Knapp eine Million Euro Strafen musste der 1. FC Köln in der Aufstiegssaison 2024/25 für Vergehen seiner Fans zahlen – überwiegend wegen Vorfällen mit Pyrotechnik
1. FC Köln führt Strafenranking anEin Titel, den niemand haben will

Teurer Spaß: FC-Fans während des Pokalspiels gegen Hertha BSC im Dezember 2024. Die Pyroshow kostete den 1. FC Köln 290.600 Euro.
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Es ist in mehrfacher Hinsicht ein Titel, mit dem der 1. FC Köln wenig anfangen kann. Zum Jahresende steht die Höhe der Strafen fest, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in der Saison 2024/25 in Richtung der 56 Vereine der drei deutschen Profifußball-Ligen ausgesprochen hat. Insgesamt gut zwölf Millionen Euro verhängte das DFB-Sportgericht; 924.355 Euro davon entfielen auf Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln, der damit den größten Einzelposten aufbringen musste und den inoffiziellen Titel des „Randale-Meisters“ erhielt.
Auch der zweite Aufsteiger Hamburger SV wurde mit 623.555 Euro deutlich zur Kasse gebeten, was im Gesamtranking Platz drei bedeutete. Dazwischen lag Eintracht Frankfurt. Die Hessen waren mit 764.600 Euro erneut der Strafen-Krösus der Bundesliga. Zahlreiche Medien griffen die Erzählung vom Kölner „Randale-Meister“ gern auf, übersahen dabei allerdings, dass der überwiegende Teil der Strafen erneut im Zusammenhang mit pyrotechnischen Vorfällen ausgesprochen wurde.
Der Begriff Randale bezeichnet gewalttätige, aggressive Ausschreitungen, bei denen es typischerweise zu Sachbeschädigungen, Angriffen auf Menschen oder massiven Störungen der öffentlichen Ordnung kommt. Wenig davon ist in den Stadien zu beobachten, wenn auf Fantribünen Fackeln entzündet werden, zumal in Köln. Zwar mag eine abstrakte Gefahr vom Feuerwerk in der Menschenmenge ausgehen. Berichte darüber, dass sich diese Gefahr in deutschen Stadien nennenswert verwirklicht, gibt es jedoch nicht.
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Der Stadionbesuch sei sicher, sagte Jörg Alvermann auf dem jüngsten Mitgliederstammtisch des 1. FC Köln. Er kenne keine Statistik, nach der es in Fußballstadien im Zusammenhang mit Pyrotechnik zu Verletzungen gekommen sei. Der Vizepräsident des FC, zugleich Vorsitzender der AG Sportrecht im Deutschen Anwaltverein, rief dazu auf, beim Thema Pyrotechnik zu differenzieren.
Alles, was die Hand verlässt, ist gefährlich, definitiv. Raketen, die geschossen werden oder Böller, die unvorbereitet Menschen treffen und Verletzungsrisiken mit sich bringen. Alles, was die Hand verlässt, gehört bestraft, und alles, was die Hand verlässt, ist auch etwas, was wir definitiv ablehnen
Es gebe „unterschiedliche Formen von Pyrotechnik und unterschiedliche Gefährdungsgrade, die dort entstehen“. Aus Haftungsgründen sei Feuerwerk im Stadion zwar grundsätzlich durch die Stadionordnung verboten, und Alvermann benannte auch klar jene Formen von Pyrotechnik, die nicht zu dulden seien: „Alles, was die Hand verlässt, ist gefährlich, definitiv. Raketen, die geschossen werden oder Böller, die unvorbereitet Menschen treffen und Verletzungsrisiken mit sich bringen. Alles, was die Hand verlässt, gehört bestraft, und alles, was die Hand verlässt, ist auch etwas, was wir definitiv ablehnen.“
Die Pyrofackel in der Hand würde der FC-Vorstand hingegen nicht pauschal verurteilen. Gerade auf der hierarchisch organisierten Kölner Südtribüne werde Pyrotechnik unter vergleichsweise kontrollierten Bedingungen abgebrannt. „Kein Mensch, der dort eine Pyrofackel zündet, hat auch nur annähernd ein Interesse daran, dass sich jemand verletzt“, sagte Alvermann.

FC-Vizepräsident Jörg Alvermann (l.)
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Laut Jahresstatistik der Polizei ist die Zahl der Vorfälle im Zusammenhang mit Pyrotechnik in der Saison 2024/25 um 73 Prozent gegenüber der Vorsaison gestiegen. Trotz hoher Strafen. Das sei ein Beweis dafür, „wie wirkungslos das Strafmodell des DFB bleibt“, sagte Jost Peter von der Fan-Interessenvertretung „Unsere Kurve“ der Deutschen Presse-Agentur. Schon zu Beginn des Jahres hatten mehrere Vereine aus dem Nordosten gefordert, kollektive Strafen beim Einsatz nicht missbräuchlich verwendeter Pyrotechnik abzuschaffen. Zweitligist Hertha BSC setzt sich ebenfalls dafür ein. Gerade für unterklassige Klubs stellen die Strafen eine hohe finanzielle Belastung dar. Zudem lösen sie das Problem offenbar nicht.
Da die Vereine einen Teil der Strafen für gewaltpräventive Maßnahmen verwenden dürfen, landeten letztlich gut acht Millionen Euro auf dem Konto des Verbandes. Sechs Millionen Euro davon flossen wie üblich als Spende an Fußball-Stiftungen.
Teures Pokalspiel gegen Hertha
Einen großen Anteil an der Gesamtstrafe hatte das Kölner Pokalspiel im Dezember 2024 gegen Hertha BSC. Damals zündeten die Fans auf der Südtribüne massenhaft Feuerwerkskörper, die aus mindestens 50 Feuerwerksbatterien abgeschossen wurden. Dafür sprach das DFB-Sportgericht eine Strafe von 290.600 Euro aus. Die wäre doppelt so hoch ausgefallen, hätte der 1. FC Köln nicht zwei Täter ermittelt, was nach den DFB-Richtlinien zu einer Reduzierung um 50 Prozent führt.
Beim FC sieht man die Strafen grundsätzlich als den falschen Weg. „Egal, wie man zu Pyrotechnik steht: Wir müssen akzeptieren, dass es noch keinem Klub gelungen ist, Pyrotechnik aus dem Stadion zu verbannen“, sagte Alvermann. Auch in Gesprächen mit Politikern habe er „niemanden getroffen, der diese Illusion“ teile. Pyrotechnik werde es also weiterhin geben – entscheidend sei der Umgang damit. Matthias Tillmann, Vorstandsvorsitzender beim FC Schalke 04, sieht das ähnlich. Man müsse gemeinsam nach Lösungen suchen. „Wir sehen, dass es aktuell nicht funktioniert. Einfach zu sagen, die Vereine zahlen einen bestimmten Betrag pro Fackel, die angezündet wird, führt offensichtlich nicht dazu, dass weniger Pyro gezündet wird“, sagte der 42-Jährige der dpa.
Tillmann ergänzte: „Stattdessen passiert es unkontrolliert und ist dadurch gefährlicher, als wenn man es kontrolliert machen würde. Man muss da offener in die Diskussion gehen. Vielleicht gibt es Möglichkeiten, Pyrotechnik kontrolliert zu zünden.“
Alvermann betonte, dass angesichts von rund 30 Millionen Stadionbesuchen im Jahr die Sicherheit nicht gefährdet sei. Der Besuch des Kölner Stadions etwa sei „deutlich sicherer, als das bei vielen Volksfesten der Fall ist – und sicherer, als es abends in dem einen oder anderen Kölner Stadtteil ist“.



