Der Mitgliederrat des 1. FC Köln stellt sein Vorstandsteam um Jörn Stobbe vor, das bereits konkrete Pläne hat und einen Vorwurf entkräften muss.
Vorstands-Kandidaten des MitgliederratsKeine Investoren, aber fundamentale Pläne für den 1. FC Köln

Sie wollen ab Ende September den Vorstand des 1. FC Köln bilden (v.l.): Ulf Sobek, Jörn Stobbe und Jörg Alvermann
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Jörn Stobbe ist auf jeden Fall schon mal optisch eine imposante Erscheinung, das wurde am Mittwochmittag im Rhein-Energie-Stadion sofort deutlich. Als der Mitgliederrat des 1. FC Köln seinen Präsidentschafts-Kandidaten offiziell vorgestellt und die Teilnehmer auf dem Podium die ersten Worte gewechselt hatten, wurden sie freundlich von FC-Kommunikationsdirektor Till Müller gebeten, die zu hoch eingestellten Mikrofone etwas zu senken, da sie die Gesichter der Protagonisten verdeckten. Man wollte schließlich brauchbare Fotos haben.
Für den früheren Handballer Stobbe galt das allerdings weniger. Den 59-Jährigen verdeckte da nichts, schließlich misst er 2,06 Meter . Zumindest zu einer bestimmten Tageszeit. „Morgens 2,06, abends 2,04 Meter“, korrigierte es Stobbe selbst mit einem Schmunzeln. Nach dem Willen des Mitgliederrats sollen Stobbe, Sportrechtsanwalt Jörg Alvermann (53) und DFB-Trainer und Sportwissenschaftler Ulf Sobek (53) während der kommenden Mitgliederversammlung im Rhein-Energie-Stadion, die voraussichtlich am 21. September über die Bühne geht, zum neuen Vorstand gewählt werden.
„Alle drei haben signalisiert, Verantwortung für unseren 1. FC Köln übernehmen zu wollen. Im Rahmen unseres Auswahlprozess hatten wir klare Schwerpunkte definiert: Sport, Finanzen und Recht verbunden mit weiteren Kriterien wie Mitgliederthemen, Infrastruktur und Soft Skills. Die drei Herren neben mir haben insbesondere in ihren Schwerpunktthemen einzeln überzeugt – auch wenn es weitere hochkarätige Interessenten gab. Wir sind überzeugt, dass es nicht nur inhaltlich, sondern auch menschlich und von der Arbeitsweise zwischen ihnen passen wird. Sie haben uns als Team überzeugt, sie harmonieren und sind unheimlich motiviert“, erklärte Mitgliederratschef Fabian Schwab, dessen Gremium laut Satzung das Vorstands-Vorschlagsrecht hat.
1. FC Köln: Jörn Stobbe bezieht gleich zur Investorenfrage Stellung
Der Name Stobbe war bis zuletzt nicht durchgesickert. Als das dann der Fall war, gab es in den sozialen Medien sogleich kritische Stimmen und Vorbehalte insbesondere gegen Stobbe. Und das hatte weniger damit zu tun, dass Stobbe beim Bundesliga-Aufsteiger kein Unbekannter ist, der von 2013 bis 2018 bereits dem FC-Aufsichtsrat des Vereins angehörte – von 2019 bis 2021 sogar als dessen Vorsitzender. Sondern der Immobilienmanager und Volljurist engagierte sich auch als Fußball-Investor.
Stobbe hatte einst Kickers Offenbach geholfen und das „Bündnis Kickers“ ins Leben gerufen, dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss an Geldgebern, um den Traditionsverein vor der Insolvenz zu retten. Zudem hatte Stobbe 2021/2022 beim HSV mit Christopher Garbe das „Hamburger Bündnis“ gebildet und wollte Anteile von Groß-Investor Klaus-Michael Kühne erwerben. Insgesamt soll es um einen 30-Millionen-Euro-Deal gehandelt haben, der allerdings scheiterte.
