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Erste Berufung ebenfalls mit 19Das rät Kölns Fußball-Legende Podolski FC-Juwel El Mala beim DFB-Team

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DFB Herren Trainingslager: Öffentliches Training 10.11.2025 Julian Nagelsmann Bundestrainer Deutschland und Said El Mala Deutschland begrüßen sich, Handshake DFB Herren Trainingslager: Öffentliches Training, Wolfsburg, AOK Stadion am 10.11.2025 *** DFB Mens Training Camp Public Training 10 11 2025 Julian Nagelsmann National Coach Germany and Said El Mala Germany greet each other, Handshake DFB Mens Training Camp Public Training, Wolfsburg, AOK Stadium on 10 11 2025 Copyright: xBEAUTIFULxSPORTS/Wunderlx

Bundestrainer Julian Nagelsmann begrüßt am Montagnachmittag in Wolfsburg FC-Ausnahmetalent Said El Mala im Kreis der Nationalmannschaft.

Wie einst Lukas Podolski macht auch Said El Mala vom 1. FC Köln mit 19 die ersten Erfahrungen in der deutschen Nationalmannschaft.

Kurz nach 15.30 Uhr am Montag war es erstmals so weit: Said El Mala betrat im Outfit der deutschen Nationalmannschaft das AOK-Stadion in Wolfsburg. 4000 Fans verfolgten das Training der DFB-Auswahl, die sich auf die kommenden WM-Qualifikationsspiele am Freitag in Luxemburg und am Montag in Leipzig vorbereitet. Das DFB-Stammquartier in Herzogenaurach kann im November nicht in vollem Umfang genutzt werden, deshalb fiel die Wahl auf den Standort des DFB-Hauptsponsors VW.

Der Ort der Trainingsanlage dürfte El Mala allerdings gleichgültig sein. Der Jungprofi des 1. FC Köln wird es vielmehr genießen und stolz darauf sein, überhaupt im elitären Kreis dabei zu sein. Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte den 19-Jährigen erstmals nominiert. Sollte der Offensivspieler des Bundesliga-Aufsteigers bereits im Herzogtum zum Einsatz kommen, wäre er im Alter von 19 Jahren und 80 Tagen DFB-Debütant. Und der FC hätte nach Jonas Hector mal wieder einen deutschen Nationalspieler.

Said El Mala hat einen Raketen-Aufstieg innerhalb kürzester Zeit hingelegt: vom Drittliga-Spieler bei Viktoria Köln zum A-Nationalspieler in spe. Eines wird aber auch der gebürtige Krefelder nicht mehr schaffen: Kölns Fußball-Legende Lukas Podolski war bei seinem DFB-Debüt jünger: Zwei Tage nach seinem 19. Geburtstag kam der Offensivspieler mit der linken Klebe im Länderspiel gegen die damals von Lothar Matthäus trainierten Ungarn (0:2) am 6. Juni 2004 zum Einsatz. Trainer Rudi Völler wechselte den Kölner in der 74. Minute ein. Rund 21 Jahre später ist Völler wieder dabei: als Direktor Profifußball der Nationalmannschaft. Im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erinnert sich Podolski an seine ersten Tage im Kreis der Nationalmannschaft und sagt, auf was es für El Mala ankommen könnte.

Said soll die Tage als große Chance sehen. Man hat aber nicht viel Zeit und muss sofort abliefern. Am besten ist, dass man die ganzen Diskussionen ausblendet.
Lukas Podolskis Ratschlag an Said El Mala

„Hinter mir lag eine völlig verrückte Saison beim FC: für mich persönlich mit einer unglaublichen Entwicklung, für den Verein war sie aber ungemein schwierig.“ Der FC stieg damals nach einer desaströsen Spielzeit mit nur 23 Punkten mal wieder aus der Bundesliga ab. Podolski war der einzige Lichtblick. Trainer Marcel Koller hatte den damals 18-Jährigen im November 2023 erstmals zu den Profis hochgeholt. Und Podolski nutzte die Chance eindrucksvoll, spielte unbekümmert und mutig auf, schoss zehn Tore, unter anderem das Siegtor im Derby gegen Gladbach, und sich somit in die Herzen der FC-Fans.

Lukas Podolski (Deutschland) wird eingewechselt und kommt zu seinem ersten Einsatz im A-Team

Lukas Podolski Germany will eingewechselt and , to his first Use in A team

Lange ist es her: Lukas Podolski  debütiert am 6. Juni 2004 und zwei Tage nach seinem 19. Geburtstag im Länderspiel gegen Ungarn für die Nationalmannschaft.

Das Talent hatte zudem ein Mammut-Programm zu absolvieren: Bevor er für die A-Nationalmannschaft debütierte, nahm er noch für die U21 bei der EM im eigenen Land teil. Nur einen Tag nach dem enttäuschenden Ausscheiden in der Gruppenphase reiste der Kölner schon zum Team von Völler, der ihn und Bastian Schweinsteiger für das Turnier in Portugal nachnominiert hatte. Zwischenzeitlich schien eine Adduktorenzerrung seine EM-Träume noch zum Platzen zu bringen, doch Podolski wurde noch rechtzeitig fit.

