Kommentar zum 1. FC KölnVehs Abschied bewahrt FC vor einer schwierigen Debatte

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Veh afp neu

Verlässt den 1. FC Köln im Sommer: Armin Veh

  • Armin Veh wird seinen auslaufenden Vertrag beim 1. FC Köln nicht verlängern.
  • Mit seinem Abschied erweist der scheidende Sportdirektor den Kölnern einen Dienst.
  • Das veränderte Jobprofil könnte einer der Gründe sein, wieso Veh das Weite sucht.

Köln – Mit der Entscheidung, seinen Vertrag nicht über diesen Sommer hinaus zu verlängern, hat Armin Veh dem 1. FC Köln durchaus einen Dienst erwiesen. Denn er hat dem Verein eine Diskussion erspart, die zu führen gewesen wäre und die durchaus das Potenzial gehabt hätte, Zerwürfnisse zu beschwören. Zwar hatte der neue Vorstand schon im September seinen Willen zu Kontinuität in der Führung erklärt, und nach schwierigen Phasen hatte Veh beim FC zahlreiche Akteure auf seine Seite gebracht, die ihn anfangs kritischer gesehen hatten.

Doch bedeutete das nicht, dass Vehs Weiterbeschäftigung ausschließlich zu Vehs Bedingungen gelaufen wäre. Im Gegenteil. Es gab klare Anforderungen, es gab ein Jobprofil. Und das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert.

Armin Veh will womöglich nicht mehr in der ersten Reihe stehen

Womöglich war das ein Anlass für Veh, nach den ersten Gesprächen mit dem Präsidium relativ rasch für sich zu beschließen, beim FC nicht mehr unbedingt in der ersten Reihe stehen zu wollen.

Der 1. FC Köln will in der sportlichen Führung Strukturen schaffen, die den Verein unabhängiger von Personen machen, das hat der neue Vorstand bereits vor seiner Wahl als Teil seines Programms präsentiert. Es ist eine Tradition im Profifußball, auf starke Männer zu setzen, und Armin Veh ist einer der Prototypen dieser Vorstellung von Führung. Das will der 1. FC Köln aufbrechen und neue Wege gehen.

Nicht mehr die Welt des Armin Veh

Doch womöglich ist die neue Welt der Datenbanken, Algorithmen und messbaren Erfolgsfaktoren nicht mehr unbedingt die Welt des Armin Veh. Und weil man im Profifußball überwiegend mit leitenden Angestellten zu tun hat, die finanziell vollends unabhängig sind, war klar: Die Kombination aus Nicht-mehr-unbedingt-Wollen und Nicht-mehr-müssen würde mit hoher Wahrscheinlichkeit Vehs Abschied bedeuten.

So ist es nun gekommen. Armin Veh wird zufrieden sein mit seiner Entscheidung und sich schon bald nach Aufgaben umschauen, in denen er sich nicht mehr neu erfinden muss und weniger abhängig ist vom Tagesgeschäft mit seinen Launen und dem ewigen Hin und Her aus Erfolg und Scheitern.

Für den 1. FC Köln beginnt nun die Suche nach einem Nachfolger. Der Zeitpunkt der Verkündung scheint auf den ersten Blick inmitten einer sportlichen Krise nach den Niederlagen in Mainz und im Pokal gegen Saarbrücken nicht ideal. Doch hat Vehs Entscheidung wenig Einfluss auf die Leistungen der Spieler.

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FC-Trainer Achim Beierlorzer

Beierlorzers Schicksal wird Veh zwar wohl noch mitbestimmen

Achim Beierlorzers Schicksal wird Veh zwar wohl noch bestimmen. Doch wenn der Kölner Trainer in den anstehenden Spielen weitere Desaster erlebt, wird Veh in Absprache mit den Vereinsgremien eine Entscheidung treffen, die der Logik der Branche folgt – und nicht etwa dem Bauchgefühl des Sportchefs.

Für den Verein ist es eher so, dass eine wichtige Frage beantwortet ist: Einen Geschäftsführer mit nur noch kurzer Vertragslaufzeit will sich kein Unternehmen leisten. Und selbst wenn die Suche nach dem neuen Mann nun neue Arbeit bedeutet, herrscht immerhin in der Frage nach Vehs Zukunft Klarheit, ist eine Unsicherheit ausgeräumt.

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Der Verein erhält nun eine weitere Chance, eine richtige Entscheidung zu treffen. Und der neue Vorstand eine erste Gelegenheit, sich zu beweisen. 

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