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Neuer FC-TrainerImpulsiv wie Baumgart und schon viele Argumente – So tickt Lukas Kwasniok

Lesezeit 5 Minuten
Geht an der Seitenlinie gerne emotional mit: Kölns neuer Trainer Lukas Kwasniok

Geht an der Seitenlinie gerne emotional mit: Kölns neuer Trainer Lukas Kwasniok

Warum der 43-Jährige in mehrfacher Hinsicht an Steffen Baumgart erinnert – und was ihn mit FC-Legende Lukas Podolski verbindet.

Der 1. FC Köln hat mit Lukas Kwasniok einmal mehr einen Cheftrainer vom SC Paderborn 07 verpflichtet. Zuletzt war mit Steffen Baumgart im Juli 2021 ein neuer Coach vom Zweitligisten zum FC gewechselt – und das durchaus mit Erfolg.

Der heutige Trainer von Union Berlin sorgte zu Köln-Zeiten anfangs mit seinem Angriffsfußball für eine große Euphorie, die den FC bis in den Europapokal führte. Einen unter Sparzwang zusammengestellten FC-Kader konnte Baumgart letztlich aber nicht mehr in der Liga halten. Es kam im Winter 2023 erst zu Trennung, später zum siebten FC-Abstieg unter Timo Schultz, der von Christian Keller installiert worden war.

FC-Trainer Lukas Kwasniok lässt gerne intensiven Angriffsfußball spielen

Doch jetzt ist der 1. FC Köln wieder zurück in der Erstklassigkeit und hat mit Kwasniok einen Trainer gefunden, der es ebenfalls mit intensiv geführtem Angriffsfußball hält. Der 43-Jährige ließ sein Team zuletzt vorzugsweise im 3-4-3-System spielen, mit variablen Offensivspielern.

Lukas Kwasniok erklärt Adriano Grimaldi wie er nach seiner Einwechslung zu spielen hat.

Lukas Kwasniok erklärt Adriano Grimaldi wie er nach seiner Einwechslung zu spielen hat.

Ob sich das System auf den Kölner Kader übersetzen lässt, wird sich zeigen. Der grundsätzlich aber schnörkellose und mit großem Kampfgeist geführte Fußball in Paderborn dürfte Sportdirektor Thomas Kessler und schließlich auch den FC-Vorstand überzeugt haben. Der FC war schließlich bereit, für Kwasniok eine Ablöse zu berappen, die sich dem Vernehmen nach auf deutlich unter einer Million Euro belaufen soll.

Damit setzte sich Kessler wohl auch gegen einige Konkurrenten durch. Kwasniok galt beispielsweise neben Sandro Wagner als Wunschkandidat bei der TSG Hoffenheim, um den bislang recht glücklosen Österreicher Christian Ilzer zu beerben. Das hätte auch Sinn ergeben, weil Kwasnioks Familie in Karlsruhe wohnt und der Weg von dort in den Kraichgau nicht mehr weit gewesen wäre.

Aber auch dem VfL Wolfsburg wurde Interesse an Lukas Kwasniok nachgesagt, der wie FC-Ikone Lukas Podolski im polnischen Gliwice geboren wurde. Schalke 04 machte sich ebenfalls eine Zeit lang Hoffnungen. Nun aber ist Köln seine nächste Trainerstation.

Lukas Kwasniok verwirft seine Auszeit für den 1. FC Köln

Dabei hatte es zunächst so ausgesehen, dass der Coach, der an der Seitenlinie gerne aktiv und lautstark die Richtung seiner Mannschaft vorgibt, nach seiner Station in Paderborn zunächst einmal eine Pause einlegen würde. „Wissen Sie, ich habe jetzt vier Jahre voller Hingabe für den SC Paderborn gearbeitet. Mir fällt es aktuell extrem schwer, mich mit einer potenziellen Aufgabe zu identifizieren“, hatte Kwasniok nach dem letzten und enttäuschenden 0:3 in Karlsruhe auf die Frage nach seinem nächsten Engagement geantwortet.

