Kommentar zum FC-VorstoßDer 1. FC Köln gibt einen wichtigen Denkanstoß

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FC-Präsident Werner Wolf

Köln – Eines hat der 1. FC Köln mit seiner Forderung zum Ausschluss der vier belarussischen Klubs aus der Conference League schon mal erreicht: Sie rief ein großes Echo hervor und sorgte in Anbetracht des Schweigens der Uefa für einen dringend benötigen Denkanstoß und überfällige Diskussionen.

Nun mag der FC durch zwei Teilnahmen in den letzten 30 Jahren international eher ein kleines Licht sein, doch geht es um den Kern der Botschaft. Initiiert von einem Klub, der 120.000 Mitglieder zählt, liberale Ansichten vertritt, sie vorlebt und schon oft Haltung gezeigt hat.

Der Kölner Vorstoß ist auf den ersten Blick vollkommen richtig: Sport war und ist nie unpolitisch – auch wenn das manche gelegentlich behaupten. Und irgendjemand muss mal anfangen, die Uefa ist dazu offenbar selbst mal wieder nicht in der Lage. Unstrittig ist, dass Belarus eine Kriegspartei ist. Das Lukaschenko-Regime unterstützt massiv den Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine. Doch es gibt auch Unterschiede zu Russland.

In Belarus gab es 2020/21 sehr wohl eine Zivilgesellschaft, die in Massen gegen die Potentaten auf die Straße gegangen ist. Doch die Demos und am Ende eine ganze riesige Bewegung wurden von Lukaschenkos Schergen brutal niedergeschlagen.

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In Belarus gehören mehrere Fußballvereine staatlichen Unternehmen oder Geschäftsleuten mit besten Verbindungen zum Regime. Doch zum Beispiel Borissows früherer Generaldirektor hatte öffentlich gegen Lukaschenko  protestiert. Oft beteiligten sich zudem Fans und Ultras an diesen Protesten – auch nach Kriegsbeginn. Es ist also nicht ganz so einfach.

Handelt die Uefa nicht und sollte der FC tatsächlich auf einen Belarus-Klub treffen, wäre es indes ganz konsequent, wenn er das Duell nach seinem Vorstoß boykottieren würde.

Interessant wird sein, ob und welche Vereine sich der Forderung anschließen. Man sollte nicht zu große Hoffnungen haben, im Profifußball steht zu oft Geld vor Haltung.

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