Der Kölner Unternehmer Wilke Stroman kandidiert mit seinem Team für den FC-Vorstand. Im Interview äußert sich der 45-Jährige erstmals ausführlich.
Wilke Stroman will Präsident werden„Wir wollen den 1. FC Köln auf eine moderne Art führen“

Der Kölner Unternehmer Wilke Stroman will FC-Präsident werden.
Copyright: Anika Guthke (anni images)
Dem 1. FC Köln steht in den kommenden Wochen und Monaten aller Voraussicht nach ein Wahlkampf bevor. Oder seine Mitglieder erhalten erstmals eine echte Wahl – je nach Sichtweise. Denn im kommenden Herbst, wahrscheinlich Ende September, stehen beim Bundesliga-Aufsteiger Vorstands-Wahlen an. Der noch amtierende Vorstand um Präsident Werner Wolf tritt auf der Mitgliederversammlung nicht mehr für eine weitere Amtszeit an.
Vor rund zwei Wochen hatte das „Team Adenauer“ um Sven-Georg Adenauer (65), Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers und früheren Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer, bereits seine Kandidatur angekündigt. Am Dienstag erklärte nun der Kölner Unternehmer und Sparhandy-Gründer Wilke Stroman (45) offiziell, dass er in einem Team mit dem bisherigen FC-Vizepräsidenten und Anwalt Carsten Wettich (45) und der einstigen FC-Spielerin und Sozialunternehmerin Tugba Tekkal (40) ebenfalls antreten will.
Beide Teams gehen ab sofort auf Stimmenfang. Denn jedes Team, das am Mitgliederrat vorbei zur Wahl zugelassen werden will, benötigt 4500 Unterschriften bis zum Stichtag 31. Juli. Der Mitgliederrat hat laut Klub-Satzung bekanntlich das alleinige Vorstands-Vorschlagsrecht. Das Gremium hat sich allerdings noch nicht offiziell geäußert, mit welchen Kandidaten es ins Rennen geht. Als sehr wahrscheinlich gilt, dass es ein eigenes Trio präsentiert und somit drei Teams um die Macht beim 1. FC Köln kämpfen werden.
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Doch was plant das „Team Stroman“? Wie kam die Kandidatur zustande, wie geht es nun vor und welche Ziele und Visionen hat es für den 1. FC Köln, sollte es im Herbst zum Vorstand gewählt werden? Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ äußert sich der gebürtige Ostfriese Stroman, der seit fast 25 Jahren in Köln lebt, mit dem FC fiebert und dem Klub bald als Präsident vorstehen will, erstmals ausführlich. Und er sagt auch, was für eine Rolle im Verein der mit ihm befreundete Kölner Weltmeister Lukas Podolski noch spielen könnte.
Herr Stroman, Sie sind ein viel beschäftigter Unternehmer und jüngst noch einmal Vater geworden. Warum wollen Sie Präsident des 1. FC Köln werden?
Die Frage kann ich nicht nur objektiv, sondern muss sie auch emotional beantworten. Ich darf etwas demütig, aber auch etwas stolz und selbstbewusst sagen, dass ich in meinem Hauptjob, der ein bisschen mein bisheriges Lebenswerk ist, recht viel erreicht habe. In den vergangenen fünf Jahren durfte ich dann als Vorstand einer börsennotierten Unternehmung noch mal sehr viel lernen und weitere Erfahrungen sammeln. Ich bin bekanntlich großer FC-Fan, war auch schon Sponsor des Vereins und wurde immer wieder darauf angesprochen, mich doch im Klub zu engagieren. Als das Thema Vorstandswahlen dann in diesem Jahr konkreter wurde, hat weniger mein Verstand entschieden, sondern ganz klar mein Herz. Meine Frau sagte zu mir: Das ist doch genau das, was du willst, was dich antreibt und glücklich macht. Ich weiß aus eigener Erfahrung: Du bist nur erfolgreich, wenn du etwas mit viel Herzblut machst. Und das fühle ich jetzt auch wieder bei der Aufgabe, die zu übernehmen für mich eine ungemein große Ehre wäre. Es reizt mich sehr, mit einem Team zusammen und ganz viel Energie dem FC auf eine moderne Art führen zu können und auf die nächste Stufe zu bringen. Und im Fall unserer Wahl auch einiges anders zu machen als meine Vorgänger. Augenscheinlich bin ich auch etwas jünger als die vorherigen FC-Präsidenten.
