Der gebürtige Bonner Sven-Georg Adenauer benötigt zunächst 4500 Unterschriften, um mit seinem Team bei der Vorstandswahl antreten zu können.
Vorstandswahl des ClubsAdenauer-Enkel will Präsident des 1. FC Köln werden

Die möglichen Kandidaten für den neuen Vorstand des Thorsten Kiesewetter, Sven-Georg Adenauer und Martin Hollweck (v.l.) präsentierten sich beim Redaktionsbesuch dem „Kölner-Stadt-Anzeiger“.
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Der 1. FC Köln hat am Wochenende einen wichtigen Schritt auf dem Weg zurück zu alter Größe getan. Die Rückkehr in die Erste Liga soll nur der Anfang sein, allerdings sind Zweifel angebracht: Seit dem ersten Wiederaufstieg vor 25 Jahren ist es dem Verein nicht mehr gelungen, nachhaltig erfolgreich zu sein oder gar Titel zu gewinnen.
Im Herbst wählt der Klub einen neuen Vorstand. Dem Mitgliederrat steht das Recht zu, ein Team aufzustellen. Nach monatelanger Bewerbungsphase ist jedoch nach wie vor nicht öffentlich geworden, für wen sich das Gremium entschieden hat. Zuletzt hatten bereits der noch amtierende Vizepräsident Carsten Wettich, Unternehmer Wilke Stroman und die ehemalige Kölner Profispielerin Tugba Tekkal erklärt, sich um die Gunst der Mitglieder bewerben zu wollen.
1. FC Köln: Adenauer-Enkel hat langjährige Erfahrung mit Wahlkampf
Nun tritt ein weiteres Trio an die Öffentlichkeit: Sven-Georg Adenauer, Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers und früheren Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer, möchte dem FC künftig vorstehen. „Es ist Zeit für einen Neustart“, sagt der 65-Jährige im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die Menschen wollen Ruhe im Verein, aber auch sehen, dass die Dinge angepackt werden. Wir müssen uns wieder mit den Großen messen. Das ist der Anspruch einer Millionenstadt.“
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Der gebürtige Bonner ist seit 1999 Landrat im Kreis Gütersloh, wo er für die CDU fünfmal in Folge gewählt wurde. Adenauer weiß also, wie man Wahlen gewinnt – und wie man komplexe Organisationen leitet. In seiner Behörde arbeiten 2400 Menschen, und Adenauer legt großen Wert darauf, dass unter seinen Mitarbeitern großer Zusammenhalt herrsche. Den wolle er auch im Geißbockheim wieder etablieren – unter anderem durch Anwesenheit. Adenauer möchte der erste FC-Präsident sein, der sich ausschließlich der Vereinsarbeit widmet.
„Ich habe festgestellt, dass es in gewissen Positionen in Köln einen Fachkräftemangel gibt. Da habe ich gedacht: Da bringe ich mich mal ins Spiel.“
Ende Oktober wird Adenauer seine politische Tätigkeit beenden und ins Rheinland zurückkehren. Es habe ihm große Freude bereitet, „Dienstleister für die Menschen, die Wirtschaft und die Mitarbeitenden bei uns im Kreis zu sein. Aber diese Zeit geht nun zu Ende“, erklärt der Jurist. Bei seinen Überlegungen, wie er sich weiter engagieren könne, sei er bald auf den 1. FC Köln gekommen. „Der FC hat mich immer schon begeistert und fasziniert. Aber leider sehr oft auch geärgert und enttäuscht“, sagt er – und formuliert diplomatisch: „Ich habe festgestellt, dass es in gewissen Positionen in Köln einen Fachkräftemangel gibt. Da habe ich gedacht: Da bringe ich mich mal ins Spiel.“
Nach ersten Gesprächen mit dem Beiratsvorsitzenden Klaus Behrenbeck und Aufsichtsratschef Lionel Souque wandte sich Adenauer an den Mitgliederrat. Er habe nach intensivem Austausch ein gutes Gefühl gehabt, dann aber die Rückmeldung erhalten, das Gremium favorisiere andere Personen. Er habe zunächst nicht über die Möglichkeit nachgedacht, eine eigene Kandidatur auf die Beine zu stellen und Unterschriften zu sammeln. Doch dann meldeten sich zwei Kandidaten, die sich zuvor ebenfalls vergeblich beim Mitgliederrat beworben hatten: Thorsten Kiesewetter und Martin Hollweck.
