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Trainingslager bei AdidasWird der 1. FC Köln Nachmieter der Nationalelf?

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Blick auf den intensiv abgeschirmten Trainingsplatz im Homeground in Herzogenaurach.

Blick auf den intensiv abgeschirmten Trainingsplatz im Homeground in Herzogenaurach. 

1. FC Köln plant, im Leistungszentrum des neuen Ausstatters Adidas sein Sommercamp abzuhalten – und Nachmieter der Nationalelf zu werden

In den vergangenen zwei Sommern machte der 1. FC Köln in der Saisonvorbereitung in Bad Waltersdorf in der Steiermark Station. Allerdings war die Partnerschaft mit der Steirischen Tourismus und Standortmarketing (STG) nicht frei von Schwierigkeiten. Im ersten Jahr befand sich der Trainingsplatz im Thermenstadion in indiskutablem Zustand. Und auch im vergangenen Sommer präsentierte sich der Rasen trotz mehrfacher Besichtigung lediglich als bedingt geeignet für den Trainingsbetrieb einer Profimannschaft.

Kurz vor der Anreise der Kölner hatte im Thermenstadion eine Sportveranstaltung regionaler Feuerwehren stattgefunden, deren Wettkämpfe deutliche Spuren hinterließen. Lukas Kwasniok riet seinen Spielern damals, angesichts des eigenen Niveaus keine makellosen Plätze zu verlangen. „Wir erwarten keine Perfektion, wir sind auch nicht perfekt“, sagte er zu Beginn seiner Mission als FC-Trainer. Ganz glücklich waren die Kölner allerdings dennoch nicht mit ihrer Wahl.

Zufriedene Gastronomie

Für die Region zahlte sich der Besuch des Bundesliga-Aufsteigers aus. In der glühend heißen Provinz im fernen Osten Österreichs ist im Hochsommer üblicherweise wenig Betrieb; die Touristen kommen eher im Frühjahr und Herbst. Doch allein die FC-Fans sorgten für große Umsätze. Hotels, der örtliche Campingplatz und nicht zuletzt die Gastronomiebetriebe der Gegend verzeichneten ordentliche Umsätze. Im Großen und Ganzen war der Aufenthalt kein Reinfall. Dennoch blieb der Eindruck, dass die Kölner in der Steiermark keine Trainingsheimat für die Zukunft gefunden hatten.

Das scheint sich im kommenden Sommer zu bestätigen. Dann vollzieht der 1. FC Köln den Ausrüsterwechsel von Hummel zu Adidas. Im Zuge dessen planen die Kölner und der Sportartikelriese nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die neue Zusammenarbeit mit einem Trainingslager am Unternehmenssitz zu beginnen – im „Homeground“ genannten Trainingszentrum, das der DFB-Nationalmannschaft bei der EM 2024 bereits als Teamquartier diente. Julian Nagelsmann wird das Gelände im kommenden Sommer nicht benötigen, da der Bundestrainer zur Vorbereitungsphase der Bundesligaklubs mit der DFB-Auswahl bei der Weltmeisterschaft in Nordamerika sein wird.

Eine gute Möglichkeit für die Kölner, die Vorbereitung unter bestmöglichen Bedingungen zu absolvieren. Der Homeground im mittelfränkischen Herzogenaurach besteht aus 15 Bungalows, in denen jeweils vier Personen untergebracht sind. Zudem stehen Besprechungs-, Taktik- und Schulungsräume zur Verfügung. Dazu zwei fußläufig erreichbare Rasenplätze, auf denen garantiert keine Feuerwehrfeste stattfinden werden.

Im vergangenen Sommer absolvierte Union Berlin das Sommertraining im perfekt ausgestatteten Homeground in Herzogenaurach.

Im vergangenen Sommer absolvierte Union Berlin das Sommertraining im perfekt ausgestatteten Homeground in Herzogenaurach.

Im vergangenen Sommer waren nacheinander die Bundesligisten Union Berlin und der Hamburger SV in Herzogenaurach zu Gast, beide Klubs werden von Adidas ausgerüstet. „Ich würde hier sogar Urlaub machen“, sagte Unions Coach Steffen Baumgart angesichts der Möglichkeiten des Camps.

Für die FC-Fans könnte sich jedoch einiges ändern. Die Sommer-Trainingslager der Mannschaft sind stets auch Ziel von Pilgerfahrten der Kölner Anhänger; gerade in entfernteren Trainingsorten ist die Atmosphäre oft familiär, gibt es viele Begegnungen mit den Profis. Der Adidas-Stammsitz dagegen ist streng abgeschirmt, der HSV absolvierte im vergangenen Sommer lediglich eine öffentliche Trainingseinheit. Der 1. FC Köln, der sich traditionell als nahbarer Verein versteht, hätte also noch Planungsarbeit zu verrichten, damit am Ende der perfekte Rasen nicht das Einzige ist, was den Klub am Standort des neuen Ausrüsters glücklich macht.