Wann haben Sie die Entscheidung getroffen?
Sie ist dieses Jahr in mir gereift. Ich kenne Carsten Wettich (aktueller FC-Vizepräsident und Teil von Stromans möglichem Vorstands-Trio, d. Red.) viele Jahre und bin mit ihm befreundet. Er war es, der mich dann aktiv, konkret und seriös angesprochen hat, ob ich mir das vorstellen könnte. Aber auch für Carsten war das ein Prozess und es gab nicht den Stichtag. Wir haben dann alles in mehreren Gesprächen intensiviert und uns auf die Suche nach einer dritten Mitstreiterin oder einem dritten Mitstreiter gemacht.
Was befähigt Sie speziell, um das Präsidenten-Amt eines Bundesliga-Klubs auszuführen?
Der FC ist zwar einer der größten Vereine, die es in Europa gibt. Und zwar mit all seinen Besonderheiten, seiner Wucht und Emotionalität. Aber er ist auch ein mittelständisches Unternehmen. Vieles, was ich meinem Arbeitsleben umgesetzt habe, könnte ich auch auf den FC übertragen. Es geht um vernünftiges kaufmännisches Handeln und das kalkulierte Eingehen von gewissen unternehmerischen Risiken, für die man einen guten Riecher benötigt. Und natürlich spielen auch Mitarbeiterführung und -Motivation eine Rolle. Und diese Sachen kann ich und würde sie mir auch beim FC zutrauen. Und das alles gepaart mit meiner Leidenschaft für den FC. Ich liebe diesen Verein.
Natürlich habe ich Respekt und Demut vor der Aufgabe. Aber ich habe auch eine gewisse Souveränität. In meinem Arbeitsleben hatte ich schon oft mit Vorständen von Dax-Unternehmen zu tun
Wie viel Respekt haben Sie vor der gewiss nicht leichten Aufgabe? Sie müssten den schließlich nicht nur repräsentieren, sondern auch auf Augenhöhe mit gestandenen Bundesliga-Präsidenten agieren.
Natürlich habe ich Respekt und Demut vor der Aufgabe. Aber ich habe auch eine gewisse Souveränität. In meinem Arbeitsleben hatte ich schon oft mit Vorständen von Dax-Unternehmen zu tun, bin ich zum Beispiel nach Asien zum Präsidenten von Samsung gereist oder hatte einen Termin in Kalifornien mit Apple-Chef Tim Cook. Vor diesen Personen hatte ich auch ungemeinen Respekt und bin trotzdem meiner Aufgabe souverän und selbstbewusst nachgekommen.
In der ersten öffentlichen Wortmeldung Ihres Teams hegten Sie die Hoffnung, vom Mitgliederrat doch noch zur Wahl vorgeschlagen zu werden. Woher nehmen Sie die Zuversicht?
Durch die bisherige Zusammenarbeit mit dem Mitgliederrat. Die Gespräche waren immer vertrauensvoll, gut und konstruktiv. Wir haben Verständnis dafür, dass sich der Mitgliederrat noch in seinem Prozess der Entscheidungsfindung befindet und sich deshalb noch nicht abschließend offiziell geäußert hat.
Sie sind gebürtiger Ostfriese. Ein ostfriesisches Lebensmotto ist: Abwarten und Tee trinken. Sie gehen aber parallel auf Stimmenfang und müssen bis zum Stichtag 31. Juli 4500 Mitglieder-Unterschriften gesammelt haben. Da ist eher weniger Abwarten und Tee trinken angesagt, oder?
Das ist ohnehin eher weniger mein Lebensmotto – auch wenn wir bis zu unserem Gang an die Öffentlichkeit eher abwartend und Tee trinkend agiert haben (lacht). 4500 Unterschriften zu sammeln ist ein ambitioniertes Ziel. Wir sind mit unserer Kampagne jetzt mit Schwung gestartet, haben eine Homepage, sind auf Social Media aktiv und nutzen unser Netzwerk. Wir gehen jetzt aktiv zu den Fans, denn wir sind nahbar. Und wir haben eine klare Strategie für unseren Wahlkampf. Wir wollen die Mitglieder von uns und von unserem Konzept überzeugen.