Unternehmensberater und Metzgermeister stehen bereit
Kiesewetter, Unternehmensberater mit Vergangenheit bei KPMG, will vor allem die wirtschaftliche Kompetenz im Vorstand stärken. Der 53-Jährige sieht die operativen Aufgaben zwar bei der Geschäftsführung, möchte aber, dass sich die Fachgebiete eines Finanzgeschäftsführers im Präsidium wiederfinden – auch, um Kompetenzstreitigkeiten künftig auszuschließen. „Mich hat gestört, dass ein Sportgeschäftsführer permanent Aussagen zu Themen getätigt hat, die überhaupt nicht sein Bereich sind“, sagt Kiesewetter. „Ich würde mich viel mehr mit dem Geschäftsführer Finanzen austauschen.“

Sven-Georg Adenauer, Enkel des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik, bewirbt sich als Kandidat für den FC-Vorstand.
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Hollweck ist Metzgermeister aus Müngersdorf und arbeitet im Familienbetrieb. Der 57-Jährige interessiert sich seit vielen Jahren für das Vereinsleben des 1. FC Köln, besucht Mitgliederversammlungen, Fantreffen und Stammtische. Ein Amt habe er nie angestrebt. Doch als er eine Veranstaltung besuchte, bei der sich die Findungskommission des Mitgliederrats präsentierte, dachte er um. „Das war ein enttäuschender Abend. Es hieß, man müsse sich bewerben, der Mitgliederrat werde auf niemanden zugehen. Dabei muss eine Findungskommission doch suchen, sonst findet man nichts“, sagt der Vater zweier Söhne. So entstand die Idee, eine Bewerbung auf die Beine zu stellen. Hollweck aktivierte sein Netzwerk, traf Kiesewetter, organisierte Treffen mit Unterstützern.
1. FC Köln: Unterschriftenaktion gestartet
Die Bewegung wuchs schnell. Den Kontakt zu Sven-Georg Adenauer stellte ein bekannter Name der Kölner Fußballszene her: Roland Koch, der mit Trainerlegende Christoph Daum einst beim 1. FC Köln wirkte, aber auch für den VfB Stuttgart und Bayer 04 Leverkusen arbeitete. Der 72-Jährige erklärte sich zudem bereit, dem Kandidatentrio als sportlicher Berater zur Seite zu stehen. Zuletzt verantwortete Koch den Aufbau des Nachwuchs-Leistungszentrums bei Viktoria Köln.
Das Geißbockheim ist die Heimat des 1. FC Köln. Das muss so sein und das wird so bleiben.“
Ein weiteres Mitglied im Kompetenzteam ist Tobias Kollmann. Der Hochschulprofessor und Digitalunternehmer war Präsident von Viktoria Köln und engagierte sich bereits im Aufsichtsrat des FC. Der 55-Jährige bringt viel Erfahrung aus der Vereinsführung mit. Mit weiteren Unterstützern im Kompetenzteam steht nun die Kampagne unter dem Slogan „Authentisch, Kompetent, Nahbar“, mit der auf www.fcwahl25.de die notwendigen 4500 Unterschriften eingesammelt werden sollen. Die sind Voraussetzung dafür, dass sich Adenauer, Kiesewetter und Hollweck auf der Mitgliederversammlung im Herbst zur Wahl stellen können.
Absage des Mitgliederrates ermutigte zur Kandidatur
Als erfahrener Politiker weiß Adenauer um die Herausforderungen, die vor dem FC liegen. Die Debatte um den Ausbau des Geißbockheims hat er über die Jahre aufmerksam verfolgt, auch ein Stadionausbau wäre ein Großprojekt, das ohne politische Akteure nicht anzugehen wäre. „Wir haben im Herbst eine Kommunalwahl, die Ausschüsse werden neu besetzt. Es wird neue handelnde Personen geben. Ich sehe eine Riesenchance für den FC, wieder in eine vernünftige Kommunikation mit der Stadt zu kommen“, sagt er.
„Mein Großvater hat den Grüngürtel installiert. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas dagegen gehabt hätte, dort für drei Trainingsplätze Grundstücke zur Verfügung zu stellen. Ich bin mir sicher, dass es eine Lösung gibt, wenn man mit einem positiven Gestaltungswillen an die Sache geht und vernünftig miteinander spricht. Denn das Geißbockheim ist die Heimat des 1. FC Köln. Das muss so sein und das wird so bleiben.“
Die Absage des Mitgliederrates habe ihn zur Kandidatur ermutigt. „Es gibt gute Gründe für den Mitgliederrat, nur ein Team zu benennen. Aber gegen einen fair geführten Wahlkampf hat man nichts“, erklärt Adenauer. Die Mitglieder sollen bei der Versammlung im Herbst zum ersten Mal eine Wahl zwischen mehreren Teams haben. Nach Adenauers Verständnis ist das rein positiv: „Wir bringen da Demokratisierung rein.“