WM-HistorieDeutsche Auftaktpleiten und die Folgen

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Der algerische Spieler Lakhdar Belloumi dreht jubelnd ab, nachdem er am 15. Juni 1982 das 2:1 für Algerien gegen Deutschland erzielt hat.

Belloumi trifft zum 2:1 für Algerien bei der WM 1982 gegen Deutschland.

Die deutsche Mannschaft hat bereits 1982 und 2018 jeweils ihr erstes Gruppenspiel bei einer WM verloren. Mit unterschiedlichen Folgen.

Das Kapitel mit der Überschrift „Niederlagen im ersten WM-Spiel“ ist innerhalb des großen Albums der deutschen Turniergeschichte weiterhin ein sehr kleines. Die Pleite gegen Japan vom Mittwoch im Khalifa International Stadion war erst die vierte zum Turnierbeginn seit 1938, allerdings ereigneten sich nun bereits zwei dieser vier Pleiten eines deutschen Teams in Serie. Ein Überblick.

WM 1938 in Frankreich

Das Turnier begann direkt mit einer K.-o.-Runde. Das deutsche Team, WM-Dritter von 1934, traf im Achtelfinale auf die Schweiz. Es verlor zwar nicht das allererste Spiel, weil es 1:1 nach Verlängerung endete. Die Partie musste allerdings wiederholt werden, weil das Elfmeterschießen noch nicht erfunden war. Und dieses Match, alles in allem die Fortsetzung des unentschiedenen Spiels, gewannen die Schweizer in Paris nach einem 0:2-Rückstand überraschend 4:2.

Und zwar gegen eine deutsche Elf, die nach dem Zusammenschluss des Deutschen Reichs mit Österreich 1938 aus Akteuren beider Länder zusammengesetzt werden musste. Das so entstandene Team war zwar favorisiert (Österreich belegte bei der WM 1934 Rang vier), harmonierte aber nicht.

WM 1982 in Spanien

Die Mannschaft von Trainer Jupp Derwall reiste als Europameister und einer der großen Favoriten zur Vorrunde nach Gijon. Dort traf sie auf die Außenseiter aus Algerien. Derwall bot an, mit dem Zug nach Hause zu fahren, wenn das Auftaktspiel verloren gehen sollte. Torwart Toni Schumacher berichtete von teaminternen Tipps, die von 4:0 bis 8:1 reichten – für Deutschland.

Allerdings verloren die überheblichen Deutschen nach einer indiskutablen Leistung mit 1:2. Nach einem 4:1 gegen Chile folgte das als „Schande von Gijon“ bezeichnete Skandalspiel gegen Österreich. Deutsche und Österreicher wussten vor dem letzten Spiel, welches Ergebnis sie benötigten, um jeweils auf Kosten der Algerier weiterzukommen – 1:0 oder 2:0 für Deutschland.

Nach Horst Hrubeschs Tor zum 1:0 (11.) stellten beide Teams das Spielen ein. Ein unerhörter Skandal. Die algerische Delegation fühlte sich verschaukelt. Das deutsche Team erreichte später das Halbfinale gegen Frankreich, das als die Nacht von Sevilla in die WM-Geschichte einging.

Deutschland gewann 8:7 nach Elfmeterschießen, lag aber in der Verlängerung schon 1:3 zurück, ehe Rummenigge und Fischer noch ausglichen. Schumacher hielt zwei Elfmeter, foulte aber in der 57. Minute Patrick Battiston so brutal, dass dieser bewusstlos vom Platz getragen werden musste. Es folgten diplomatische Verstimmungen zwischen beiden Nationen.

Das Endspiel gegen Italien verlor Derwalls Auswahl mit 1:3.

WM 2018 in Russland

Eine saturierte deutsche Mannschaft, Weltmeister von 2014 und EM-Halbfinalist von 2016, verlor am 17. Juni 2018 in Moskau mit 0:1 gegen Mexiko. Bundestrainer Löw setzte dabei gleich auf acht Champions von 2014 in der Startelf und äußerte sich vorher offen über seine bevorzugte Taktik. Seinem Kollegen Juan Carlos Osorio gelang es deshalb, Löws Spielidee zu entschlüsseln und seine Elf entsprechend darauf einzustellen. Hirving Lozano erzielte das 1:0 für Mexiko (35.) – das reichte gegen eine indisponierte und ausgelaugt wirkende deutsche Elf. Die gewann zwar noch mit 2:1 gegen Schweden, doch nach dem 0:2 gegen Südkorea war das erste Vorrunden-Aus einer deutschen Elf bei einer WM besiegelt.

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