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Neuer FC-Trainer Lukas KwasniokEs könnte laut werden beim 1. FC Köln

Lesezeit 5 Minuten
Lukas Kwasniok gilt als überaus leidenschaftlicher Trainer.

Lukas Kwasniok gilt als überaus leidenschaftlicher Trainer. 

Der Aufsteiger verpflichtet Lukas Kwasniok als Trainer aus Paderborn – 43-Jähriger erhält Vertrag bis 2028

Zwar verbrachte Lukas Kwasniok den Tag seiner Verpflichtung nicht in Köln, doch die Rolle als neuer FC-Trainer hat er offenbar bereits in vielen Facetten angenommen. In einer seiner ersten Amtshandlungen richtete er das Wort an die Fans des Vereins. Er sei „unendlich dankbar, glücklich und auch stolz, Trainer eures so geliebten FC sein zu dürfen“, sagte der 43-Jährige, nachdem er einen bis Juni 2028 datierten Vertrag unterschrieben hatte. Er werde die Aufgabe „mit Demut und Respekt, aber auch mit der nötigen Leidenschaft und Begeisterung“ angehen, ließ der Trainer wissen, und weiter: „Ich freue mich auf diesen bombastischen Verein und verspreche euch, dass wir mit leidenschaftlichem Fußball diese Aufstiegseuphorie so lange wie möglich aufrechterhalten zu wollen, damit wir auch in der Bundesliga für Furore sorgen können.“

Der Ton ist also gesetzt, noch bevor Kwasniok seinen Dienst angetreten hat. Es soll wieder leidenschaftlich zugehen beim FC. Das passt womöglich besser zu Verein und Standort. Die Strategie, allein mit Strukturen, Bürokratie und Sacharbeit Erfolge zu erzielen, wird vorerst nicht weiterverfolgt. Der Trainer kostet die Kölner eine Ablöse, die Rede ist von rund einer Million Euro.

Zunächst wird Kwasniok ein paar Tage mit der Familie im Urlaub verbringen. Anschließend wird er etwa zehn Tage vor dem Trainingsstart in der Stadt erwartet. „Wir basteln noch am Kader und werden alles dafür tun, um eine fantastische und vielleicht auch unvergessliche Saison mit euch zu spielen“, kündigt der Trainer an. Er könne es kaum erwarten.

Im Mai klang Kwasniok noch deutlich anders. „Ich habe vier Jahre voller Hingabe für Paderborn gearbeitet. Da fällt es mir im Moment schwer, mich mit einer neuen Aufgabe zu identifizieren“, sagte er damals. Er wolle mehr Zeit mit der Familie verbringen, sprach von einem ausgedehnten Urlaub. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man mich zu Beginn der nächsten Saison nicht an der Seitenlinie sehen wird“, sagte Kwasniok. Allerdings schloss er nicht aus, dass er die Situation in „zwei, drei Wochen wieder anders sehen könnte“. Der Mann ist zwar noch jung. Doch offenbar kennt er sich selbst ziemlich gut.

FC-Sportchef Thomas Kessler vollzog am Freitag (6. Juni) die Verpflichtung des neuen FC-Trainers.

FC-Sportchef Thomas Kessler vollzog am Freitag (6. Juni) die Verpflichtung des neuen FC-Trainers.

Thomas Kessler ließ zuletzt mehrfach durchblicken, dass seine erste Trainerverpflichtung für den FC keine besonders schwierige war. Friedhelm Funkel an jenem fast schon legendären Mai-Abend zu überzeugen, für die letzten zwei Saisonspiele einzuspringen, sei kein großer Akt gewesen. Und auch Kwasnioks Verpflichtung war nur scheinbar problematisch. „Die Kombination aus Bundesliga und diesem sehr emotionalen Verein hat den Ausschlag für die Entscheidung gegeben. Ich habe gesagt: Wenn es eine Challenge ist und ich das Gefühl habe, dass es matcht, dann muss ich es machen. Sonst würde ich es bereuen. Dann musst du auch einmal Pläne über Bord werfen, das habe ich für den FC gerne gemacht“, sagte Kwasniok in einem Interview auf der vereinseigenen Internetpräsenz.