„Ich habe die Nominierung als die große Chance für mich gesehen und mir keinen großen Kopf gemacht. Ich hatte auch gar nicht die Zeit, so viel nachzudenken, die Ereignisse überschlugen sich. Ich habe mir gesagt: direkt Vollgas geben, den Hintern aufreißen und dabei alles mit Freude machen. Das ist natürlich auch immer eine Typen-Sache, wie man mit solchen Situationen umgeht, aber ich hatte es so gesehen: Für mich gab es eigentlich nur etwas zu gewinnen.“

Podolski kennt El Mala bisher noch nicht persönlich, als „FC-Allesgucker“ hat der spätere Weltmeister, der 130 Länderspiele (49 Tore) absolvierte, aber natürlich die Entwicklung des Kölner Tempodribblers verfolgt. „Er hat das gewisse Etwas, ist auch so der Typ Straßenfußballer. In Deutschland rufen wir immer nach solchen besonderen Typen, dann gilt es auch, diese Jungs zu fördern und zu unterstützen. Said ist nicht den klassischen Weg über die NLZ's dieser Welt gegangen, sondern musste sich durchkämpfen und hat es über Umwege in die Bundesliga geschafft. Das ist für den Charakter vielleicht gar nicht so schlecht. Der Junge macht Spaß, ist unbekümmert. Hier und da wird es auch mal Rückschläge geben, aber das gehört einfach zum Reifeprozess dazu“, sagt Podolski über El Mala, der am Samstag bei der Derby-Niederlage bei seinem Ex-Klub Gladbach (1:3) bereits zur Pause ausgewechselt worden war.

Podolski war damals zu einer Mannschaft gestoßen, die einen Altersdurchschnitt von rund 28 Jahren, ihren Zenit überschritten hatte und sich kurz darauf im Umbruch befand. Und die dann auch bei der EM auf ganzer Linie enttäuschte und in der Gruppenphase ausschied. Mann könne die Mannschaften von damals und heute nicht mehr miteinander vergleichen, das seien andere Generationen, so Podolski. Damals hätten erfahrene Spieler wie Kahn, Lehmann, Ballack, Schneider oder Klose das Sagen gehabt. Als sehr junger Spieler sei er den Routiniers mit Respekt, aber nicht mit Ehrfurcht begegnet.

„Am Ende ist jeder sein eigener Chef: Said soll die Tage bei der Mannschaft ebenfalls als große Chance sehen. Man hat nicht viel Zeit, nur wenige Trainingseinheiten, man muss deshalb bereits in den Einheiten abliefern. Am besten ist, dass man auch die ganzen Diskussionen ausblendet: Ob manche jetzt behaupten, dass er zu früh nominiert wurde, kann dem Spieler eigentlich egal sein. Er ist nominiert worden, das ist das Entscheidende. Und aus meiner Sicht gibt es auch nicht zu jung oder zu alt, sondern die Leistung sollte das einzige Kriterium sein.“

Auch das Verhalten außerhalb des Platzes spielt beim DFB eine Rolle

Aus eigener Erfahrung wisse Podolski zudem, dass den Verantwortlichen auch sehr wichtig sei, wie sich ein Spieler außerhalb des Platzes verhalte: „Wie respektvoll und hilfsbereit du im Umgang bist und ob die auch charakterlich in die Truppe passt.“

Dass sich die Zeiten deutlich verändert haben, zeigt sich auch daran, wie unterschiedlich Podolski und El Mala von ihrer Nominierung erfuhren. El Mala erhielt einen persönlichen Anruf von Nagelsmann und eine Textnachricht, als der junge Kölner nicht sofort das Telefonat entgegengenommen hatte, da er für gewöhnlich „nicht an fremde Nummern“ rangehe. Podolski kam damals gerade vom Auslaufen mit den U21-Nationalspielern und las im Videotext (!) von seiner Berufung. Auch war damals noch nicht sofort jede Information allzeit auf dem Handy abrufbar. „Wann geht's eigentlich los?“, fragte Podolski seinerzeit den Reporter nach dem Abflugdatum in Richtung Portugal.

Dass Said El Mala aber ähnlich unbekümmert wirkt wie Podolski, das wurde am Samstag auch im Interview vor dem Derby bei Sky deutlich: „Das kann man gar nicht alles schlucken in einer Woche. Da braucht man ein bisschen länger für. Aber ich habe auch nochmal Bock auf das Spiel und was danach kommt, kann man auch nochmal genießen“, sagte El Mala mit einem Lachen im Gesicht. Und hatte dabei auf Anhieb die Sympathien gewonnen.