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Nach der RatssitzungDarum gibt es kein Sonderrecht für die Gleueler Wiese

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Köln - Grüngürtel

Heiß umstritten: die Gleueler Wiese im Kölner Grüngürtel

Die CDU nahm wieder Abstand von einem Antrag des Bündnisses.

Der Streit um den Ausbau des Geißbockheims des 1. FC Köln in Sülz reißt nicht ab. Der Protest der Fans vor der Ratssitzung am Donnerstag hat gezeigt, dass das Thema vor der Kommunalwahl wieder hochkocht.

Was wollte die Politik?

Mehrere Fraktionen wollten dem Naturschutzbund BUND eine „Grunddienstbarkeit“ sowie eine Pflegevereinbarung für die Gleueler Wiese zusprechen. Dazu gehörte zunächst auch die CDU, was eine Mehrheit bedeutet hätte. Dann protestierte der FC und die CDU sprang wieder vom gemeinsamen Antrag mit Grünen und Volt ab. Somit entschied der Rat mehrheitlich dagegen. Was ist der aktuelle Stand? Es gibt einen Kompromiss: Dieser sieht den Bau eines Leistungszentrums am Geißbockheim vor, aber auch einen Bebauungsplan, der die Gleueler Wiese schützen soll. Dieser B-Plan ist aber noch nicht rechtskräftig. Club und Politik einigten sich darauf, dass statt der drei Fußballplätze auf der Gleueler Wiese drei Satellitenplätze neue Trainingskapazitäten für den 1. FC Köln schaffen sollen.

Was sind Satellitenplätze und wo sollen sie hin?

 Satellitenplätze sind Plätze, die der FC mit Bussen voller junger Talente anfährt, um dort zu trainieren. Plätze, die eben nicht auf dem eigenen Gelände am Geißbockheim oder in unmittelbarer Nähe sind, also fußläufig erreichbar. Eine dieser Spielflächen ist bereits im Einsatz, allerdings ist dieser Platz nicht in Köln. Der FC hat auf eigene Kosten einen neuen Kunstrasenplatz auf dem Gelände des BC Efferen in Hürth errichtet, zusätzlich entsteht dort noch ein Gebäude. Innerhalb rund eines Jahres war dieser Platz realisiert und der FC kann dort bereits trainieren. 

Und die anderen Plätze?

Der Tennenplatz steht noch auf der Liste, ein Ascheplatz in der Nähe des Decksteiner Forts, der vom SC Blau-Weiß 06, DJK Südwest und vom Verein Ballfieber genutzt wird. Dort könnte ein Naturrasenplatz entstehen, die Kosten würde der 1. FC Köln übernehmen. Aber: Die Vereine sollen nicht verdrängt werden, es sollen konstruktive Lösungen her. Gibt es denn Lösungsvorschlage? Eine „Win-Win-Situation“ steht nach Rundschau-Informationen im Raum, allerdings ohne Zeithorizont. Die Lösung scheint der Neubau von zwei Fußballplätzen in Weiden zu sein, welche die DJK Südwest dann nutzen würde. Diese errichtet die Stadt, dafür ist also eine europaweite Ausschreibung nötig. Das Prozedere kann dauern. Es ist aber auch ein finanzielles Budget nötig, das der Haushalt der Stadt derzeit nicht hergeben dürfte. Erst wenn durch diese neuen Plätze die Kapazitäten für die Nutzung durch den 1. FC Köln auf dem Tennenplatz frei werden, ergibt eine Investition für den FC Sinn. Wie die Rundschau erfuhr, könnten Platz und Kabinengebäude einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.

Und der dritte Platz?

Der ist im Kompromissbeschluss abgebügelt worden. Die sogenannte Kampfbahn am Decksteiner Weiher, ein Naturrasenplatz, bleibt laut Ratsbeschluss unangetastet und kann nicht modernisiert werden. Da der FC zudem sein Trainingszentrum nun auf einem bestehenden Trainingsplatz bauen soll, fehlt ein weiterer Platz in der Planung. Deswegen könnte der FC auch weiterhin versuchen, Plätze auf der Gleueler Wiese zu realisieren.

Warum hat die CDU einen Rückzieher gemacht?

 Dass die CDU-Fraktion den Antrag im Bündnis erst mitunterzeichnete und nur wenige Stunden später einen Rückzieher machte, halten einige in der CDU für einen Alleingang des Fraktionsvorsitzenden Bernd Petelkau, dem die Fraktion widerstandslos gefolgt sei. Die Kurskorrektur sei erst nach einer Intervention von Kölns CDU-Parteichefin Serap Güler erfolgt. Hintergrund sei, dass Petelkau seine erheblichen Stimmenverluste im Bezirk Lindenthal bei der Kommunalwahl 2020 und Landtagswahl 2022 darauf zurückführe, dass die Grünen dort mit ihrem Schutzversprechen für die Gleueler Wiese gepunktet hätten.

Hätte der Antrag denn Schutz für die Wiese bedeutet?

 In einer Rechtseinschätzung der Kanzlei Lenz und Johlen, die der FC in Auftrag gegeben hatte, werden rechtliche Risiken deutlich. Ein Verband könnte durch eine solche sogenannte „Grunddienstbarkeit“ alleine über die Wiese entscheiden. So heißt es: „Die Sicherung als artenreiche Wiese verbunden mit dem Ziel, diese ökologisch weiter aufzuwerten, steht einer Nutzung durch die Allgemeinheit insgesamt entgegen. Die Nutzung durch die Allgemeinheit könnte vom Dienstbarkeitsberechtigten sogar untersagt und entsprechend durchgesetzt werden.“ 

Und wie geht es nun weiter?

Die wichtigste Entscheidung trifft das Oberverwaltungsgericht in Münster. Sollten die Richter den ursprünglichen Bebauungsplan – inklusive Trainingsplätzen auf der Gleueler Wiese – für wirksam erklären, kann der FC bauen. Allerdings benötigt er dafür noch die Baugenehmigung von der Baubehörde sowie entsprechende Pachtverträge, über die allerdings erneut der Stadtrat entscheiden wird. Dann kommt es auf die Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl an. Denn: Laut Rundschau-Informationen war ein Urteil des OVG bereits für das erste Halbjahr 2025 angedacht, der Termin wurde jedoch ins zweite Halbjahr geschoben.