Auch Kessler war früh überzeugt vom im polnischen Gleiwitz geborenen Fußballlehrer. „Seine Art des Fußballs, seine Energie und sein Ehrgeiz passen hervorragend zu dem, was wir uns für den FC in der Bundesliga vorstellen“, sagte der Sportchef. Andererseits: Ganz so leicht zu haben war Kwasniok dann doch nicht, zumindest nicht für jeden. Er habe auch Vereinen abgesagt, teilte der Coach mit. Doch Köln und er, das passe „wie die Faust aufs Auge“. Er könne das beurteilen, schließlich habe er als Kind viel Zeit in Köln verbracht: Seine Urgroßmutter habe hier gelebt.

Ich freue mich auf diesen bombastischen Verein und verspreche euch, dass wir mit leidenschaftlichem Fußball diese Aufstiegseuphorie so lange wie möglich aufrechterhalten zu wollen, damit wir auch in der Bundesliga für Furore sorgen können
FC-Trainer Lukas Kwasniok

Kwasniok unterstrich, dass er sich als Trainer versteht, der Fußball für die Menschen produziert. Und er scheint sich längst von dem Gedanken verabschiedet zu haben, in Ruhe etwas vorzubereiten, es dann vor zigtausenden aufzuführen und allein an Ergebnissen gemessen zu werden. Offenbar ist Kwasniok empathisch genug, um ein realistisches Verständnis seiner Rolle zu haben.

Womöglich kommt hinzu, dass Thomas Kessler ihn vernünftig aufgeklärt hat. „Wir sind in einer Unterhaltungsbranche. Viele Menschen kommen Wochenende für Wochenende ins Stadion, um uns einerseits siegen zu sehen. Sie möchten aber auch unterhalten werden“, sagt Kwasniok: „Mit Fußball Menschen zu begeistern, ist mein Ansatz. Ich möchte intensiven, auch einen etwas wilden Fußball spielen. Meine Erwartung an die Mannschaft ist, in jedem Training und jedem Spiel am Anschlag zu sein mit dem Ziel, Menschen durch Erfolg, aber auch durch die Art und Weise des Fußballs glücklich zu machen.“

Bemerkenswerte Leistungen trotz begrenzter Möglichkeiten

Vier Jahre lang trainierte Kwasniok zuletzt den SC Paderborn in der Zweiten Liga. Die Mannschaft hatte er einst von Steffen Baumgart übernommen – einem seiner Vorgänger nun auch in Köln. Mit bescheidenen finanziellen Möglichkeiten hatte Kwasniok die Ostwestfalen immer wieder in die Nähe des Aufstiegs geschoben, dann aber mehrfach einsehen müssen, dass es nicht reichte für die Bundesliga. Gleichzeitig musste er ständig Menschen hinterherwinken: Führungsspieler, Kaderplaner, Geschäftsführer – sie alle gingen irgendwann. Am Ende blieb stets Kwasniok, dabei war auch er dem SC Paderborn eigentlich längst entwachsen.

Nun erfüllt sich für Kwasniok der Traum von der Bundesliga beim 1. FC Köln. In Westfalen hatten seine Auftritte nur eine kleine Bühne. In Köln wird das anders sein. Er scheint darauf vorbereitet. In einem Interview des Bistums Paderborn beschrieb er zum Jahreswechsel seinen Job so: „Man muss einen guten Mittelweg finden zwischen einem absoluten Herrscher auf der einen Seite und dem Sozialarbeiter auf der anderen Seite. Ich bezeichne mich gerne als Enter-Trainer, der die Jungs bei Laune halten muss. Du musst Coach und Entertainer sein.“