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Personalplanung beim 1. FC KölnEl Mala verbreitet Hoffnung, Sorge um Martel

Lesezeit 5 Minuten
Said El Mala überragte beim kuriosen 5:5 der deutschen U19-Nationalelf gegen England.

Said El Mala überragte beim kuriosen 5:5 der deutschen U19-Nationalelf gegen England. 

Said El Mala überragt in der deutschen U19-Nationalmannschaft. Derweil kämpft der FC um Eric Martel, weil Freiburg Interesse anmeldet.

Beim 5:5-Spektakel der deutschen U19-Nationalmannschaft am Dienstag gegen England bei der Europameisterschaft in Rumänien überragte ein Spieler, der in der kommenden Saison für den 1. FC Köln spielen wird. Said El Mala, 18 Jahre altes Offensivtalent, glänzte mit zwei Toren und einer Vorlage, zeigte einmal mehr seine Neigung zu tollkühnen Dribblings und dürfte auch viele britische Beobachter dazu verleitet haben, einmal zu recherchieren, wer da Englands Abwehr auseinanderspielte.

In der vergangenen Saison spielte El Mala noch für Viktoria Köln in der Dritten Liga, auch im Rechtsrheinischen überragte er. Vor einem Monat wählten ihn die Kapitäne und Trainer der 20 Drittligisten zum Newcomer der Saison. Im vergangenen Sommer hatte der FC Said El Mala und seinen 16 Monate älteren Bruder Malek aus Höhenberg verpflichtet, wegen der Registrierungssperre aber gleich wieder an die Viktoria ausgeliehen und die Leihe auch im Winter nicht beendet. Dabei hatte Said El Mala im Testspiel im Januar gegen den FC mit einem Tor und einer Vorlage gezeigt, dass er bereits das Niveau hatte, den FC zu verstärken.

Dennoch blieb der Linksaußen und brachte es auf insgesamt 13 Tore und fünf Vorlagen. Nie hatte ein jüngerer Spieler mehr als zehn Tore in der Dritten Liga erzielt. „Ich freue mich extrem auf diesen Jungen. Er ist einer der Gründe, warum ich es kaum erwarten kann, dass die Saison bald wieder losgeht“, sagte Sportdirektor Thomas Kessler am Dienstagabend auf dem FC-Mitgliederstammtisch. Said El Mala wird gewaltiges Potenzial nachgesagt. Sein Bruder Malek sagte zuletzt dem FC-Klubmagazin „Geißbock-Echo“: „Er ist ein ganz normaler Junge, nichts Besonderes – außer auf dem Platz.“

Beim 1. FC Köln hoffen sie nun, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Denn im vergangenen Sommer kam ebenfalls ein Spieler zu den Profis, der zuvor in der Dritten Liga sämtliche Bäume ausgerissen hatte. Marvin Obuz hatte für Rot-Weiss Essen sieben Tore erzielt und 14 weitere aufgelegt. Ein Spieler, den Thomas Kessler bereits in der Abstiegssaison gern im Kölner Erstligateam gesehen hätte, wie er am Dienstag einräumte. Doch dann ging alles schief. Schon der Start in die Sommervorbereitung missglückte, weil Obuz mit Essen im Saisonfinale gegen den VfB Lübeck einen Muskelbündelriss erlitt.

Wenn er mal die Chance bekommen hat, dann in einer Formation, in der er nicht zu Hause war. Er sollte dann in Testspielen glänzen, in denen die eine Hälfte der Mannschaft auf Länderspielreise war und die andere gedanklich im Feierabend
FC-Sportdirektor Thomas Kessler über Marvin Obuz

Zwar hatte er im Saisonauftaktspiel der Kölner gegen den HSV (1:2) einen Drei-Minuten-Einsatz, doch für den Rest der Hinrunde kam er nur auf drei weitere Kurzeinsätze. Nach der Winterpause spielte er noch einmal 14 Minuten beim Jahresauftakt gegen den HSV. Mehr Spielzeit kam nicht mehr hinzu. Nach der Saison war klar, dass Obuz' Vertrag am Geißbockheim nicht mehr verlängert werden würde – nach mehr als 15 Jahren im Verein.

Thomas Kessler bedauert das. „Die Personalie tut mir persönlich extrem leid, weil ich ihn für einen sehr guten Fußballer halte. Das passiert in einer Saison, in der man unter Druck steht und aufsteigen will: Er ist hintenübergekippt“, sagt der Sportdirektor. Ein Kreativer wie Obuz ist besonders auf sein Selbstvertrauen angewiesen. Ein solcher Spieler kann kaum über Kurzeinsätze aufgebaut werden. „Wenn er mal die Chance bekommen hat, dann in einer Formation, in der er nicht zu Hause war. Er sollte dann in Testspielen glänzen, in denen die eine Hälfte der Mannschaft auf Länderspielreise war und die andere gedanklich im Feierabend“, sagte Kessler – und fügte an, womöglich auch an die Adresse des ehemaligen Trainers Gerhard Struber: „Das war einfach unfair.“

Eric Martel glänzt zurzeit mit der U21-Nationalmannschaft bei der EM in der Slowakei.

Eric Martel glänzt zurzeit mit der U21-Nationalmannschaft bei der EM in der Slowakei.

Anders als im Fall Obuz soll Said El Malas starkes Jahr in der Dritten Liga nun in Köln vergoldet werden. Auch bei einem weiteren FC-Talent hofft die FC-Führung auf einen Leih-Erfolg. Elias Bakatukanda wird nach einer starken Rückrunde und zwölf Einsätzen in der österreichischen Bundesliga für ein weiteres Jahr an Blau-Weiß Linz verliehen. Der 21-Jährige habe in Köln „noch nicht die Spielzeiten, die er braucht“, sagte Kessler: „Er ist ein richtig guter Junge, ich habe eine extrem hohe Wertschätzung für ihn. Deswegen soll er nicht 13-mal zehn Minuten spielen, sondern im besten Fall 30-mal 90. Damit wir im nächsten Sommer einen Spieler zurückbekommen, der sich auf gutem Niveau weiterentwickelt hat.“ Auch Jaka Potocnik soll verliehen werden. Der slowenische Stürmer, der in Köln vor allem mit der Transfersperre in Verbindung gebracht wird, soll seine Entwicklung bei einem anderen Klub fortsetzen – auch, um ein wenig Abstand von Köln und seiner hiesigen Geschichte zu gewinnen. Doch bislang ist die Zahl der Anfragen gering.

Sorgen um Eric Martel

Auf der Abgangsseite haben die Kölner neue Sorgen um Eric Martel. Der Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft, die derzeit in der Slowakei so überzeugend auftritt, soll weit oben auf der Liste des SC Freiburg stehen. Angeblich sei der Europa-League-Teilnehmer bereit, fünf Millionen Euro für den Mittelfeldspieler zu zahlen. Das berichtet die „Sport Bild“. Kessler will sich der Herausforderung stellen. „Wir werden alles versuchen, um Eric zu halten“, sagt er. Lukas Kwasniok, Kölns neuer Trainer, habe bereits mit Martel gesprochen. „Ich glaube, wir können ein Paket für ihn bauen, das finanziell sehr vernünftig sein wird“, sagt Kessler: „Ich finde, er sollte den nächsten Schritt seiner Entwicklung beim 1. FC Köln in der Bundesliga machen.“