Der Trend beim FC ging zuletzt nach unten. Trainer Lukas Kwasniok spricht von sechs Siegen, die der Aufsteiger zum Klassenerhalt benötigt.
Jahresabschluss gegen UnionKwasnioks Rettungs-Rechnung für den 1. FC Köln

Auch höhere Mächte wollten den Kölnern nicht helfen: FC-Trainer Lukas Kwasniok bei der 0:2-Niederlage in Leverkusen
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Nach dem enttäuschenden Auftritt bei Bayer 04 Leverkusen waren die Protagonisten des 1. FC Köln um eine sachliche Einordnung der Dinge bemüht. Man habe bei einem Champions-League-Teilnehmer und erneuten -Aspiranten verloren. „Wir waren der klassische Aufsteiger und waren das gesamte Spiel unterlegen. Das 0:2 gilt es zu akzeptieren und weiterzumachen“, sagte Trainer Lukas Kwasniok. Auch Sportdirektor Thomas Kessler sprach davon, dass der FC der „verdiente Verlierer“ der Partie gewesen sei. Und Torhüter Marvin Schwäbe gab sich sogar betont gelassen: „Nächste Woche probieren wir es zu Hause wieder. Die fünf Spiele ohne Sieg beunruhigen mich nicht.“
Es ist noch gar nicht lange her, da hatte die FC-Welt rosa-rot ausgesehen. Nach dem 4:1-Sieg über Mit-Aufsteiger Hamburger SV waren die Kölner Anfang November bis auf Platz sieben geklettert. 14 Punkte und 16:12 Tore nach neun Spielen waren eine starke Ausbeute. Nur vier Teams (Bayern, Leipzig, Dortmund, Stuttgart) hatten weniger Gegentreffer als der FC kassiert. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz, den damals Gladbach einnahm, betrug acht Punkte.
Doch dann folgte das Derby am Niederrhein. Und seit der 1:3-Niederlage ist beim FC der Wurm drin. Jedenfalls konnten die Kölner an fünf Spieltagen nur noch zwei Punkte ergattern. Gladbach konnte mittlerweile von den Punkten her gleichziehen. Der Vorsprung auf den Tabellensechzehnten St. Pauli, gegen den die Kölner im vergangenen Heimspiel fahrlässig einen Sieg aus der Hand gegeben hatten (1:1), und auf den Vorletzten Heidenheim ist auf jeweils fünf Zähler geschmolzen. Das ist alles nicht beunruhigend und schon gar nicht dramatisch, der FC ist solider Tabellenzehnter. Doch der Trend ging zuletzt nach unten.
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Um in dieser Liga zu bleiben, wirst du am Ende ungefähr zehn Siege brauchen. Insofern gilt es, noch sechs Siege zu holen. Das ist machbar, aber auch eine schwierige Aufgabe.
„Für uns war es von Beginn an klar, dass es einzig und allein darum geht, den Klassenerhalt zu schaffen“, sagte Kwasniok und machte eine Rechnung auf: „Um in dieser Liga zu bleiben, wirst du am Ende ungefähr zehn Siege brauchen. Wir haben jetzt aktuell vier. Insofern gilt es, noch sechs Siege zu holen aus den verbleibenden 21 Spielen. Das ist ein machbarer Weg, aber auch eine schwierige Aufgabe.“ Kwasniok weiß: „Wir haben uns zu Beginn der Saison ein Polster aufgebaut – von dem zehren wir nach wie vor. Dennoch würde es uns gut zu Gesicht stehen, wenn wir auch mal wieder dreifach punkten können. Deshalb werden wir es nächste Woche gegen Union wieder versuchen.“
Jan Thielmann, der seit über sechs Jahren dem Kölner Profikader angehört, weiß, dass viel auf den Jahresausklang gegen die Köpenicker am Samstag (15.30 Uhr, Sky) ankommt. Die Mannschaft des früheren FC-Trainers Steffen Baumgart befindet sich im Aufwind und hat die Kölner mit 18 Punkten als Tabellenachter überholt. „Es ist noch alles im grünen Bereich, wir haben 16 Punkte“, sagte Thielmann und blickte voraus: „Wenn wir jetzt das letzte Spiel gut bestreiten und drei Punkte einfahren, dann gehen wir als Aufsteiger mit 19 Punkten in die Winterpause.“
Aber nicht nur für das Punktekonto, sondern auch für die Grundstimmung am Geißbockheim wäre ein gelungener Jahresabschluss wertvoll. Ein Erfolgserlebnis würde den FC gelöster in die kurze Winterpause entlassen. Ab dem 2. Januar bereiten sich die Kölner in Nurcia unweit von Benidorm an der Costa Blanca auf die Rückserie vor, die de facto aus 19 Spielen besteht. Zum Auftakt steht für die Kölner zwar keine schillernde, aber wichtige Begegnung an: Der FC tritt am 10. Januar in Heidenheim an und wird direkt von Alicante aus und ohne Rückkehr nach Köln nach Süddeutschland fliegen. Vier Tage später (14. Januar, 20.30 Uhr) empfangen die Kölner zum Hinrunden-Abschluss den FC Bayern.
In der kurzen Vorbereitung muss der Aufsteiger nicht nur die Sinne wieder schärfen, sondern er dürfte auch an der Kader-Optimierung arbeiten. Noch ist offen, ob Kessler auf dem Transfermarkt tätig wird, doch es geht in diese Richtung. Bedarf hat der FC auf der Innenverteidiger-Position. In Leverkusen standen mit Rav van den Berg und dem zum zweiten Durchgang eingewechselten Cenk Özkacar nur zwei gelernte Innenverteidiger zur Verfügung. Mit Timo Hübers, Luca Kilian (beide Knie), sowie Joel Schmied (Oberschenkel-Verletzung) und Dominique Heintz (Adduktoren) fielen vier Abwehrspieler aus, doch immerhin stehen Schmied und Heintz vor der Rückkehr.
Fast noch größeren Handlungsbedarf gibt es auf der Rechtsverteidiger-Position. Der erst im vergangenen Winter für rund zwei Millionen Euro von Sturm Graz verpflichtete Jusuf Gazibegovic spielt unter Kwasniok keine Rolle . Der 25-jährige Bosnier, doch noch bis 2028 unter Vertrag steht, kam in dieser Saison ganze 22 Minuten in der Bundesliga (beim 4:1 gegen Freiburg) zum Einsatz und verpasste acht Mal den Sprung in den Kader. Gazibegovic dürfte den Verein im Januar verlassen – möglicherweise zunächst auf Leihbasis. Sollte das der Fall sein, würde der FC in der ab dem 1. Januar beginnenden Transferperiode wohl tätig werden. Große Sprünge sind nicht drin, nachdem der Aufsteiger im vergangenen Sommer zusammen rund 25 Millionen Euro Ablöse für Neuzugänge ausgegeben hatte. Doch das ist noch Zukunftsmusik.
Erst einmal geht es für den FC darum, wieder einen Dreier einzufahren. Einfach wird die Aufgabe gegen Union nicht. Trainer Baumgart wird seine Mannschaft, die den FC nach dem überraschenden 3:1-Sieg gegen Leipzig in der Tabelle überholt hat, entsprechend motivieren. „Ich habe viele Bekannte in Köln, hatte dort eine tolle Zeit. Köln ist ein Wahnsinnsverein, mit Wahnsinnsfans. Das ist ein Erlebnis. Für mich ist es ein Spiel, auf das ich mich freue“, blickte Baumgart auf seine Rückkehr nach Köln.