Am Ende ist es gelebte Demokratie und für die Mitglieder schön, dass sie erstmals eine echte Wahl haben werden. Der Wahlkampf muss aber fair, sachlich und auf Augenhöhe geführt werden
Möglicherweise treten drei unterschiedliche Teams zur Wahl an. Befürchten Sie einen härteren Wahlkampf, der den Verein in einer schwierigen Situation lähmen könnte? Oder finden Sie es richtig, dass die Mitglieder erstmals eine Wahl haben?
Dass es möglicherweise mehrere Teams gibt, zeigt erst einmal, dass sich mehrere Leute für den FC engagieren wollen. Das treibt auch uns an, wir wollen den Verein weiterentwickeln und auf das nächste Level heben. Am Ende des Tages ist es aber auch gelebte Demokratie und für die Mitglieder schön, dass sie erstmals eine echte Wahl haben werden. Gewisse Unruhe gibt es beim FC ja immer, der Verein berührt halt so viele Menschen. Der Wahlkampf muss aber fair, sachlich und auf Augenhöhe geführt werden. Und dafür stehen wir. Es soll keinen Machtkampf und keine Schlammschlacht geben, sondern es geht um das Ringen um die beste Idee und den besten Weg für diesen tollen Verein. Das sollte für den FC gut auszuhalten sein.
Wie sehen Sie die sportliche und wirtschaftliche Situation des FC?
Wir können alle drei Kreuze machen, dass wir den Aufstieg nach einer schwierigen Saison geschafft haben. Die Freude hat sich dann ja auch nach dem letzten Spieltag förmlich entladen. Ein weiteres Jahr 2. Bundesliga wäre noch weitaus herausfordernder geworden. Was bis dato entschieden worden ist, die Berufung von Thomas Kessler zum Sportdirektor und die ersten Transfers, ergeben Sinn und lassen sich positiv an. Thomas reagiert mutig und entschlossen, das sind die ersten richtigen Signale in den Verein und an die Konkurrenz. Der Sommer ist noch lang, die Mannschaft natürlich noch lange nicht komplett. Wirtschaftlich ist die Situation nach der Konsolidierung wieder deutlich besser geworden. Es kann wieder investiert werden. Das ist auch das Ergebnis der Arbeit der letzten Jahre.
Ihr Mitstreiter Wettich gehört dem noch amtierenden Vorstand an. Das monieren einige. Zumal er auch in der Transfersperre gegen den FC eine Rolle gespielt hat. Was entgegnen Sie den Kritikern?
Bei jeder Kritik muss man erst einmal genau zuhören. Aber mir ist die Kritik oft zu pauschal. Carsten wurde auch für Dinge und Entwicklungen mitbewertet und reduziert, die nicht zu seinen Themenschwerpunkten zählten. Er hat sicherlich auch Fehler gemacht, aber auch wahnsinnig viel Positives auf den Weg gebracht. Mir war es wichtig und auch eine Bedingung, mit Carsten einen an meiner Seite und im Team zu haben, der den Verein und alle Prozesse bestens kennt und große Erfahrung hat. Das ist ein großer Vorteil, denn so müssten wir uns nicht erst eingewöhnen, sondern wären gleich am ersten Tag voll handlungsfähig. Tugba Tekkal bringt zudem eine ergänzende Stärke in unser Team, die für uns ganz wichtig ist. Tugba hat als Ex-FC-Spielerin eine sportliche Kompetenz, die uns beiden anderen fehlt. Und als Sozialunternehmerin mit Migrationshintergrund repräsentiert sie auch vieles, was im Verein alltäglich ist.

Tugba Tekkal (v.l.), Wilke Stroman und Carsten Wettich (v.l.) möchten den zukünftigen Vorstand des 1. FC Köln stellen.
Copyright: Anika Guthke (anni images)
Apropos Sportkompetenz – und zwar im Herren-Profifußball. Ist die in Ihrem Team genügend vorhanden?
Der FC ist so aufgestellt, dass er eine Geschäftsführung mit Aufgabenteilung hat. Die Kompetenz eines Vorstands in einem modernen Verein muss es sein, die richtigen Leute für die Geschäftsführung auszusuchen, die den Verein gut führen. Natürlich gilt das auch für den Geschäftsführer Sport. Dafür braucht man gewisses Know-how und Erfahrung, aber man muss dafür nicht selbst Profi oder Fußballmanager gewesen sein. Zudem entscheidet beim FC in vielen wichtigen Personalien auch nicht der Vorstand alleine, sondern mit vier weiteren Gremiumsmitgliedern im Gemeinsamen Ausschuss. Wir sind ein junges Team und wollen den Klub modern führen. Und wir werden uns auch weiterhin Berater, auch sportliche Berater, dazu holen. Weil es sinnvoll ist.
