1. FC Köln gegen BayernWarum sich die FC-Fans trotz geringer Siegchancen um die Karten reißen

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Jubelnd laufen mehrere Spieler des 1. FC Köln über das Spielfeld. Einer hat sich das Trikot ausgezogen.

Ein Moment der Hoffnung: Dejan Ljubičić hat das 1:1 erzielt.

Ein Sieg gegen den FC Bayern München ist für den 1. FC Köln nicht nur statistisch betrachtet eher unwahrscheinlich.

Längst ist die Begegnung mit dem FC Bayern München kein Duell mehr auf Augenhöhe. Eine Tatsache, die auf beinahe alle anderen Bundesligisten gleichfalls zutrifft. Trotzdem ist die Eintrittskarten-Nachfrage für die Paarung ungebrochen.

Tickets sind beim 1. FC Köln seit einigen Jahren für die meisten Pflichtspiele Mangelware. Wer keine Dauerkarte besitzt, muss also ständig die Vorverkaufsstarts im Blick halten, um ab und an im Stadion dabei sein zu können.

Attraktive Gegner beim 1. FC Köln

Eigentlich sollte es gerade dann reizvoller sein, sich Partien auszuwählen, bei denen die Wahrscheinlichkeit auf einen Heimsieg – zumindest theoretisch – größer ist. Natürlich sind Vergleiche mit Augsburg, Heidenheim oder Wolfsburg nicht so attraktiv, wie beispielsweise das rheinische Derby gegen Mönchengladbach oder der Westschlager gegen Borussia Dortmund.

Gegen alle diese Vereine konnte der 1. FC Köln in den vergangenen Jahren Spiele erfolgreich gestalten. Gegen die Übermacht des amtierenden Meisters aber reichen Leidenschaft und Spielglück schon lange nicht mehr aus.

Lange Durststrecke gegen Bayern München

Von den 49 Bundesliga-Heimspielen gegen den Klassenprimus konnte der FC gerade einmal 14 für sich entscheiden. Seit 1990 gab es gar nur drei gewonnene Partien in Müngersdorf. Der letzte Erfolg datiert auf den 5. Februar 2011, als der 1. FC Köln nach einem 0:2-Pausenrückstand noch mit 3:2 gewann.

Es stellt sich also die Frage, warum die Menschen von einem Fußballspiel angezogen werden, dessen Ausgang mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht zugunsten ihres Vereines verlaufen wird.

Die Faszination des Fußballs

An dieser Stelle könnte man natürlich einwenden, dass es eben ein Teil der Faszination dieser Sportart ist, nicht zu wissen, wie es enden wird. Selbstverständlich gibt es immer wieder überraschende Ergebnisse, in denen der Außenseiter den Favoriten mal mehr, mal weniger ärgern kann.

Um ein Haar wäre das letzte Aufeinandertreffen im vergangenen Mai zu einem hervorragenden Beispiel dafür geworden. Im Fernduell um die Deutsche Meisterschaft musste der FC Bayern seine Hausaufgaben machen und am letzten Spieltag beim 1. FC Köln gewinnen.

Ausgleich durch Dejan Ljubičić

Zwar gelang den Münchnern dieser Sieg – und wegen des gleichzeitigen Unentschiedens der Dortmunder auch der Titelgewinn –, doch war es ein härteres Stück Arbeit, als von vielen erwartet worden war.

Früh gingen die Bayern in Führung und alles deutete auf einen souveränen Auswärtssieg hin. Als aber Dejan Ljubičić in der 81. Minute der Ausgleich gelang, flippten das Kölner Publikum vollends aus. Es peitschte die Mannschaft ekstatisch nach vorne, als ob vom nächsten Tor ein Titel für den 1. FC Köln abhängen würde.

1. FC Köln mit erhobenem Haupt

Das Ende ist bekannt. Kurz vor Schluss erzielte Jamal Musiala den Treffer, der nicht nur das Spiel, sondern gleichzeitig das Titelrennen entschied. Für die Kölner aber war es trotz der Niederlage eine Begegnung, nach der man erhobenen Hauptes das Feld verlassen konnte.

Es bleibt also die Erkenntnis, dass der 1. FC Köln in einer Partie, in der er nichts zu verlieren hatte, zumindest zeitweise über sich hinaus wuchs und den FC Bayern München am Rande einer Niederlage hatte.

FC-Fans besorgten Karten für Bayern-Anhänger

Möglicherweise schöpft sich daraus die Begeisterung für dieses Duell. Niemand möchte außen vor gewesen sein, sollte dem 1. FC Köln die große Überraschung gelingen und zählbares gegen den Titelverteidiger herausspringen.

Eine weitere, weniger romantische Erklärung könnte schlicht sein, dass es Fans gibt, die die Stars des Rekordmeisters aus nächster Nähe erleben möchten. Nicht eben unwahrscheinlicher ist, dass sich viele einheimische Bayern-Fans von befreundeten FC-Anhängern Karten besorgen lassen, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Eine Mannschaft, die sie ansonsten überwiegend nur vor dem Fernseher verfolgen können.

Ein FC-Sieg in Himmelblau

Am Freitagabend werden Menschen im Stadion sein, zu deren Lebzeiten der 1. FC Köln nicht gegen den FC Bayern München gewonnen hat. Nicht nur sie werden wohl mit der Hoffnung auf der Tribüne Platz nehmen, einmal erzählen zu können: „Ich war dabei, als der 1. FC Köln am 24. November 2023 die Bayern bezwungen hat.“

Spieler des 1. FC Köln in ungewohntem Himmelblau kämpfen mit Spielern des FC Bayern München um den Ball.

Im Dezember 1965 gelang dem 1. FC Köln – übrigens in himmelblauen Trikots – ein 6:1-Erfolg gegen den FC Bayern München.

Es muss ja nicht gleich das Ergebnis vom 11. Dezember 1965 wiederholt werden. Beschweren würde sich vermutlich aber auch niemand. Damals hieß es am Ende übrigens 6:1. Und der 1. FC Köln spielte in himmelblauen Trikots – wie auch heutzutage wieder.

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