1. FC Köln vor Pokal-SpielGisdol schwärmt von Spielern, Heldt arbeitet Baustellen ab

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FC-Trainer Markus Gisdol

Köln – Markus Gisdol ist kein Trainer, der sich von Stimmungen leiten lässt. Der Coach des 1. FC Köln setzt in der Öffentlichkeit gerne seine Poker-Face auf und lässt sich nur ungern in die Karten schauen. Und fast nie erwischt man den 51-Jährigen dabei, wie er einzelne Spieler besonders hervorhebt.

Am Donnerstag machte Gisdol davon eine Ausnahme. Geplatzte Transfers und Generalprobe, noch kein Feldspieler-Neuzugang und schwierige Trainingsbedingungen: Nach der Rückkehr aus dem Trainingslager lief die Saison-Vorbereitung  wahrlich nicht nach Wunsch. Dennoch gab sich Gisdol vor dem ersten Pflichtspiel am Samstag im Pokal gegen den Regionalligisten VSG Altglienicke (15.30 Uhr) sehr zuversichtlich, überraschend optimistisch.

Extra-Lob des Trainers für einzelne Spieler

Der Coach kam von seiner Mannschaft regelrecht ins Schwärmen. „Wir haben eine intensive Vorbereitung absolviert und sind noch nicht ganz durch. Die Mannschaft hat ein hohes Pensum absolviert. Gratulation an die Jungs, sie waren gewissenhafte Profis. Wir hatten einiges an Nachholbedarf, sind aber in Inhalten weitergekommen“, sagte Gisdol und hob – entgegen seiner Art – sogar ein paar Spieler explizit hervor, die in der Vorbereitung besonders überzeugt hätten: Torhüter Timo Horn („trainiert und spielt auf hohem Niveau“), Rückkehrer Jannes Horn („hat mich sehr positiv überrascht), Abwehrchef Rafael Czichos („wächst in eine Führungsrolle hinein“), Kapitän Jonas Hector („unser bester Spieler in der Vorbereitung“), Talent  Jan Thielmann („hat weitere Schritte nach vorne gemacht“) und Elvis Rexhbecaj („positive Entwicklung“).

Ist das alles nur Zweckoptimismus, redet da einer seiner Mannschaft einfach nur stark? Oder sagte Gisdol dies im Brustton der Überzeugung? Letzteres machte eher den Anschein.

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Dabei lief es zuletzt beim Bundesligisten beileibe nicht rund. Doch der Trainer vermied es partout, öffentliche Forderungen zu stellen.  So auch nicht am Donnerstag. „Die Spieler, die da sind, sind meine besten Spieler. Da gilt es nicht zu klagen. Wir wissen intern, was zu tun ist“, sagte Gisdol in Bezug auf die Transferaktivitäten der Kölner.

Neben ihm saß Horst  Heldt, der Sportchef des 1. FC Köln. Er  ist weiterhin dabei, die Wünsche der sportlichen Leitung abzuarbeiten. Und musste schon einige Rückschläge einstecken. Auch der zuletzt als Neuzugang gehandelte Ajdin Hrustic wird wohl nicht nach Köln wechseln, der Offensivspieler des FC Groningen hat sich offenbar für die Offerte von der Frankfurter Eintracht entschieden.

Heldt: „Müssen Qualität steigern, das reicht noch nicht"

Doch Heldt hat allem Anschein nach noch ein paar Optionen im Köcher. Auf die aktuell am Geißbockheim kursierenden Namen ging der Manager nicht konkret ein, doch man sei natürlich weiterhin auf dem Transfermarkt aktiv. „Wir brauchen für die Liga eine konkurrenzfähige Mannschaft. Wir haben eine gute Vorbereitung absolviert, aber wir müssen die Qualität im Kader steigern“, stellte Heldt klar.

Der positiv auf das Coronavirus getestete Neuzugang Dimitrios Limnios wird erst nach einem negativen Test die Reise nach Deutschland antreten. Der zweite vorgenommene Abstrich fiel weiterhin positiv aus, Spieler und der FC hängen deshalb noch in der Warteschleife. Doch Heldt stellte auch klar, dass es nicht bei einem Feldspieler-Neuzugang bleiben kann: „Das reicht nicht, da muss noch was kommen.“

Gegen Altglienecke muss Gisdol neben dem langzeitverletzten Florian Kainz weiterhin auf Stürmer Anthony Modeste verzichten, dessen Knie-Blessur ein Mitwirken nicht zulässt. Was Gisdol in dieser Personalie zu verkünden hatte, hörte sich nicht wirklich positiv an: „Tony fällt weiter aus. Es ist nicht absehbar, wann wir ihn wieder einsetzen können.“ Rückkehrer Frederik Sörensen nahm am Donnerstag das Training wieder auf, für den Samstag ist der Verteidiger noch kein Thema.

Den Gegner, der bereits im Pflichtspiel-Rhythmus ist, nahm der Trainer keinesfalls auf die leichte Schulter. Der Ostberliner Klub sei ein Aufstiegskandidat. „Wir konnten schon ein paar Wettkampfspiele vom Gegner sehen. Das ist vom Niveau eine Drittliga-Mannschaft“, sagte Gisdol, der sich freut, dass zumindest ein paar Zuschauer wieder auf der Tribüne mitfiebern. Auch wenn es am Samstag nur 300 in einem 50.000 Zuschauer fassenden Stadion sind.

FC-Doku wird in der neuen Saison fortgesetzt

Ein Weiterkommen ist für den FC Pflicht, ein Scheitern dagegen wäre für  die Kasse des finanzschwachen Bundesligisten und die labile Grundstimmung im Klub fatal. Doch ganz gleich, wie das erste Pflichtspiel  ausgehen mag: Es ist Teil der vereinseigenen Doku „24/7 FC“, die der Klub in der neuen Spielzeit fortsetzt und die  nicht nur auf der FC-Plattform, sondern erstmals auch auf „Sky“ zu sehen sein wird.  Der FC wird seine Spieler jetzt sogar vor Testspielen verkabeln und sie mit kleinen Mikrofonen auf den Platz schicken.  Heldt: „Wir alle beim FC stehen voll hinter diesem Projekt, auch unser Trainerteam und unsere Spieler.“ Im Fall des Erfolgs, aber auch in dem des Scheiterns.

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