In Ihrer öffentlichen Wortmeldung haben Sie am Dienstag einige Vorhaben Ihres Teams benannt. Mit der Bitte um eine kurze Antwort: Was sind Ihre wichtigsten Anliegen?
Wir haben ein paar Herzensprojekte. Zwei haben wir bisher benannt: Wir wollen während unserer Amtszeit die 200.000-Mitglieder-Marke knacken, um ein besseres Sprachrohr in die Gesellschaft zu bekommen und natürlich auch weitere Mitgliedsbeiträge einzunehmen, die dem ganzen Verein helfen und vor allem nachhaltig in Infrastruktur und Jugendarbeit investiert werden können. In Sachen Geißbockheim sind wir guter Dinge, nach der Kommunalwahl mit neuem Personal auf beiden Seiten das Thema endlich erfolgreich zu Ende zu bringen. Das Geißbockheim bleibt für die FC-Zukunft unverhandelbar.
Kurzfristig ist das Ziel, den FC in der 1. Bundesliga zu etablieren. Mittelfristig muss ein einstelliger Pplatz das Ziel sein, der ab und zu für die Europapokal-Teilnahme reicht
Und sportlich? Was sind da die Ziele?
Kurzfristig ist das Ziel, den FC in der 1. Bundesliga zu etablieren und nicht wieder gegen den Abstieg zu spielen. Mittelfristig muss ein einstelliger Tabellenplatz das Ziel sein, der ab und zu für die Europapokal-Teilnahme reicht. Wir als Team wollen zwar – wie angekündigt – groß denken, wir bleiben dabei aber realistisch.
Ihr Team hat sich auch klar gegen Investoren im Klub ausgesprochen. Mit welcher Begründung?
Aus zwei Gründen haben wir das in unserem Programm klar verankert. Erstens ist das der Wille der Mitglieder, zweitens ist das unsere eigene Überzeugung. Die überwiegende Mehrzahl der Mitglieder möchte, dass der Verein ihnen und nicht irgendwelchen Investoren gehört. Es gibt zwar Vereine, in denen es mit Investoren gut funktioniert, aber es gibt auch wesentlich mehr abschreckende Beispiele. Wir brauchen diese Investoren auch nicht, weil wir überzeugt davon sind, mit der Wucht des Klubs und der Region selbstbestimmt wachsen und sportlich erfolgreich sein zu können.
Verbaut man sich mit dem eindeutigen Ausschluss nicht etwas?
Natürlich wäre es auf den ersten Blick einfacher, wenn ein Investor mit viel Geld käme und sagen würde: Nun legt mal los. Aber für dieses viele Geld will der Investor auch eine Gegenleistung haben. Und zwar Anteile. Und dann würde der Verein nicht mehr alleine den Mitgliedern und Fans gehören. Wir sind der Meinung: Für möglicherweise kurzfristigen Erfolg darf es keine langfristige Teilhabe eines Investors geben. Anders wäre es zum Beispiel bei einem möglichen Stadionneubau, da würde man ohne externes Geld sicherlich an Grenzen stoßen und könnte Investoren in einer gemeinsamen Stadionbetreibergesellschaft aufnehmen.
Sie haben in Lukas Podolski einen prominenten Unterstützer. Gibt es im Fall Ihrer Wahl Pläne, ihn in den Verein einzubinden?
Ja und nein. Lukas hat sich auch mir gegenüber geäußert, dass er kurz- und mittelfristig erstmal keinen aktiven Posten übernehmen wird. Aber er hat auch klar geäußert, dass er schon Bock hat, hier beim FC etwas mitzugestalten. Er spielt ja auch noch eine weitere Saison aktiv für Gornik Zabrze. Völlig klar ist aber auch, dass er ein guter Freund ist und zu meinem Netzwerk gehört. Ich würde natürlich versuchen, Lukas an den Stellen beim FC einzubinden, die ihm Spaß bereiten und die aufgrund seiner Strahlkraft und Expertise den Verein auch weiterbringen.