwasniok.

Nach dem kurzen Spaßtraining am Elften im Elften hatte Kwasniok fünf Tage freigegeben; der Trainer begründete das mit Belastungssteuerung in einer atemlosen Saison. Der Coach ist damit in Vorleistung getreten; am Donnerstag erinnerte er seine Mannschaft daran, die Kräfte für den Jahres-Endspurt zu mobilisieren. „Jetzt geht es darum, die nächsten vier Wochen den Schnabel zu halten, die Arschbacken zusammenzukneifen, persönliche Befindlichkeiten hintanzustellen und die fünf Spiele erfolgreich zu gestalten“, sagte der 44-Jährige. Und erinnerte an das Rezept, das den Kölnern zum Saison-Auftakt drei Pflichtspielsiege in Folge bescherte: „Abarbeiten und hinten raus Spiele gewinnen. Das ist das Credo bis zur Winterpause.“

Marius Bülter hat wegen eines Magen-Darm-Infekts viel Gewicht verloren.

Marius Bülter hat wegen eines Magen-Darm-Infekts viel Gewicht verloren.

Gegner Frankfurt blickt auf glanzvolle Jahre zurück, doch am Samstag hat der FC die unerwartete Gelegenheit, nach Punkten mit den Hessen gleichzuziehen. Kwasniok bleibt allerdings bescheiden, als Aufsteiger ist man gegen einen Gegner vom Kaliber der Eintracht auch im eigenen Stadion Außenseiter. „Auch wenn man immer an Großes glauben sollte, werden wir mit Eintracht Frankfurt in dieser Saison auf Dauer noch nicht mithalten können. Dafür waren die Verläufe in den vergangenen Jahren zu unterschiedlich. Aber es ist schön, dass wir am zehnten Spieltag die Möglichkeit haben, dieselbe Punktezahl wie sie zu erreichen“, befindet der Trainer.

Dass die Frankfurter etwas hinter ihren Ansprüchen zurückbleiben, liegt an den Folgen der frühen Saisonphase. Sie verloren die Hälfte der ersten sechs Partien; manche Spiele gerieten zum Spektakel, doch auf Dauer konnte es so nicht weitergehen. „Sie haben einen gewissen Hurra-Fußball gespielt, so hat es unser Analyst genannt. Sie haben viele Tore erzielt, aber auch viele kassiert. Zuletzt haben sie ihre Struktur angepasst. Sie erzielen und kassieren jetzt weniger und sind in Summe einen Tick erfolgreicher“, berichtet Kwasniok.

Rav van den Berg erlitt am dritten Spieltag eine Schulterverletzung, musste anschließend operiert werden. Vier Wochen nach seiner Rückkehr ins Training gab er nun im Spiel mit der niederländischen U21-Nationalmannschaft gegen Israel sein Comeback, beim trüben 1:3 auf neutralem Platz in Ungarn stand er als Kapitän eine Stunde auf dem Platz. „Er ist länger rausgewesen, es gab die Absprache mit dem niederländischen Verband, dass er die Trainingswoche nutzen und erste Einsatzzeiten bekommen soll. Wir haben uns das Spiel angeschaut, das war nicht erfolgreich. Ihm fehlt der Rhythmus, er ist sicherlich noch nicht so weit, dass er beginnen kann“, erläutert Kwasniok.

Jan ist nicht ganz so lange ausgefallen, das hilft. Er hat wenig verloren und ist mehr als nur eine Kaderoption. Gerade in Heimspielen, in denen man abarbeiten und dem Gegner auch wehtun muss, hilft er einfach sehr und ist eine Option für die Startelf
FC-Trainer Lukas Kwasniok über den genesenen Jan Thielmann

Nach seiner Muskelverletzung steht auch Jan Thielmann wieder zur Verfügung und befindet sich in guter Verfassung. „Jan ist nicht ganz so lange ausgefallen, das hilft. Er hat wenig verloren und ist mehr als nur eine Kaderoption. Gerade in Heimspielen, in denen man abarbeiten und dem Gegner auch wehtun muss, hilft er einfach sehr und ist eine Option für die Startelf“, sagte Kwasniok, der Thielmann im Angriff für Bülter starten lassen dürfte. Mit welchen Kollegen – ob mit Said El Mala oder Jakub Kaminski auf links und Ragnar Ache im Zentrum, habe er noch nicht entschieden, sagt der Coach.

Die Jagd auf Eintracht Frankfurt rief Kwasniok also trotz des positiven Tabellenbildes nicht aus, für ihn gilt weiter der Blick in Richtung Keller. „Es geht immer darum, den Abstand nach unten zu wahren, damit wir im März, April wenig Druck haben und frei aufspielen können“, sagt der Trainer. Damit er im Frühjahr nicht plötzlich eine andere geisterhafte Erscheinung am Geißbockheim hat. Und das Abstiegsgespenst trifft.