Thomas Kessler hat mit der Verpflichtung von Trainer Lukas Kwasniok seine Ambitionen unter Beweis gestellt – und seinen Mut zum Risiko.
Neuer FC-Trainer Lukas KwasniokWagnis und Chance – und die Bestätigung der neuen Linie


Lukas Kwasniok wird beim 1. FC Köln eine große Bühne betreten, die er mit Lust bespielen wird.
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Im Winter wäre Lukas Kwasniok beinahe beim HSV gelandet, doch der SC Paderborn ließ ihn nicht gehen. Man habe ihm „eine Lebenschance genommen“, klagte Kwasniok damals. Eine bemerkenswert offenherzige Art, mit seiner Enttäuschung umzugehen. Noch bemerkenswerter war, dass Paderborn in der Rückrunde nicht auseinanderfiel, sondern bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg spielte. Und das, obwohl Kwasniok im April auch noch mitgeteilt hatte, den Klub nach der Saison zu verlassen.
Das deutet neben dem Trainerpotenzial auf Kwasnioks Talent hin, Mannschaften auch unter Druck zusammenhalten zu können. Und sich auf Emotionen einzulassen.
Die Lebenschance ergibt sich nun beim 1. FC Köln. Die im Vergleich zu Paderborn gewaltige Bühne Köln dürfte Kwasniok mit Lust betreten – so lässt es zumindest seine bisherige Karriere vermuten. Allerdings wird er mit dem 1. FC Köln in der Bundesliga von einem Tag auf den anderen ein Rampenlicht erleben, das nichts mit dem gemein hat, das er bisher kannte. Das birgt sportlich wie atmosphärisch großes Entwicklungspotenzial, aber auch Risiken.
Teils brachiale Kritik an eigenen Spielern oder der Klubspitze. Dazu die Geschichte von vor zwei Jahren, als eine Frau auf Mallorca einen Vorwurf der sexuellen Nötigung gegen den Trainer erhob. Kwasniok wurde damals von der Guardia Civil festgesetzt, bald darauf aber ohne weiteres Verfahren wieder freigelassen. Womöglich gehört eine solche Episode, selbst wenn sie juristisch folgenlos blieb, zur Antwort auf die Frage, warum einer der talentiertesten Trainer Deutschlands zuletzt vier Jahre in der Provinz verbrachte.
Thomas Kessler weiß das alles, trotzdem hat er Kwasniok auch gegen Widerstände geholt. Insofern steht der Trainer für die neue Linie beim 1. FC Köln: Man hält sich für stabil genug, etwas zu wagen. Kwasnioks Verpflichtung steht damit für die sportlichen Ambitionen des FC. Und für den Mut, diese zu erreichen.