Bis zu drei Teams werden sich den FC-Mitgliedern im Herbst zur Wahl stellen. Eine gute Auswahl für einen Klub, der seine demokratische Satzung stets mit Stolz vor sich herträgt.
FC-Mitglieder haben die WahlEin guter Tag für die Kölner Vereinskultur


Jörn Stobbe, Ulf Sobek und Jörg Alvermann bei der Präsentation im Rhein-Energie-Stadion
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Demokratie ist gut, mehr Demokratie ist besser. So gesehen ist es zu begrüßen, dass die Mitglieder des 1. FC Köln im Herbst tatsächlich die Wahl haben könnten. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Die Teams, denen der Mitgliederrat seine Gunst verwehrte, müssen sich nun endgültig auf die Suche nach Unterstützern begeben. 4500 Stimmen von Mitgliedern benötigen sie, um zur Wahl zugelassen zu werden.
Selbst in Zeiten der Sozialen Netzwerke und großer Reichweiten stellt diese Zahl ein Problem dar. Eine Online-Petition ist rasch digital unterzeichnet. Doch der 1. FC Köln verlangt handschriftlich unterschriebene Formulare, per Post oder digital verschickt. Am 31. Juli endet die Frist. Wer will, dass mehrere Teams antreten, sollte bald seine Unterstützung dokumentieren.
Das Team des Mitgliederrats muss sich keine Sorgen um Unterschriften machen. Allerdings wirkten Jörn Stobbe und seine Mitstreiter nicht, als fürchteten sie mögliche Konkurrenz. Im Gegenteil erklärte Stobbe gar, er freue sich darauf, die weiteren Interessenten kennenzulernen und in den Austausch zu treten. Das wäre ein guter Start in den Wahlkampf. Einen Wahlkampf, der dem 1. FC Köln auch die Chance bieten könnte, seine demokratische Kultur zu beweisen. Der Verein ist stolz auf seine außergewöhnliche Satzung, die zwar einer Überarbeitung bedarf. In ihrem Kern jedoch für eine besondere Form der Mitbestimmung steht. Einen Kampf um die Macht hat der Klub dennoch stets gefürchtet – offenbar war das Vertrauen in die Mitglieder weniger groß als in Sonntagsreden verbreitet.
Der Gestaltungswille der FC-Fans steht allerdings infrage. Nur knapp ein Prozent der 150.000 Mitglieder erschien zuletzt zu den Versammlungen. Sollten der anstehende Wahlkampf und die Mobilisierung durch die Unterschriften-sammelnden Teams dazu führen, dass mehr Menschen zur Mitgliederversammlung kommen, wäre viel gewonnen.
Allein deshalb ist es begrüßenswert, dass die Teams um die Präsidentschaftskandidaten Sven-Georg Adenauer und Wilke Stroman bereit sind, eine Kandidatur auf die Beine zu stellen. Ihre Mühe ist zu respektieren. Auch der Mitgliederrat hat am Mittwoch betont, dass alternative Teams herzlich willkommen sind.

Der Mitgliederrat mit dem Vorsitzenden Fabian Schwab und seine Stellvertreterin Stacy Krott stellten am Mittwoch ihre Kandidaten für den im Herbst zu wählenden Vorstand vor.
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Der Mitgliederrat hat jede Menge Arbeit investiert, ein bemerkenswertes Maß an Diskretion gezeigt und ein Ergebnis geliefert, das sich sehen lassen kann. Stobbe, Alvermann und Sobek stehen für Themenfelder, die dem Mitgliederrat wichtig waren. Das Gremium hat Schwerpunkte gesetzt, die sich in seinem Vorschlag wiederfinden.
Gleichzeitig unterscheidet sich Stobbes Team deutlich von jenen, die bislang öffentlich wurden. Die möglichen Präsidenten Stobbe, Stroman und Adenauer bieten einander ausreichend Reibungspunkte, um in den kommenden Monaten einen Wettstreit der Ideen zu gestalten. Diese Unterschiedlichkeit bedeutet gleichzeitig, dass die Mitglieder im Herbst tatsächlich eine Wahl hätten. Allein das ist eine gute Nachricht für den 1. FC Köln.