KommentarDer 1. FC Köln darf Träume und muss Visionen haben

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Gisdol Heldt

Kölner Feuerwehrmänner: FC-Coach Markus Gisdol (l.) und Geschäftsführer Horst Heldt

  • Horst Heldt sprach am Donnerstag über die sportliche Erwartungshaltung in Köln.
  • Auch das Ziel für die neue Saison könne nur der Klassenerhalt sein, sagt der FC-Sportchef.
  • Verständlich. Aber warum soll der 115.000 Mitglieder starke Klub aus der viertgrößten Stadt Deutschlands nicht auch mal das schaffen, was Klubs wie Freiburg, Augsburg, Mainz seit vielen Jahren gelingt?

„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Es ist nicht bekannt, ob Horst Heldt die Aussage des früheren Bundeskanzlers und großen Pragmatikers Helmut Schmidt im Sinn hatte, als er am Donnerstag ein Plädoyer mit der Forderung nach mehr Realismus beim 1. FC Köln hielt. Das Ziel des Klubs, es könne auch in der neuen Saison nur der Klassenerhalt sein, sagte Heldt.

Aus der Sicht des Sportchefs ist diese Wortmeldung verständlich. Denn als Heldt und Trainer Markus Gisdol im November ihre Arbeit am Geißbockheim aufnahmen, lag die Mannschaft sportlich am Boden und der Verein in Agonie. Für einen Aufsteiger geht es für gewöhnlich ohnehin erst einmal nur um den Klassenerhalt, die zweite Saison nach dem Aufstieg gilt zudem als die schwierigere.

So weit, so verständlich. Doch am Ende wird der mit fast 20 Millionen Euro verstärkte Kader erreicht haben, was die Verantwortlichen bei der Saisoneröffnung – in personell anderer Besetzung – vollmundig versprachen: Den Klassenerhalt. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Auch Heldt hat kurz von höheren Zielen geträumt

Heldt sprach auch die Erwartungshaltung in Köln an. Mit der ist es so eine Sache. Nach dem Absturz im Spätherbst war sie nicht vorhanden, nach dem Höhenflug, der zurecht gewürdigt wurde, stieg sie. Heldt gab selbst zu, kurz von höheren Zielen geträumt zu haben. Und wird sich im Nachhinein vielleicht geärgert haben, sie nicht ausgegeben zu haben. Genauso ist es jetzt aber auch angebracht, die bedenklichen Auftritte zuletzt zu kritisieren und zu hinterfragen. Da hätte man sich auch mal klarere Worte von der Vereinsführung gewünscht.

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Zurück zu den Visionen. Warum soll der 115.000 Mitglieder starke Klub aus der viertgrößten Stadt Deutschlands nicht auch mal das schaffen, was Klubs wie Freiburg, Augsburg, Mainz seit vielen Jahren gelingt? Das muss für den 1. FC Köln möglich sein. Und das war nicht „nur“ der Klassenerhalt. Träumen darf, muss erlaubt sein – erst recht in diesen Zeiten. Träumen gehört zum Fußball. Die Fans bringen ihr Geld ja nicht zu einer Bank.

Heldt schloss damit, dass er keinen langweiligen Verein und den Klub auf keinen Fall verändern will. Das ist gut so. Denn der 1. FC Köln lässt sich ohnehin nicht verändern. Der Verein berührt die Menschen. Deshalb gehören die Emotionen, Träume und auch das manchmal Unstete zum FC.

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