Die Investorenfrage ist ein heikles Thema beim FC, der sich seit Jahren als mitgliedergeführter Verein betrachtet, dessen Mitglieder – wie auch der noch amtierende Vorstand – sich klar gegen den Einstieg von Investoren ausgesprochen haben. „Das war ein Hauptthema, dem ich im Auswahlprozess Rede und Antwort stehen musste“, gab Stobbe sogleich offen zu. Der Mitgliederrat war durchaus skeptisch gewesen, auch die Wahlkommission prüfte intensiv. Schwab gestand: „Für uns war das Thema natürlich auch relevant. Ich würde sogar salopp sagen, der ein oder andere im Mitgliederrat meinte, dass er mit Herrn Stobbe gar nicht reden muss, das Thema sei durch. Aber er sitzt hier gerade neben mir. Er konnte uns also trotzdem überzeugen, dass er der richtige für die Position ist. Vor allem, weil er eine sehr klare Haltung für den 1. FC Köln zu diesem Thema hat.“
Ich gebe da ein klares Commitment ab: Der FC bleibt investorenfrei. Der FC braucht keine Investoren und würde unter mir auch keine bekommen.
Und diese Haltung machte Stobbe schnell klar. Der 59-Jährige erklärte, dass er selbst nicht in Offenbach investiert habe, seine Familie ihre Beteiligung wieder beendet habe und er auch nicht mehr Teil des Aufsichtsrats sei. Und er gab ein klares Versprechen ab: „Ich gebe da ein klares Commitment ab: Der FC bleibt investorenfrei. Der FC braucht keine Investoren und würde unter mir auch keine bekommen.“ Und das könne man am besten, wenn man Investoren verstehe und wisse, wie sie funktionierten. „Dieses Know-how sitzt hier auf dem Podium. Bin ich also der Richtige? Ja, weil ich den FC vor Investoren schützen werde.“ Stobbe hofft offenbar, dass dieses Bekenntnis auch die Mitglieder und Fans beruhigt.
Steuer- und Sportrechtler Alvermann, der wie Sobek als Vizepräsident kandidiert, schlug in die gleiche Kerbe. Er gilt als Kämpfer für die 50+1- Regel. Das Thema 50+1 sei eines der wichtigsten, die auf den Vorstand warten würden. „Und dazu wollen wir stehen“, sagte Alvermann, der auch den FSV Mainz 05 schon bei einer Strukturreform beraten hat und Trainer der U19-Fußballmannschaft von Blau-Weiß Köln ist.
Der dritte im Bunde, Diplom-Sportmanager und -Sportwissenschaftler Sobek, ist Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement und Teil des Trainerteams der U20-Nationalmannschaft. Und er war als Athletik-Trainer 2011 Deutscher Meister mit der U17 des FC. Sobek sei „herausragend im Profi-Fußball vernetzt“, bringe „sportliche Exzellenz und strategische Weitsicht ins Team FC“, befanden die Gremiumsmitglieder.
Trio will im Fall der Wahl an die Satzung und Strukturen des FC ran
Bereits bei seinem ersten öffentlichen Auftritt kündigte das Trio fundamentale Schritte an. Sollte es gewählt werden, wolle es alte Strukturen im Verein aufbrechen. Die Kandidaten stellten sogar die aktuelle Rechtsform und einzelne Gremien des Klubs infrage. Sie denken konkret darüber nach, die KGaA aufzulösen, so dass der FC nur noch als e.V. existiert. „Die Satzung und die Rechtsform sind historisch entstanden, sie passen in der aktuellen Form aber nicht mehr zu der Struktur des Vereins“, sagte Alvermann.
Was die Gremien angeht, plädierte der Fachanwalt für eine Verschlankung. „Wir haben eine Mitgliederversammlung, einen Mitgliederrat, einen Aufsichtsrat, einen Beirat, einen Gemeinsamen Ausschuss, einen Gesellschafterausschuss, eine Geschäftsführung. Das ist in der Kommunikation nach außen für den normalen Fan nicht mehr transparent.“ Den Mitgliederrat meinte Alvermann ausdrücklich nicht. Er warb vielmehr für eine Umbenennung: „Der Mitgliederrat ist das Aufsichtsorgan für den Vorstand. Der Begriff ist daher irreführend. Für die richtige Transparenz muss er Aufsichtsrat heißen.“
Dem 1. FC Köln steht jetzt möglicherweise ein spannender, vielleicht auch heißer Wahlkampf bevor. Denn auch das „Team Adenauer“ und das „Team Stroman“ wollen für den Vorstand kandidieren. Doch jedes Team, das am Mitgliederrat vorbei zur Wahl zugelassen werden will, benötigt bis zum Stichtag 31. Juli 4500 Unterschriften von FC-Mitgliedern. Und bereits das ist ein ambitioniertes Unterfangen.