Trainer Lukas Kwasniok auf einer Pressekonferenz des SC Paderborn.

Trainer Lukas Kwasniok auf einer Pressekonferenz des SC Paderborn.

Und weiter: „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man mich zu Beginn der Saison nicht an der Seitenlinie sehen wird“. Doch Kwasniok schloss auch nicht aus, dass er die Situation in „zwei, drei Wochen wieder anders sehen könnte“.

Und so ist jetzt geschehen. Beim FC wird der gebürtige Pole insofern auch mit seiner impulsiven Art an Steffen Baumgart erinnern. Seine Emotionen trägt der Fußballtrainer auch gerne mal ungefiltert nach außen.

Lukas Kwasniok trägt seine Emotionen gern nach außen

Nach einer 1:2-Heimpleite gegen Hertha BSC im Januar 2025 fragte er am WDR-Mikrofon, ob Video-Assistentin Katrin Rafalski wohl „Siesta“ gemacht habe, weil sie sich bei einer umstrittenen Entscheidung nicht eingeschaltet hatte. „Ich bin kein Freund vom VAR. Aber wenn wir ihn haben, dann müssen wir auch schauen, dass alle bei der Sache sind. Und dass sich nicht jemand nebenbei die Wiederholung der Lindenstraße anschaut“, so Kwansniok.

Vor dem 18. Spieltag hatte der Trainer bereits für einen Schmunzler in den Sozialen Netzwerken gesorgt, indem er die Personalsituation seiner Mannschaft anhand von Autogrammkarten seiner Spieler besprach.

Und zu einem Disput mit Kölns Ex-Trainer Gerhard Struber an der Seitenlinie beim Spiel in Müngersdorf sagte Kwasniok als Paderborner Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Aber er hat echt schöne blaue Augen. Wir haben uns da aus der Distanz ein bisschen angenähert …“

Vorteil für Lukas Kwasniok: Anpassungsfähig, viele Flanken und ein Wunschspieler

Doch nun ist das Kapitel Paderborn für Kwasniok geschlossen. Auch ein Zwischenfall auf Mallorca im Jahr 2023 ist bereits zwei Jahre her. Als SCP-Coach war Kwasniok nach der Saison im Mai während einer Mallorca-Reise in Gewahrsam genommen und wenige Stunden später ohne Auflagen wieder freigelassen worden. Die Anschuldigungen erwiesen sich schnell als haltlos.

Nun soll Kwasniok für den FC ein Trainer sein, dem es gelingen kann, auch gegen vermeintlich stärkere Teams in der Bundesliga zu bestehen. Für diese Aufgabe wird eine gewisse Anpassungsfähigkeit vonnöten sein, die der Trainer etwa in der Saison 2019/20 unter Beweis stellte, als es Kwasniok mit dem Regionalligisten 1. FC Saarbrücken nach Siegen über Karlsruhe und Düsseldorf bis ins Halbfinale des DFB-Pokals schaffte.

Was außerdem für sein Engagement in Köln spricht: Kwasniok hatte in Paderborn den drittjüngsten Kader der Liga zur Verfügung und blieb dennoch gegen starke Teams wie Hamburg und Elversberg ohne Niederlage. Der SCP schlug zudem die meisten Flanken im Unterhaus, was wiederum Kölns neuem Mittelstürmer Ragnar Ache und dessen Kopfballstärke in die Karten spielen könnte.

Mit der jüngsten FC-Neuverpflichtung, Isak Johannesson, verstärkt zudem ein Spieler den Kölner Kader, der ganz nach Kwasnioks Geschmack ist. „Der linke Fuß, der hat was Geniales, was Kreatives. Mein absoluter Lieblingsspieler“, sagte er im vergangenen Dezember in der Fußball-Talkshow „At Broski“ über den Isländer.